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Wer gewinnt in den Playoff-Halbfinals? Eine Stärke-Analyse in 9 Punkten

Die Duelle in den Playoff-Halbfinals der National League.
Die Duelle in den Playoff-Halbfinals.Bild: shutterstock, watson
Analyse

Wer gewinnt in den Playoff-Halbfinals? Eine Stärke-Analyse in 9 Punkten

Die National-League-Playoffs gehen mit den Halbfinals weiter. Zug oder Genf? Biel oder die ZSC Lions? Wir sagen dir, welche Teams als Favorit in ihre Serie gehen.
30.03.2023, 11:0431.03.2023, 06:21
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Heute geht es los mit den Playoff-Halbfinals. Zum Auftakt trifft der EHC Biel zuhause auf die ZSC Lions. Morgen Freitag empfängt dann Servette den Titelverteidiger aus Zug. Du merkst: Die ersten vier Spieltage werden auch in den Halbfinals aufgeteilt. Spiele 1 und 2 zwischen Biel und Zürich werden auf TV24 und 3+ übertragen. Die Spiele 3 und 4 von Genf gegen Zug gibt es dann ebenfalls dort zu sehen.

Eishockey: Der Spielplan für die Playoff-Halbfinal-Serien zwischen Genf-Servette und dem EV Zug sowie dem EHC Biel und den ZSC Lions in der National League.
Der Spielplan für die Playoff-Halbfinals.Bild: national league

Doch wer geht als Favorit in die jeweiligen Serien? Die Vergleiche von den jeweiligen Stärken und Schwächen zeigt, dass uns ausgeglichene Serien erwarten.

Genf – Zug

Direktduelle

  • Zug – Genf 2:5
  • Genf – Zug 6:1
  • Genf – Zug 2:4
  • Zug – Genf 6:1
Genf – Zug 1:1

Torproduktion

In der Regular Season erzielte Servette pro 60 Minuten 5-gegen-5-Eishockey fast ein halbes Tor mehr als Zug. In den bisherigen Playoff-Spielen sind es hingegen die Zentralschweizer, die bislang regelmässiger getroffen haben.

Jetzt ist die Frage, was wir höher gewichten. Hatte Genf einfach Pech, im Viertelfinal auf einen phasenweise unbezwingbaren Mikko Koskinen zu treffen? Hatten die Zuger einen weniger defensiv eingestellten Gegner oder wissen sie einfach besser, wie man in den Playoffs erfolgreich ist? Im Zweifelsfall: Punkt für beide.

Genf – Zug 2:2

Verteidigung

Während der Qualifikation bewegten sich die beiden Hintermannschaften praktisch auf Augenhöhe. Beide liessen pro 60 Minuten 5-gegen-5-Hockey Chancen für rund 2,3 Gegentore zu. In den Playoffs haben die Genfer den Laden bislang deutlich besser dichtgemacht. Servette gestand Lugano im Viertelfinal pro 60 Minuten nur 2,09 Expected Goals zu. Bei Zug waren es gegen Rappi 2,52 Expected Goals.

Geneve-Servette's forward Tanner Richard #71, Geneve-Servette's defender Henrik Toemmernes #7 and Geneve-Servette's forward Linus Omark #67, greet their supporters after defeating the t ...
Die Servette-Verteidigung um Henrik Tömmernes überzeugt weiter. Bild: keystone
Genf – Zug 3:2

Schussvolumen und Chancenkontrolle

In der Regular Season waren beide Teams dieser Halbfinalserie Meister darin, in ihren Spielen die Mehrheit der Chancen zu kontrollieren. Über den Verlauf der gesamten Saison bewegten sich Genf und Zug in ihren jeweiligen bei Partien durchschnittlich rund 53 Prozent (Expected-Goals-Percentage).

Interessanterweise hat sich das in den Playoffs etwas verändert. Während Servette gegen Lugano über weite Strecken dominant auftrat und sich teilweise an HCL-Goalie Koskinen die Zähne ausbiss, war der EVZ gegen die Lakers nicht die spielbestimmende Mannschaft. Die Rapperswiler hatten zumeist ein Chancenplus auf ihrer Seite, scheiterten aber an mangelnder Effizienz und Torhüter Leonardo Genoni. Zudem schossen die Zuger in den Playoffs deutlich seltener aufs Tor als die Genfer in ihrer Serie.

