Die NHL hat gerade eine der verrückteren Trade-Deadlines der letzten Dekade hinter sich gebracht. Spieler gingen über die Ladentheke, als wären sie warme Brötchen. Gerade in der Eastern Conference gab es ein regelrechtes Wettrüsten. Mehr als 40 Trades wurden schon vor dem Deadline-Day gemacht – über die letzten zehn Jahre gesehen lag das Maximum bei 20.
41 trades in the two weeks leading up to tomorrows deadline have now been made.
— CapFriendly (@CapFriendly) March 2, 2023
Over the past 10 years, the previous max was only 20.
We've more than doubled it!
Um einen besseren Überblick über das Chaos zu verschaffen, wollen wir uns zuerst die wichtigsten Trades der letzten Tage anschauen und dann analysieren, wie sich die Geschäfte im Rennen um die Playoffs und den Stanley Cup auswirken.
Hier gibt es noch keine Analysen und Bewertungen der Tauschgeschäfte. Wir listen nur auf, welche Deals in den vergangenen Tagen gemacht wurden. Damit die Liste nicht unendlich lang wird, fokussieren wir uns auf die wichtigsten Trades.
JONATHAN QUICK IS A VEGAS GOLDEN KNIGHT
— Vegas Golden Knights (@GoldenKnights) March 2, 2023
🔁 MORE MOVES 🔁
— NHL (@NHL) March 1, 2023
The @Senators have received defenseman Jakob Chychrun (@j_chychrun7) from the @ArizonaCoyotes in exchange for conditional first and second-round picks plus an additional second-round selection. #NHLTradeDeadline pic.twitter.com/ZcNBCT8rqj
Patrick Kane IS a New York Ranger!!! 🗽@NYRangers | #NYR pic.twitter.com/rPk2i2VPtf
— NHL Network (@NHLNetwork) March 2, 2023
We have acquired forward Tanner Jeannot from the Nashville Predators in exchange for defenseman Cal Foote and five future draft picks. https://t.co/rxnLRDROnl
— Tampa Bay Lightning (@TBLightning) February 27, 2023
Official. https://t.co/ATnAFAqT2U pic.twitter.com/Cpx8qWo8yJ
— Amanda Stein (@amandacstein) February 27, 2023
El Niño has arrived ✈️ pic.twitter.com/qeoaHtUPyK
— Winnipeg Jets (@NHLJets) February 27, 2023
Die Bruins haben erst gerade einen neuen Rekord aufgestellt. Kein NHL-Team knackte jemals schneller die Marke von 100 Punkten in einer Saison. Boston war schon vor der Trade-Deadline das Team, das es in den Playoffs zu schlagen gilt. Es wird die Regular Season gewinnen. Nun haben sie mit den Zuzügen von Verteidiger Dmitry Orlov und Flügelstürmer Tyler Bertuzzi nochmals aufgerüstet. Orlov hat bereits gespielt und dabei überzeugt, Bertuzzi dürfte den verletzten Taylor Hall ersetzen.
Carolina hat auf die ganz grossen Moves verzichtet. Von Edmonton kam Jesse Puljujärvi, ein guter Defensivflügel, der im System von Rod Brind'Amour aufblühen könnte. Der Zuzug von Verteidiger Shayne Gostisbehere gäbe den «Canes» eine weitere Alternative im Powerplay.
Die Devils landeten den grössten Fisch auf dem Trade-Markt: Timo Meier. Der Schweizer Stürmer verpasst New Jerseys Angriff eine neue Note. Er bringt Kraft, Härte und Tore ins Spiel. Vor allem hat er im Gegensatz zu vielen Devils aber auch Playoff-Erfahrung. Ansonsten war es für General Manager Tom Fitzgerald eine ruhige Deadline. Im Schlussspurt und auf die Playoffs hin könnten dann Luke Hughes und Simon Nemec erstmals zur Mannschaft stossen.
WHAT TIME IS IT!? pic.twitter.com/4RcjTAd2lk
— New Jersey Devils (@NJDevils) February 28, 2023
Für New Jersey geht es im Endspurt darum, die Position für die Playoffs zu optimieren. Die Devils kämpfen derzeit mit Carolina um den Spitzenplatz in der Metropolitan Division.
Kyle Dubas' Vertrag läuft Ende Saison aus und das war bei dieser Trade-Deadline spürbar. Der Toronto-GM warf fast alles, was er hatte, in die Waagschale. Er holte Ryan O'Reilly von St.Louis als Verstärkung für seine zweite Sturmlinie. Er verstärkte die hinteren Linien mit Noel Acciari und Sam Lafferty. Dafür trennte sich Dubas auch von seinen Langzeitprojekten Rasmus Sandin und Pierre Engvall.
