Vor dem Training wird aufgewärmt: Hier mit meinem Kumpel Jadon Sancho.Bild: imago-images.de
Akanjis Revier
Als Fussballer macht mir nichts so viel Spass wie das Spiel mit dem Ball. Doch es gehört noch vieles mehr dazu, damit ich die Robustheit, das Tempo und die Form habe, meine beste Leistung abzurufen.
02.12.2020, 11:5502.12.2020, 12:43
Mit 25 Jahren gehöre ich zwar noch lange nicht zum alten Eisen. Mir geht es zum Glück wirklich gut. Trotzdem spiele ich schon viele Jahre Fussball und ich spüre, dass in meinem Körper nicht mehr alles so ist, wie es einmal war. Deshalb arbeite ich mit Spezialisten zusammen, damit ich auf dem Platz weiterhin meine Leistung bringen kann.
Man ist sich als Spieler zwar schon früh bewusst, dass der eigene Körper das Arbeitsinstrument ist. Wie sehr man tatsächlich von einem gesunden Körper abhängig ist, begreift man aber häufig erst dann, wenn er nicht mehr mitmacht. Bei mir war es jedenfalls so, als ich 2016 noch als Spieler des FC Basel einen Kreuzbandriss erlitten hatte. Da merkte ich, dass auch ich verwundbar bin. Vorher hatte ich oft das Gefühl, dass es schon irgendwie geht, auch wenn ich angeschlagen war.
Krafttraining und Stabilisationsübungen gehören zum Alltag eines Fussballprofis.Bild: www.imago-images.de
So wie mir geht es vermutlich vielen Fussballern. Bei mir war es so, dass es nach dieser Verletzung «klick» gemacht hat. Ich bemerkte, dass ich auf einige Dinge besser achten muss und ich lernte auch, besser auf die Zeichen des Körpers zu hören. Bei Schmerzen gehe ich nun lieber einmal zu oft zum Physiotherapeuten, damit er vom Problem weiss und wir es möglichst schon im Ansatz beheben können.
Noch vor dem Kreuzbandriss erlitt ich einen Bündelriss. Ich ging bereits mit Schmerzen in eine Partie gegen St.Gallen, sagte aber keinem etwas davon, denn ich wollte unbedingt spielen. Ich hatte nach einem etwas schwierigen Start in Basel gerade einen Lauf und wollte mich nicht von einer Verletzung stoppen lassen. Lieber biss ich auf die Zähne und versuchte, den Schmerz zu ignorieren. Doch im Verlaufe der Partie wurden die Schmerzen immer schlimmer, so dass ich mich in der Halbzeitpause auswechseln lassen musste.
Nun konnte ich nichts mehr verbergen und Trainer Urs Fischer war ziemlich sauer, denn er sah meinem Spiel an, dass ich nicht fit war. Er sagte mir, dass mir der Vorfall hoffentlich eine Lehre sei – und das war er. Fussballer sollten offen mit Blessuren umgehen, frühzeitig mit Fachleuten darüber reden, um Verletzungen möglichst verhindern zu können.
Auch wenn der Ball in der Nähe ruht: Teile des Trainings finden ohne ihn statt.Bild: www.imago-images.de
Seit meinem Kreuzbandriss arbeite ich zusätzlich mit einem Osteopathen zusammen. Er besucht mich regelmässig in Dortmund und wenn ich in der Schweiz bin, gehe ich zu ihm. Er kennt meinen Körper von allen, die ihn pflegen, vermutlich am besten und darum fühle ich mich bei ihm sehr gut aufgehoben.
Der Osteopath schaut, dass mein Körper in der richtigen Balance ist, dass beispielsweise meine Hüfte nicht verschoben ist, ich deshalb schräg stehe und so unabsichtlich falsche Muskeln oder Knochen belaste. Er betrachtet den Körper als Ganzes und versucht, Probleme auch ganzheitlich zu lösen. Sollte ich etwa Rückenschmerzen haben, dann muss die Ursache dafür nicht unbedingt im Rücken sein. Die Schmerzen können ihren Ursprung auch im Knie haben, von dort strahlt es in die Hüfte aus und weiter in den Rücken.
Wir gehen aber auch auf spezifische Probleme ein. Wenn ich etwa einen Schlag aufs Knie erhalten habe oder mit dem Fuss umgeknickt bin, dann behandelt er dies. Häufig arbeitet er mit feinen Nadeln, löst an Triggerpunkten die Spannung. Ich habe festgestellt, dass dies meinem Körper sehr gut dabei hilft, sich auszuruhen und die Heilung beschleunigt.
Nach einem Match mit Borussia Dortmund steht für alle Spieler ein Regenerationstag auf dem Programm. Wir fahren dann auf dem Indoor-Velo, dehnen ausgiebig, machen Kraft- und Stabilisationstraining. Oft ist es uns Spielern selber überlassen, wie wir diesen Tag gestalten. Die Coaches geben uns Vorschläge und wir machen das, wovon wir glauben, dass es uns gut tut. Es kann auch vorkommen, dass man sehr erschöpft ist und sich lieber einen Tag der reinen Erholung gönnt. Dann bespricht man das mit den Trainern und sie schauen, welche Übungen man vielleicht dafür am Tag darauf macht.
