Oft kommt es vor, dass ein Kader zu Beginn einer Eishockey-WM nicht gleich aussieht, wie dies am Ende des Turniers der Fall ist. Denn manchmal stossen im Verlauf der Zeit weitere Verstärkungen aus der NHL von ausgeschiedenen Playoff-Teams dazu. Das Gerüst der Mannschaften steht aber bereits. So gut sind die Teams dieses Jahr.
Devon Levi ist erst 21 Jahre alt. Er hat die Saison in der US-College-Liga begonnen, und sie nach starken Leistungen in der NHL mit den Buffalo Sabres beendet. Dort machte er nur sieben Spiele, überzeugte in diesen aber durchaus. Sam Montembeault ist erfahrener, hat bei den von vielen Verletzungen geplagten Montreal Canadiens aber eine schwierige Saison durchgemacht. Das Talent im Tor ist durchaus vorhanden. Ergänzt wird das Trio vom jungen AHL-Goalie Joel Hofer, der auch schon NHL-Einsätze machte.
Bewertung: ⭐⭐⭐
In der Verteidigung bringt Tyler Myers die Routine mit. Die Frage ist, wie sich der etwas hüftsteife einstige Erstrunden-Draft auf dem europäischen Eis schlägt. Die offensiven Akzente aus der Hintermannschaft dürften von MacKenzie Weegar und dem spannenden Youngster Justin Barron kommen.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Tyler Toffoli ist der einzige aktuelle Stürmerstar in dieser kanadischen Mannschaft. Der Calgary-Flügel hat in 82 Spielen 73 Punkte gesammelt. Einen womöglich künftigen Star haben die Ahornblätter in Adam Fantilli. Der 18-Jährige gilt als einer der besten Spieler der diesjährigen Draft-Klasse und als Nummer 2 hinter Überflieger Connor Bedard. Ansonsten sind viele mittelklassige NHL-Spieler dabei – aber halt eben immer noch NHL-Spieler.
Die kanadische Mannschaft ist immer noch gut, aber wenn man sieht, welche Spieler in den Playoffs bereits ausgeschieden sind – Nathan MacKinnon, Sidney Crosby, Cale Makar oder Brayden Point – dann ist das Aufgebot etwas enttäuschend.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Die Saisonbilanz von Karel Vejmelka (50 Spiele, 3,43 Gegentore/Spiel, 90,0 % Fangquote) mag nicht imposant erscheinen. Doch der 26-Jährige war hinter der nicht immer sattelfesten Verteidigung der Arizona Coyotes einer der meistbeschäftigten Goalies der NHL und schaffte es immer wieder, die gegnerischen Teams verzweifeln zu lassen. Unterstützt wird er an der WM von ZSC-Goalie Simon Hrubec, der einer der besten Goalies der National League war.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Die einzige tschechische NHL-Verstärkung in der Verteidigung ist Jakub Zboril. Bislang konnte der 26-Jährige sein Potenzial als Erstrunden-Draft von 2015 nicht nach Wunsch ausspielen, wobei er auch von Verletzungen ausgebremst wurde. Ansonsten sind viele bewährte Kräfte mit von der Partie, wie Lakers-Verteidiger Michal Jordan, oder Tomas Kundratek und Michal Kempny. Eine gute, aber keine überragende Hintermannschaft.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Die NHL-Stürmer Dominik Kubalik und Filip Chytil verstärken die tschechische Mannschaft. Beide bringen viel Torgefahr mit, auch wenn sie keine Stars sind. Sie werden unterstützt von den beiden National-League-Stars Roman Cervenka (59 Punkte in 43 Spielen mit den Lakers) und Michael Spacek (50 Punkte in 50 Spielen mit Ambri). Daneben sind weitere gute Spieler aus der tschechischen Liga im Kader.
Bewertung: ⭐⭐⭐
An Qualität im Tor mangelt es der Schweiz grundsätzlich nicht, das haben die letzten Testspiele bewiesen. Leonardo Genoni ist an WMs eine bewährte Kraft, auch wenn ihm in den letzten Jahren die Konstanz etwas abging. Robert Mayer und Joren van Pottelberghe haben ihre Qualität in den Playoffs bewiesen. Zudem besteht die Möglichkeit, dass Akira Schmid aus der NHL noch kommt. So bleibt es vorerst bei drei Sternen.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Die Absenz von Roman Josi schmerzt natürlich. Aber trotzdem ist die Verteidigung der Nati gut besetzt. J.J. Moser, Dean Kukan und Romain Loeffel werden für die offensiven Akzente sorgen. Tim Berni spielt seine erste WM, nachdem er sich in der NHL als zuverlässiger Verteidiger etablieren konnte. Mit Tobias Geisser, Andrea Glauser und Michael Fora sind weitere bewährte Kräfte dabei. Derzeit scheint es realistisch, dass bald auch noch Jonas Siegenthaler dazustösst. Die Devils sind noch eine Niederlage vom Playoff-Aus entfernt.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Der Sturm ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren eher etwas schwächer besetzt. Kein Timo Meier, kein Pius Suter, kein Philipp Kurashev. Noch kein Nico Hischier oder Kevin Fiala. So sind Nino Niederreiter und Denis Malgin bislang die einzigen NHL-Verstärkungen. Weil zudem auch National-League-Grössen wie Grégory Hofmann oder Sven Andrighetto absagen mussten, kommen Spieler wie Mike Künzle, Sven Senteler oder Tanner Richard zum Zug.