Der Deadline-Tag selbst war für den Leafs-GM dann überraschend ruhig. So sitzt Dubas nun auf einer ganzen Wagenladung von Verteidigern nach den Zuzügen von Erik Gustafsson, Luke Schenn und Jake McCabe. Genau diese Position wurde Toronto in vergangenen Jahren nach Verletzungen auch zum Verhängnis. Dubas weiss, dass es aufgrund der Tabellensituation kein Entrinnen vor dem Erstrunden-Duell gegen Tampa gibt. Mit all diesen Spielern gibt er Trainer Sheldon Keefe die Optionen, um endlich wieder einmal eine Playoff-Serie zu gewinnen.
Auf dem Papier haben die Rangers die grössten Namen geholt. Natürlich sind Patrick Kane und Vladimir Tarasenko nicht mehr die gleichen Spieler wie noch vor fünf Jahren. Aber sie sind immer noch gute Verstärkungen für eine bereits starke Mannschaft.
Beiden Stürmern dürfte es entgegenkommen, dass sie in New York nicht mehr alleine eine ganze Mannschaft tragen müssen. Kombiniert mit einer starken Verteidigung und Igor Shesterkin als einem der besten Torhüter der Liga macht es die Rangers zu einem gefährlichen Gegner in den Playoffs.
Tampas General Manager Julien Brisebois hat für den vermutlich verrücktesten Trade der Saison gesorgt. Für den Drittlinienstürmer Tanner Jeannot schickten die Lightning fünf Draft-Picks und einen Verteidiger nach Nashville. Ein unfassbarer Preis, angesichts von Jeannots Qualitäten. Allerdings hat bis jetzt noch jeder Trade von Brisebois voll eingeschlagen.
Die New York Islanders liegen aktuell noch auf einem Playoff-Platz, haben aber auch einige Spiele mehr auf dem Konto als die Konkurrenz direkt dahinter. Aufgerüstet hat GM Lou Lamoriello mit Vancouver-Stürmer Bo Horvat und Unterzahl-Spezialist Pierre Engvall von Toronto – ob das reicht?
Die Deadline verlief für Pittsburgh-Fans enttäuschend. General Manager Ron Hextall machte praktisch nichts Zählbares. Mikael Granlund kam aus Nashville, Nick Bonino von San Jose. Und aus Anaheim schloss sich Verteidiger Dmitry Kulikov den «Pens» an. Alle drei haben schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Im Vergleich mit der Konkurrenz im Osten ist das sehr wenig. Die Penguins drohen im Saison-Endspurt von den Playoff-Plätzen zu fallen.
Die Sabres zeigen sich in dieser Saison klar verbessert. Doch es reicht noch nicht, um vollends im Kampf um die Playoff-Plätze mitzumischen. GM Kevyn Adams opferte deshalb keine Draft-Picks für kurzfristige Verstärkung.
Letztes Jahr noch die beste Mannschaft der Liga, drohen die Panthers nun die Playoffs zu verpassen. An der Deadline blieben sie inaktiv. Vertrauen in die aktuelle Mannschaft – oder allenfalls auch schon etwas Resignation.
Es scheint unwahrscheinlich, dass die Ottawa Senators die Playoffs in dieser Saison noch erreichen. Dennoch fand GM Pierre Dorion, dass er seinen Jungs für die Fortschritte «etwas schuldig war». Er holte mit Jakob Chychrun den begehrtesten Verteidiger der Trade-Deadline von Arizona in die kanadische Hauptstadt. Mit etwas Glück verhilft das den «Sens» zu einem Playoff-Push in diesem Jahr, andernfalls ist es auch eine willkommene Verstärkung für die kommenden Saisons.
Kurzzeitig haben die Red Wings noch von den Playoffs geträumt. Verletzungen und zu viele Niederlagen am Stück haben diese Pläne aber durchkreuzt. So wurde die Mannschaft von GM Steve Yzerman vom Käufer zum Verkäufer. Mit den Abgängen von Tyler Bertuzzi (Boston) und Filip Hronek (Vancouver) ist klar, dass Yzerman nun eher auf den Draft denn die Playoffs schielt.
Die Golden Knights hätten Timo Meier gerne in ihren Reihen gehabt. So mussten sie sich mit den Ergänzungsspielern Ivan Barbashev und Teddy Blueger begnügen. Zudem holten sie den schlecht gealterten Goalie Jonathan Quick via Columbus von den LA Kings. Um die Playoffs muss sich Vegas keine Sorgen machen. Doch spätestens dort dürfte sich der Ausfall von Mark Stone bemerkbar machen.
In der Nacht auf Freitag wurde Dallas zum zweiten Mal aktiv auf dem Transfermarkt. Sie holten sich Max Domi, der in Chicago eine starke Saison spielte. Der Flügelstürmer verbessert die Kaderbreite im sonst schon guten Sturm der Stars noch mehr. Auch Evgenii Dadonov, der schon Ende Februar von Montreal kam, trägt dazu bei.
Die Kings mit Kevin Fiala sitzen in der Pacific Division derzeit gemütlich auf einem Playoff-Platz. Um sich zu verstärken und Pheonix Copley zu entlasten, haben sie Goalie Joonas Korpisalo aus Columbus an die Westküste geholt. Der Finne hat schon bewiesen, dass er in den Playoffs über sich hinauswachsen kann. Dass LA dafür Teamlegende Jonathan Quick (zwei Stanley Cups) ohne zu zögern abschob, kam aber nicht überall gut an. Doch im Hinblick auf die Playoffs könnte sich das Upgrade auf der Goalieposition lohnen.