Genf – Zug 4:2

Spielstil-Duell

Auch hier blicken wir zuerst auf die Qualifikation. Dort waren beide Mannschaften ähnlich aufgestellt und besonders nach längerem Puckbesitz in der gegnerischen Offensivzone gefährlich. Zudem waren beide in der Verteidigung anfällig auf gegnerisches Forechecking.

Doch in den Playoffs verändert sich die Spielweise bekanntlich etwas. Genf hat in der Serie gegen Lugano eine beeindruckende Variabilität an den Tag gelegt und insbesondere gezeigt, dass sie auch nach aggressivem Forechecking zu guten Chancen kommen können. Und genau das war im Viertelfinal gegen Rapperswil eine grosse Zuger Schwäche. Der EVZ war extrem anfällig auf das Forechecking der Lakers, während sie schnelles Umschaltspiel und die eigene Zone ordentlich verteidigen konnten.

Zug war im Vergleich zur Regular Season deutlich gefährlicher nach Rush-Angriffen, was vermutlich mit der guten Form von Lino Martschini und der Rückkehr von Gregory Hofmann in die Mannschaft der Zentralschweizer zusammenhängt. Dieses Mittel könnte sich auch gegen Servette als wirksam erweisen, das dort eher Schwächen hat als in den anderen zwei Situationen. Insgesamt ist das aber ein weiterer Punkt für Genf.

Genf – Zug 5:2

Goalies

Hat sich Leonardo Genoni entschieden, Meister zu werden? Nach einer für seine Verhältnisse schwachen Qualifikation schien der 35-Jährige in der Viertelfinal-Serie wieder der «Alte» zu sein und hexte den EVZ in sechs Spielen in den Halbfinal.

Bei Servette scheint sich Robert Mayer als Nummer 1 in den Playoffs etabliert zu haben, nachdem Gauthier Descloux die Leistungen aus der Regular Season in drei Spielen nicht bestätigen konnte. Beide kommen mit ihrer aktuellen Form aber nicht an Genoni heran.

Genf – Zug 5:3

Special Teams

Wie bei den Torhütern haben die Zuger auch bei den Special Teams rechtzeitig die Form gefunden. Das starke Powerplay rettete den EVZ gemeinsam mit Genoni vor dem Viertelfinal-Out gegen die Lakers. Servettes Powerplay ist dagegen ausgerechnet auf die Playoffs hin etwas abgekühlt. Auch beim Unterzahlspiel sind es die Zuger, die die Vorteile auf ihrer Seite haben.

Genf – Zug 5:4

Trainer

Dan Tangnes hat Zug zu zwei Meistertiteln geführt. Jan Cadieux ist in Genf erstmals Cheftrainer in der National League. Punkt für Zug.

Die Zuger ihren Cheftrainer Dan Tangnes nach ihrem Sieg im siebten Playoff-Final Eishockeyspiel der National League zwischen dem EV Zug und ZSC Lions am Sonntag, 1. Mai 2022, in der Bossard Arena in Z ...
Bild: keystone
Genf – Zug 5:5

Form

Beide Mannschaften haben ihre Serie in sechs Spielen gewonnen. Genf war in seiner Serie gegen Lugano etwas überzeugender, Zug hatte mit den drittklassierten Lakers aber auch den stärkeren Gegner. Punkt für beide.

Genf – Zug 6:6

Fazit

Ist diese Serie schon eine Art vorgezogener Final? Es treffen auf jeden Fall zwei extrem starke Mannschaften aufeinander. Wenn alles normal läuft, sollte Genf-Servette bei 5-gegen-5-Eishockey die Vorteile auf seiner Seite haben. Zugs Waffen in diesem Duell sind wie schon gegen die Lakers Leonardo Genoni und die Special Teams.

