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BVB: Manuel Akanji erklärt die Fitness- und Medizinchecks bei Dortmund

epa08581952 Dortmund's Manuel Akanji attends the team's first pre-season training session in Dortmund, Germany, 03 August 2020. All players were required to have two negative coronavirus tes ...
Am Montag ging endlich das Training auf dem Platz wieder los.Bild: keystone
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Wie die jährlichen Fitnesstests beim BVB ablaufen

Nach vier Wochen Ferien hat das Training beim BVB mit Medizin- und Fitnesstests wieder begonnen. Ich verrate euch, was dabei geprüft wird und warum diese Tests für unsere Gesundheit so wichtig sind.
06.08.2020, 14:1507.08.2020, 06:43
Manuel Akanji
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Dass durch die vielen Verschiebungen wegen des Coronavirus in diesem Sommer alles anders ablief als sonst, hatte einen schönen Nebeneffekt: vier Wochen Sommerferien. Das hatte ich tatsächlich zum letzten Mal, als ich mit 11 Jahren von Wiesendangen zum FC Winterthur gewechselt bin.

Es ist jetzt nicht so, dass es mir in so langen Ferien langweilig geworden wäre. Ich konnte wunderbar viel Zeit mit meiner Familie verbringen. Seit Mai bin ich schliesslich Vater und dann ist es, gerade in meinen Beruf, nicht selbstverständlich, dass man sich über so lange Zeit intensiv mit dem eigenen Sohn beschäftigen kann. Ich habe den grössten Teil der Ferien dann auch mit der Familie in der Schweiz verbracht, um nach der intensiven Saison einmal komplett abzuschalten.

Trotz erholsamen Familienferien bin ich natürlich nicht bloss auf der faulen Haut gelegen. Zwar war am Anfang wirklich Erholung angesagt und allfälliges Training freiwillig, spätestens in der zweiten Woche absolvierte ich dann aber wieder ein Programm aus verschiedenen Läufen, das unsere Fitnesstrainer individuell zusammengestellt haben.

Wenn ihr jetzt denkt, ich gehe für meine Läufe einfach in den Wald joggen, liegt ihr richtig. Genau so habe ich das tatsächlich gemacht. Ausser bei den Intervall-Läufen, die sind in unebenem Gelände mit viel Auf und Ab im Wald nicht seriös zu erledigen. Dafür habe ich mir eine Runde um Schrebergärten in Winterthur gesucht.

Ich achte sorgfältig darauf, dass ich zum Trainingsstart richtig fit bin, denn je näher der Trainingsstart rückt, desto mehr Augenmerk richte ich dann wieder auf eine gesunde Ernährung.

Der Start in die neue Saison verlief den Umständen entsprechend ziemlich ungewöhnlich. Wegen der Covid-19-Pandemie hatte wir folgendes Programm für die ersten Tage:

  • Donnerstag, 30. Juli: Erster Corona-Abstrich und individuelles Lauf-Training.
  • Freitag, 31. Juli: Diverse Medizin- und Fitnesschecks.
  • Samstag, 1. August: Zweiter Corona-Abstrich.
  • Sonntag, 2. August: Laktat-Test.
  • Montag, 3. August: Start mit dem Mannschaftstraining, da alle Corona-Tests beim BVB negativ ausfielen.

Ihr lest bestimmt immer wieder von diesen Medizin- und Fitnesstests bei Fussballklubs und könnt vielleicht relativ wenig damit anfangen. Deshalb erkläre ich euch heute mal, was das bei Borussia Dortmund alles beinhaltet.

Dass die Füsse beim Fussball eine besonders grosse Rolle spielen, ist selbsterklärend. Deshalb nehmen Tests dazu auch eine grosse Rolle ein. So kontrollieren zum Beispiel Experten meine Gangart. Dazu wird eine hochsensible Matte verwendet, die Belastung sehr genau messen kann. Ich laufe oder jogge darüber oder mache einen Ausfallschritt mit Landung auf dieser Matte. Je nach Belastung kann dann zum Beispiel analysiert werden, ob ein Spieler Einlagen braucht.