Trotz des Maillot Jaune: Velo fahre ich nicht oft.Bild: www.imago-images.de
Ich entscheide mich meistens für ein Oberkörpertraining und Stabilisationsübungen. Dazu kommt eine Massage, die zwischen 45 Minuten und einer Stunde dauert. Die geniesse ich, gerade nach einem anstrengenden Spiel kann ich dabei gut entspannen. Eine optimale Regeneration ist, gerade bei einem so dichten Spielplan wie wir ihn derzeit haben, sehr wichtig.
Dazu gehört auch ein guter Schlaf, ich achte darauf, dass ich in der Nacht auf mindestens sieben bis acht Stunden Schlaf komme. Natürlich ist das jetzt, wo ich einen kleinen Sohn habe, nicht immer umsetzbar. Aber dafür kann ich auch mal mit ihm zusammen ein Nachmittagsschläfchen machen. Ich achte mich sehr darauf, genügend Schlaf und Erholung zu bekommen, denn wer müde ist, der ist anfälliger für eine Verletzung.
Ich las auch schon Artikel über Cristiano Ronaldo. Wenn die wirklich stimmen, dann schläft er nicht durchgehend in der Nacht, sondern in kurzen Nickerchen über den ganzen Tag verteilt, und eine Stunde bevor er schläft, legt er das Smartphone zur Seite. Darüber spricht man dann natürlich in der Kabine. Oder auch über einen wie Zlatan Ibrahimovic, der schon 39 Jahre alt ist und immer noch Topleistungen zeigt. Das sind mit Sicherheit zwei Fussballer, die wahnsinnig viel dafür gemacht haben, um immer noch so gut zu sein.
Natürlich auch sehr wichtig:
Um Verletzungen vorzubeugen, trainiere ich manchmal schon vor dem Mannschaftstraining. Ich bereite meinen Körper so auf die Belastung vor, die ihn erwartet. Gerade wenn mir ein bestimmter Körperteil Sorgen bereitet, wärme ich diese Stellen bereits vor dem eigentlichen Training im Kraftraum auf.
So wichtig wie ein gesunder Körper ist ein gesunder Geist. Vor jedem Spiel telefoniere ich mit meinem Mentalcoach. Etwa eine Stunde vor der Abfahrt ins Stadion gehen wir miteinander durch, was wichtig sein wird im Match, worauf ich gefasst sein muss, solche Dinge. Das hilft mir, mich zu fokussieren.
Wenn ich verreise, dann berücksichtige ich bei der Wahl des Hotels die Möglichkeit, dort Sport zu treiben. Wir erhalten ja Vorgaben des Klubs, wie wir uns in den Ferien fit halten sollen. Als ich einmal in Dubai Urlaub machte und meine damaligen Mitspieler Julian Weigl und Mario Götze ebenfalls dort waren, haben wir zu dritt eine Lektion bei einem Personal Trainer gebucht. Es war ein wirklich gutes Workout, für den Moment komme ich aber ohne einen Privattrainer aus. So einer kann dann besonders sinnvoll sein, wenn ein Fussballer von einer Verletzung zurückkommt. Denn wie gesagt: Der Körper ist das Kapital eines Sportlers.
Mehr dazu kannst du hier lesen:
Auch was Basketballstar LeBron James leistet, beeindruckt mich sehr. Er hat sehr viel in seinen Körper investiert, war in 18 Jahren in der NBA deshalb praktisch nie ernsthaft verletzt und spielte stets auf höchstem Niveau. Da sieht man, dass es sich auszahlt, wenn man seinem Körper gut schaut.
Allerdings ist es am Ende auch eine Frage des Glücks oder besser gesagt des Pechs: Manchmal kannst du nicht einmal etwas dafür und wirst bei einem Zweikampf so schwer verletzt, dass deine Karriere vorbei ist. Doch alles, was in meiner Macht steht, mache ich. Damit mein Körper hoffentlich so lange mitmacht, wie ich will.
Mehr aus meinem Blog:
Bayern München steht im Halbfinal der Champions League. Joshua Kimmich entschied die Partie gegen Arsenal quasi im Alleingang. Danach wurde der deusche Nationalspieler ungewohnt deutlich.
Für Joshua Kimmich muss das 1:0 seines FC Bayern über den Arsenal am Mittwochabend eine doppelte Erlösung gewesen sein. Nicht nur buchten die Bayern den Einzug ins Halbfinale der Champions League, auch krönte sich Kimmich mit seinem Kopfballtreffer in der 64. Minute zum Mann des Spiels. Sein Treffer entschied die Partie gegen einen Gegner, der nur schwer zu knacken gewesen war.
Ich finde die Einstellung beachtenswert!
Zu LeBron: der trainierte sich sogar eine andere Art zu landen an um die Gelenke weniger zu belasten.
Da könnte sich ein Zion eine Scheibe abschneiden, da jagt es mir selbst bei jeder Landung von ihm die Kniescheiben raus.