Biel – Zürich

Direktduelle

  • Biel – Zürich 1:4
  • Biel – Zürich 5:4
  • Zürich – Biel 2:1
  • Zürich – Biel 2:3
Biel – Zürich 1:1

Torproduktion

Der EHC Biel war schon in der Regular Season eine der torgefährlichsten Mannschaften der Liga. Und auch in den Playoffs haben die Seeländer pro 60 Minuten 5-gegen-5-Eishockey rund drei Tore erzielt. Damit ist die Torausbeute beim EHCB in den Playoffs fast doppelt so gross wie jene der ZSC Lions mit 1,72 Treffern pro 60 Minuten. Auch in der Qualifikation kamen die Zürcher nicht an Biels Werte heran.

Biel – Zürich 2:1

Verteidigung

In der Regular Season liessen die Zürcher etwas weniger gegnerische Chancen zu. In den Playoffs hat Biel den Spiess aber umgedreht und deutlich weniger zugelassen als der ZSC. Weil der EHCB mit Bern aber auch den etwas leichteren Gegner hatte als die Lions mit Davos und die Zürcher in der Regular Season besser waren, geben wir beiden einen Punkt.

Biel – Zürich 3:2

Schussvolumen und Chancenkontrolle

Wie wir bereits in anderen Analysen erwähnt haben, setzt Biel bei den Schüssen auf Qualität, nicht Quantität. So überrascht es nicht, dass die Seeländer in Regular Season und Qualifikation seltener aufs Tor geschossen haben als die ZSC Lions.

Die Spieler beider Teams pruegeln sich nach der Schlusssirene im Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem EHC Biel am Mittwoch, 15. Februar 2023, in Zuerich. (K ...
Biel gegen die ZSC Lions – gibt es auch dieses Jahr wieder «Hollywood»?Bild: keystone

Insgesamt kamen die Zürcher in den Playoffs auch zu mehr Chancen, während Biel in der Regular Season die gefährlichere Mannschaft der beiden war. Wenn es um die Chancenkontrolle (das Verhältnis zwischen eigenen und gegnerischen Chancen) ging, war Biel aber sowohl in der Regular Season als auch in den Playoffs besser. Punkt für beide.

Biel – Zürich 4:3

Spielstil-Duell

Eigentlich ist der EHC Biel ein Team, das gerne schnell angreift. Im Viertelfinal trafen die Seeländer mit Bern aber auf einen Gegner, der ein Spezialist ist, genau diese Situationen zu verhindern. Die Bieler haben deshalb bewiesen, dass sie auch anderes können. In den Playoffs war der EHCB plötzlich brandgefährlich nach andauerndem Scheibenbesitz in der offensiven Zone.

xG-Vergleich nach Situationen

Das dürfte auch gegen die ZSC Lions der vielversprechendste Weg zum Erfolg sein. Zumal die Zürcher Verteidigung auch gegen den HCD dort seine Schwächen offenbart hat, während sie Rush-Angriffe und Forechecking gut verteidigt.

Das Installieren in der gegnerischen Zone war in der Qualifikation auch das Spiel des ZSC. Gegen Davos wurden die Zürcher aber vermehrt zum schnellen Umschaltspiel gezwungen und waren dort sehr erfolgreich. Diese Taktik könnte sich auch gegen Biel lohnen. Wobei die Seeländer gegen Bern bewiesen haben, dass sie auch eine Rush-Offensive stoppen können. Eine torarme Serie dürfte nicht überraschen – wohl mit leichten Vorteilen für Biel.

Biel – Zürich 5:3

Goalies

Auch das Goalie-Duell spricht dafür, dass es in dieser Serie nicht zu grossen Torfestivals kommt. Harri Säteri war schon in der Qualifikation überragend und auch im Viertelfinal gegen den SCB gut. Noch besser war allerdings Simon Hrubec im ZSC-Kasten. Der Tscheche liess in den fünf Spielen gegen Davos 9,6 Tore weniger zu, als gemäss Expected Goals erwartet worden wären. Oder anders ausgedrückt: Er bewahrte pro 60 Minuten Spielzeit die Zürcher vor fast zwei Gegentoren.

Biel – Zürich 5:4

Special Teams

Das gute Unterzahlspiel von Biel aus der Regular Season ist in der Serie gegen Bern etwas eingebrochen. Jenes der Zürcher ist etwas besser, aber auch nicht auf dem Niveau der Qualifikation. Auch das Powerplay beider Teams ist auf die Playoffs hin ineffizienter geworden, hier haben aber die Seeländer die Nase leicht vorn. Dennoch: Punkt für beide.