Des Weiteren werden meine Füsse fotografiert, es gibt einen Fussabdruck in einer Art Schaumstoff und die Länge der Beine wird gemessen. Dazu gibt es Sprungtests mit einem und beiden Beinen. Hier wird speziell auch auf die Landung geachtet.

Die Beweglichkeit spielt für Profifussballer ebenfalls eine ganz wichtige Rolle, deshalb gibt es diverse Tests dafür. Zum Beispiel müssen wir mit einer Stange auf dem Rücken möglichst tief in eine Squat-Position gehen – es gibt aber auch eigens dafür entwickelte Geräte, welche zum Beispiel die Hüftbeweglichkeit messen.

Auch bei Gladbach und Yann Sommer wird die Hüftbeweglichkeit gemessen.

Beim Physiocheck wird auch wieder die Beweglichkeit von zum Beispiel den Fussgelenken oder das Volumen von Ober- und Unterschenkel gemessen. All diese Tests dienen in erster Linie dazu, allfällige Schwächen zu erkennen. Es geht also darum, Defizite zu erkennen und auszumerzen, bevor Verletzungen entstehen.

Und dann kommt noch der klassische Laktat-Test, um die anaerobe Schwelle zu finden. Grundsätzlich geht es darum, den optimalen Trainingsbereich zu finden, um eine Überbelastung zu verhindern. Es ist nicht so, als wäre das wie bei einer Prüfung in der Schule, bei der man vielleicht etwas nervös ist, aber ich drücke es mal so aus: Ich kenne keinen Spieler, der sich auf den Laktat-Test freut.

Du startest mit 6 km/h und rennst für drei Minuten. Danach gibt es 30 Sekunden Pause, in der dir Blut vom Ohrläppchen genommen wird und der Blutdruck gemessen wird. Dieser Vorgang wiederholt sich dann mit 8 km/h, 10 km/h und so weiter. Bis der Spieler an seine Grenzen kommt. Bei mir geht das jeweils bis 18 km/h, dort brach ich nach etwa der Hälfte der Zeit ab. Bei uns rennen in diesen Tests alle etwa gleich viel, tendenziell halten aber schon die Mittelfeldspieler positionsbedingt etwas länger durch.

Bei diesen Laktattests ist es aber auch nicht nötig, an die komplette Leistungsgrenze zu gehen. Dazu haben wir regelmässig die intermittierenden Yo-Yo-Tests, die sind da repräsentativer. Bei uns konnte Erling Haaland am längsten rennen.

Nachdem ich die letzten drei Spiele der vergangenen Saison wegen einer leichten Muskelverletzung in der Wade auslassen musste, fühle ich mich wieder topfit – was auch die Tests bestätigt haben. Und nach den vier Wochen Sommerferien ist vor allem etwas unermesslich: die Lust, endlich wieder auf dem Platz zu stehen.

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bild: sven germann

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Von Wiesendangen auf die grosse Fussballbühne: Manuel Akanji hat sich als Bundesligaspieler und in der Schweizer Nati etabliert.

In seinem Blog auf watson erzählt der 25-Jährige aus dem Leben eines Profifussballers. Unverblümt, authentisch, anekdotenreich – mit einem spannenden Einblick auf und neben das Spielfeld.

Mehr von Manuel Akanji gibt's hier:
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4 Kommentare
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clint
06.08.2020 15:16registriert September 2014
ok, vielen dank, das fand ich sehr interessant
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RandomToaster
06.08.2020 16:11registriert April 2020
18km/h 3 minuten lang? Ich muss den Bericht mal unserem Mannschafts-"Laufwunder" zeigen, der schaffts vielleicht 3 mal aus dem Mittelkreis in 18 Minuten.
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Ehrenmann
06.08.2020 18:42registriert Januar 2018
Irgendwie trifft Manuel mit seinen Artikel immer Fragen die ich zum Fussball hatte auf den Kopf. Gracias!
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