Kospo macht den Rakitic – Schweizer Nati-Juwel spielt lieber für Bosnien
Talentierte Doppelbürger stecken oft in einer Zwickmühle. Für welches Land sollen sie im Nationalteam spielen?
Eman Kospo hat sich entschieden. Der 18-jährige Verteidiger will künftig nicht mehr für die Schweiz auflaufen, sondern für Bosnien-Herzegowina. Kospo ist Aargauer, 1,91 m gross und bei der Fiorentina unter Vertrag. Er wechselte in diesem Sommer aus der U19-Mannschaft des FC Barcelona nach Italien.
Kurz nach seinem 15. Geburtstag hatte Kospo sein erstes Nachwuchs-Länderspiel für die Schweiz bestritten. «Seit diesem Tag habe ich immer alles gegeben, gekämpft und es vor allem genossen», schreibt der Abwehrspieler auf Instagram. Aber: «Ich habe mich entschieden, einen anderen Weg zu gehen.» Es sei ein Entscheid, der ihm schwer gefallen sei.
Was Eman Kospo mit dem anderen Weg meint, sehen die Follower auf dem nächsten Slide in seiner Instagram-Story. Dort postet er das Aufgebot der bosnisch-herzegowinischen A-Nationalmannschaft für die WM-Qualifikationsspiele im September gegen San Marino und Österreich. Nationaltrainer Sergej Barbarez, ein einstiger Bundesliga-Star, hat den Doppelbürger erstmals nominiert.
Noch am Wochenende hiess es seitens des Schweizerischen Fussballverbands, man habe nie ein Signal des Spielers erhalten, dass ein Nationenwechsel im Raum stehe. Man zähle in der Qualifikation für die U19-EM auf Kospo.
Gegenüber «20 Minuten» äusserte der Verband nun sein Bedauern über den Nationenwechsel. «Wir haben in die Ausbildung des Spielers investiert, er war fester Bestandteil unserer Junioren-Nationalteams. Aber wir wollen Spieler, die sich zu hundert Prozent mit unserem Land und unserer Nati identifizieren.»
Eman Kospo ist nicht der erste Doppelbürger, der sich gegen die Schweiz entscheidet, und er wird auch kaum der letzte sein. Am bekanntesten ist der Fall von Ivan Rakitic, dem als Mittelfeldspieler eine Weltkarriere gelang und der mit Kroatien 2018 den WM-Final erreichte. Angesprochen auf seine Entscheidung als 19-Jähriger erklärte er gestern in einem Interview mit der NZZ:
Ivan Rakitic sah sich damals scharfer Kritik ausgesetzt. Mittlerweile wird in der Öffentlichkeit entspannter mit Nationenwechseln umgegangen, auch weil man sich an sie gewöhnt hat. Für die Spieler selber bleibt es nichtsdestotrotz eine sehr schwierige Entscheidung.
Eman Kospo hat seine Wahl getroffen. Wenn alles rund läuft, läuft er am 6. September in San Marino erstmals als A-Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina auf. (ram)