Biel – Zürich 6:5

Trainer

Die Schocknachricht kam am Dienstagabend: Bei Biel-Trainer Antti Törmänen ist der Krebs zurück. Dennoch will der 52-jährige Finne auch in den Playoffs an der Bande stehen. Seine Erfahrung als Meistertrainer wird unverzichtbar sein, 2013 holte er mit dem SCB den Titel.

Marc Crawford durfte 2014 in Zürich schon einmal feiern. Törmänen gilt als gewiefter Taktiker, während Crawford auf Disziplin und Motivation setzt. Die Motivation dürfte nach dem Krebs-Schock in Biel allerdings auch grenzenlos sein. Die Spieler werden nach dem Motto «Jetzt erst recht!» ihren Trainer beschenken wollen.

Biel – Zürich 7:6

Form

Die Lions haben dank ihres Sieges in fünf Spielen gegen Davos eine etwas längere Pause gehabt. Allerdings dürften auch die Bieler ausgeruht in die Halbfinalserie steigen. Beide Mannschaften haben dank des Erfolgs im Viertelfinal weiteren Schwung getankt. Punkt für beide.

Biel – Zürich 8:7

Fazit

Wenn alles normal verläuft, dürfte der Halbfinal zwischen dem EHC Biel und den ZSC Lions eine äusserst enge Serie mit wenigen Toren geben. Im Direktduell der Spielweisen ergibt sich ein leichter Vorteil für die Seeländer, die Zürcher Löwen dürfen dafür auf den besseren Goalie zählen. Die Frage ist, was die erneute Krebserkrankung von Antti Törmänen mit der Bieler Mannschaft macht. Eine solche Situation kann lähmen, aber sie kann auch extrem motivieren.

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quelle: keystone / ennio leanza
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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Yannick98
30.03.2023 11:06registriert Mai 2022
Die aufteilung der Spiele macht für mich die ganze Playoffs zur TV-Show farce.
Wie können die Klubs nur zufrieden sein mit so einem Spielplan?
Dazu kommt noch das es meiner meinung nach die schlechtesten Playoff Übertragungen ( Studios ) sind seit der MySports Übernahme.
Traurig zusehen was in den letzten 2-3 jahren aus dieser Liga gemacht wurde.
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egemek
30.03.2023 11:36registriert Mai 2016
Irgendwie schön, dass ich mit jedem Team als Meister leben könnte. :) Natürlich hoffe ich als Zuger auf den Three-peat, aber wenn wir ehrlich sind, hat es diese Saison ausser Leo keiner verdient. ;)
Biel wäre sehr speziell, gerade jetzt mit der Geschichte um Antti.
Genf spielte eine starke Saison, würde der Stadt auch gut tun, vielleicht gäbe es dann endlich mal eine neue Hütte.
Und Zürich wäre auch speziell, das neue Stadion mit einer Meistersaison einzuweihen.

We'll see, mögen die Besten gewinnen. Auf faire Spiele!
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eldo
30.03.2023 13:52registriert März 2014
Mir ist egal, wer von diesen 4 Teams den Meistertitel holt. Es sind die aktuell 4 besten Mannschaften der Schweiz vertreten. Drei davon waren nach der Regular Season schon in den Top4. Der EVZ hat heuer die Regular Season ein bisschen schleifen lassen, gehört aber sicher zu den Top4 des Landes. Insofern kann es jetzt keinen "unverdienten" Meister mehr geben.
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57
    Hughes ab der kommenden Saison wieder bei Lausanne +++ Bayer bleibt ZSC-Trainer
    Die Saison ist noch nicht besonders alt und trotzdem basteln die Klubs schon an ihren Teams fürs nächste Jahr. Hier gibt es die Transfer-Übersicht für 2025/26.

    Nach einem Jahr in der Organisation der Montreal Canadiens ist Torhüter Connor Hughes zurück bei Lausanne HC. Bei den Waadtländern unterschreibt Hughes einen Vertrag bis zur Saison 2029/30.

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