So gibt es bislang nur drei Sterne. Eine allfällige Teilnahme von Hischier und Fiala wäre natürlich ein fantastisches Upgrade. So hängt in Sachen Torproduktion vieles von Malgin und Niederreiter ab.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Die grösste Schwäche der Slowaken wird zwischen den Pfosten stehen. Keiner der drei Goalies im Aufgebot hat jemals eine Weltmeisterschaft bestritten. Die Leistungsträger der letzten Jahre (Patrik Rybar und Adam Huska) fehlen, weil der slowakische Verband keine Spieler aus der russischen KHL aufgeboten hat. Samuel Hlavaj, Dominik Riecicky und Stanislav Skorvanek zeigten in der heimischen Liga zwar solide Leistungen, haben aber kaum internationale Erfahrung.
Bewertung: ⭐⭐
In der slowakischen Hintermannschaft findet sich mit Martin Gernat ein bekanntes Gesicht. Vom Spieler des Lausanne HC wird im Umschaltspiel und im Powerplay viel abhängen. Unterstützt wird er von Samuel Knazko, der in der AHL eine gute Saison gespielt hat. Ansonsten fehlen die ganz grossen Namen, aber es ist eine solide Mischung aus Spielern der europäischen Ligen.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Der Blick auf den Sturm wirkt erst auf den zweiten Blick dürftig. Klar, da ist Peter Cehlarik, doch der hatte sowohl bei Zug als auch bei Leksands die Vorstellungen nicht erfüllen können. Da ist Richard Panik, der bei Lausanne oft überzählig war. Da ist Libor Hudacek, der in Trinec einen Einbruch bei seiner Punkteausbeute hinnehmen musste. Da ist Pavol Regenda, der in seiner ersten Saison in Nordamerika vorwiegend in der AHL spielte. Talent ist grundsätzlich vorhanden, doch zu viele Spieler haben schwache Saisons hinter sich.
Bewertung: ⭐⭐
Im Tor muss man sich bei den Letten selten Sorgen machen. Die Nummer eins dürfte Ivars Punnenovs sein, der bei Lausanne eine ordentliche Saison spielte. Kristers Gudlevskis spielt zwar nur noch in der zweiten schwedischen Liga, hat aber schon Spiele an einer WM gestohlen. Mit dem erst 22-jährigen Arturs Silovs ist das grösste lettische Goalietalent auch am Turnier dabei.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Uvis Balinskis hat eine sehr starke Saison in der tschechischen Liga hinter sich. Der Offensivverteidiger sammelte bei Liberec in 50 Punkten 35 Skorerpunkte und verdiente sich so für die nächste Saison einen Vertrag in der NHL bei den Florida Panthers. Der Rest der lettischen Hintermannschaft besteht aus Stammspielern in der tschechischen Liga sowie dem College-Youngster Arvils Bergmanis. Eine solide Gruppe.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Roberts Bukarts (Vitkovice) und Rodrigo Abols (Örebro) gehören zu den Topspielern in Europa. Kaspars Daugavins hat in der DEL auf etwas tieferem Niveau ebenfalls überzeugt. Das Gefälle im lettischen Sturm ist allerdings gross. Es sind auch Spieler mit dabei, die in den tieferen europäischen Ligen nicht überzeugen. Und auch die «Schweizer» Ronalds Kenins (46 Spiele, 5 Punkte in Lausanne) und Deniss Smirnovs (46 Spiele, 10 Punkte in Genf) haben ein enttäuschendes Jahr hinter sich. Dafür gibt es Abzüge.
Bewertung: ⭐⭐
Die Schweizer Gruppe wird ausserdem ergänzt von Norwegen. Die Skandinavier möchten gerne wieder einmal in die Viertelfinals vorstossen. Mit dem Kader rund um La-Chaux-de-Fonds-Söldner Sondre Olden dürfte das allerdings schwierig werden. Für Kasachstan und Aufsteiger Slowenien dürfte es darum gehen, den Abstieg zu verhindern.
Wieso wird die DEL jedoch als Liga mit "tieferen Niveau" bezeichnet? Bei den Direktduellen in den letzten Jahren zwischen schweizer- und deutscher Mannschaften war selten ein grosser Unterschied erkennbar.