«Gianluigi Donnarumma hat seit Beginn des Turniers zwölf Paraden gezeigt, also vier pro Spiel. Das ist enorm!», ruft Thierry Barnerat. Wie viele andere war auch der Goalie-Experte der FIFA, der alle Spiele dieser EM analysiert, von den Leistungen des italienischen Torhüters beeindruckt.
Auch am Montag gegen Kroatien (1:1) spielte der Goalie aus dem Grossraum Neapel überzeugend und zeigte zwei erstklassige Paraden: Zuerst wehrte er Modrics Penalty ab, danach zeigte er hervorragende Reflexe bei einem Abschluss von Budimir aus kurzer Distanz. Von seiner Verteidigung im Stich gelassen, war er bei Modrics perfektem Schuss, der zum 1:0 führte, aber machtlos.
«Es ist ganz einfach: Wenn Donnarumma gegen Spanien nicht gewesen wäre, hätte Italien fünf statt nur ein Tor kassiert», meint Thierry Barnerat zur 1:0-Niederlage der Squadra Azzurra gegen ein übermächtiges Spanien am vergangenen Donnerstag.
Der Genfer Experte – der auch persönlicher Videoanalyst von Real Madrids Torhüter Thibaut Courtois ist – staunt über das Selbstvertrauen, das «Gigio», wie er ihn nennt, plötzlich ausstrahlt. «Er wurde in seiner vergangenen Saison bei Paris Saint-Germain von den Medien extrem kritisiert. Wenn man einen Torwart ständig so unter Druck setzt, bringt man ihn mental um. Und darunter leidet zwangsläufig seine Leistung. Ausserdem wechselte sein Trainer Gianluca Spinelli, der ihm sehr nahe stand, zu Inter», erklärt der Romand und fügt an:
Und so kommt es, dass sich der italienische Torhüter bei dieser EM in fast allen Phasen des Spiels wohlfühlt. «Gigio ist dank seiner ausgeprägten Fähigkeit, das Spiel zu lesen, seiner grossen Reichweite und seiner Dynamik hervorragend bei Weitschüssen», erklärt Thierry Barnerat. Und der Torhüter der Squadra Azzurra verfügt auch über eine Explosivität, die es ihm trotz seiner Grösse von 1,96 ermöglicht, sehr schnell auf den Boden zu gehen.
Dank dieser Qualität ist Donnarumma laut dem FIFA-Experten auch im Bereich zwischen sieben und fünfzehn Metern vor dem Tor extrem stark. «Er positioniert sich gut und nimmt die entsprechende Haltung ein, tief, mit den Händen etwa 20 Zentimeter über dem Boden», erklärt er.
Aber: Donnarumma sind auchschon Fehler in der Beinarbeit unterlaufen, wenn Angreifer mit viel Zug aufs Tor kamen, zum Beispiel gegen Benzema in der Champions-League-Partie zwischen Real Madrid und PSG im Jahr 2022. Doch Donnarumma habe aus solchen Situationen gelernt, mein Barnerat:
Wie um alles in der Welt können die Nati-Spieler am Samstag Gianluigi Donnarumma also bezwingen? «Seine Schwachstelle liegt im Bereich zwischen drei und sieben Metern vor dem Tor. Da ist er nicht sehr gut», sagt Thierry Barnerat. Mit anderen Worten: Der italienische Goalie fühlt sich nicht wohl, wenn er sehr nah an seiner Linie verteidigen muss.
Dies ist zum Beispiel bei Eins-gegen-Eins-Duellen der Fall. «Im Gegensatz zu Courtois, Neuer oder Schmeichel ist Donnarumma nicht sehr gut darin, das Gewicht zu verlagern»., bemerkt der Genfer.
Die Schweizer Angreifer profitieren möglicherweise auch von der Tatsache, dass der italienische Innenverteidiger Riccardo Calafiori gesperrt fehlt. «Durch diese Situation hat Donnarumma weniger Orientierungspunkte. Auch die Positionierung des Torhüters kann durch den Mangel an Automatismen beeinflusst werden».
Reicht das, um den Goalie der Squadra Azzurra etwas aus dem Gleichgewicht zu bringen? Möglich. Aber Geschenke wird Gianluigi Donnarumma am Samstag sicher keine verteilen.