Aus den Deadline-Geschäften der Wild wird man nicht so richtig schlau. Sie geben Defensivstürmer Jordan Greenway für zwei Picks an Buffalo ab, holen aber gleichzeitig die wenig überzeugenden Oskar Sundqvist (von Detroit) und John Klingberg (von Anaheim). Eine echte Verstärkung ist das im Hinblick auf die Playoffs nicht – auch wenn Klingberg seine Offensivqualitäten in der mehrheitlich defensiv orientierten Wild-Verteidigung vermutlich besser einbringen kann.
Die Oilers liegen trotz der unmenschlichen Saison von Connor McDavid nur auf dem ersten Wild-Card-Platz. Allerdings ist der Vorsprung auf Calgary schon gross. Und GM Ken Holland hat seine Mannschaft geschickt verstärkt. Verteidiger Mattias Ekholm kommt aus Nashville und soll für mehr defensive Stabilität sorgen. Nick Bjugstad (von Arizona) hat das gleiche Ziel als Stürmer. Mit der Trennung von Jesse Puljujärvi konnte Holland zudem ein Jahre dauerndes Missverständnis beenden.
Der Titelverteidiger hat eine ruhige Deadline hinter sich. Bereits Ende Februar kam Jack Johnson zurück. Der Verteidiger ist immer noch einer der schwächsten der Liga, war aber vergangene Saison Teil der Meistermannschaft. Dazu kommt von Washington Lars Eller, der neu die dritte Linie als Center anführt. Viel wichtiger wäre, dass bei den Avalanche wieder alle wichtigen Spieler (Makar und Landeskog) gesund werden. Dann ist mit ihnen in den Playoffs wieder zu rechnen.
Die Seattle Kraken sind die Überraschungsmannschaft der Saison. Nachdem sie letztes Jahr ausser Konkurrenz liefen, stehen sie aktuell auf einem Playoff-Platz. GM Ron Francis verzichtete aber auf Verstärkungen – ein sinnvoller Entscheid. Picks im guten Draft dieses Jahres bringen den Kraken mehr als kurzfristige Verstärkungen.
Winnipeg liegt derzeit nur auf dem zweiten Wild-Card-Platz im Westen. Doch die Kanadier haben sich geschickt verstärkt. Nino Niederreiter und Vladislav Namestnikov bieten interessante Optionen im Sturm. Einzig das Problem von der eher dünn besetzten Verteidigung der Jets konnte er nicht beheben.
Die Flames haben bereits einige Punkte Rückstand auf die Playoff-Plätze – eine enttäuschende Saison für die Kanadier. Dementsprechend ereignislos verlief die Trade-Deadline aus ihrer Sicht.
Die letzten Tage haben gezeigt: In Nashville hat eine neue Ära begonnen. Eine theoretische Playoff-Chance haben Roman Josi und Co. zwar noch. Doch David Poile hat gemeinsam mit seinem designierten Nachfolger Barry Trotz bereits mit dem Ausverkauf begonnen. Nino Niederreiter? In Winnipeg. Tanner Jeannot? Teuer an Tampa Bay verkauft. Mattias Ekholm? Nach Edmonton geschickt. Mikael Granlund? An Pittsburgh verscherbelt. Dafür hat Nashville eine Wagenladung Draft-Picks erhalten. Der Rebuild ist bereits in vollem Gang.
Die Blues gehörten an der diesjährigen Trade-Deadline ebenfalls zu den Verkäufern. Vladimir Tarasenko, Ryan O'Reilly und Noel Acciari haben die Mannschaft verlassen. Anders als in Nashville steht aber eher ein kurzfristiger «Retool» bevor. Schliesslich steht mit Jordan Kyrou, Robert Thomas, Nikita Alexandrov und Jimmy Snuggerud schon ein junger Kern bereit. Die drei Picks in der ersten Draft-Runde dieses Jahr dürften beim raschen Umbau helfen.
Eine Trade-Deadline und einmal mehr die Frage: Was zum Teufel macht Vancouver? Die Canucks sind weit weg von den Playoff-Plätzen und mit dem «Verkauf» von Bo Horvat und Luke Schenn schien es, als hätte GM Patrik Allvin den dringend nötigen Rebuild eingeleitet. Doch dann holte er eben doch wieder Filip Hronek aus Detroit und gab dafür je einen Draft-Pick für die erste und zweite Runde in diesem Jahr aus.
Natürlich brauchen die Canucks Hilfe in der Verteidigung und Hronek ist da eine gute Option. Doch Vancouver ist nach diesem Deal das Team, das für die nächste Saison von allen 32 am wenigsten Cap Space hat. Für eine Mannschaft, die so weit weg ist von den Playoffs und bei der offensichtlich einige Änderungen nötig wären, eine ungenügende Situation.