Im Zuge der Untersuchung rund um den angeblichen Missbrauchsfall von 2018 hat sich der kanadische Eishockeyverband zu einem drastischen Schritt entschlossen. Bis der Fall aufgeklärt ist, werden vom U20-Weltmeisterteam dieses Jahres keine Spieler mehr für die kanadische Nationalmannschaft aufgeboten.
Das betrifft auch grosse Namen wie Cale Makar oder Carter Hart. Auch Alex Formenton, der diese Saison für den HC Ambri-Piotta auflief, ist bis auf Weiteres an Events des kanadischen Eishockey-Nationalteams nicht teilnahmeberechtigt. Diese Entscheidung scheint deshalb drastisch, weil sie auch Spieler wie Makar oder Victor Mete betrifft, die beim fraglichen Event im Sommer 2018 gar nicht vor Ort waren.
Hockey Canada: “Earlier this year, Hockey Canada made a decision that until the investigation and adjudicative process of the alleged incident in 2018 are complete, no players from the 2018 National Junior Team will be considered for participation for Team Canada...” https://t.co/SMqih9qqTR
— Rick Westhead (@rwesthead) March 27, 2023
Sollte der Fall bis Anfang Mai nicht aufgeklärt sein, dürften auch starke Spieler wie Jordan Kyrou und Robert Thomas von den St.Louis Blues, Drake Batherson von den Ottawa Senators oder Dante Fabbro von den Nashville Predators die WM in Tampere und Riga verpassen.
Der besagte Fall kam im April 2022 ans Licht. Im Sommer 2018 soll eine damals 20-jährige Frau nach einer Gala von Hockey Canada von acht Nachwuchs-Eishockeyspielern sexuell missbraucht worden sein. Die Polizei von London, Ontario, nahm Ermittlungen auf. Diese Untersuchung läuft noch immer. Im Dezember 2022 reichte die Polizei bei einem Gericht ein Dokument ein, in dem es hiess, es gebe «ausreichende Beweise», dass fünf der acht mutmasslichen Täter Teil der U20-Weltmeister-Mannschaft von 2018 gewesen seien.
Auch Hockey Canada leitet abermals eine interne Untersuchung ein. Der Verband wurde schon 2018 auf die Vorwürfe aufmerksam gemacht, versuchte diese aber unter dem Deckel zu halten. Empörung machte sich in Kanada breit, als bekannt wurde, dass dem mutmasslichen Opfer eine Abfindung aus einem Fond gezahlt wurde, der von Mitgliederbeiträgen und Spielerlizenz-Gebühren finanziert wurde.
Die Verantwortlichen des kanadischen Verbands mussten sich vor einem Regierungsausschuss verantworten. Es kam zu Rücktritten. Die Regierung forderte Hockey Canada dazu auf, den kompletten Bericht zur ersten internen Untersuchung spätestens bis heute, Dienstag, bei den Abgeordneten vorzulegen. (abu)