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FC Thun zurück in der Super League: Das sagt Lustrinelli vor dem Start

Cheftrainer des FC Thun Mauro Lustrinelli gestikuliert waehrend eines Interviews, am Dienstag, 22. Juli 2025 in Thun. (KEYSTONE/Til Buergy)
Mauro Lustrinelli erklärt, wie er Thun in die erste Saison zurück in der Super League anführen will.Bild: keystone
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Lustrinelli führt Thun zum Oberhaus-Comeback: «Mein Team soll mutig nach vorne spielen»

Mauro Lustrinelli führt Thun in die erste Super-League-Saison seit fünf Jahren. Im Interview spricht der 49-jährige Trainer über gute Testspiel-Resultate, spezielle Denkweisen und schöne Erinnerungen.
27.07.2025, 10:3527.07.2025, 16:22
michael lehmann / keystone-sda
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Mauro Lustrinelli, Ihr Team hat in den Testspielen unter anderem Aarau, YB und auch Lugano besiegt, den Gegner vom Sonntag. Der FC Thun scheint bereit für den Meisterschaftsstart.
Mauro Lustrinelli:
Wir sind bereit, aber das sage ich nicht aufgrund der Testspiel-Resultate. Diese sagen selten wirklich viel aus. Für mich ist wichtig, was ich auf dem Platz sehe. Und dort konnte ich feststellen, dass wir uns stetig gesteigert haben. Nun freue ich mich auf die ersten Ernstkämpfe.

«Nur wenn Mentalität und Teamspirit stimmen, können wir unser bestes Spiel zeigen.»

Die Mannschaft, die im Frühling den Aufstieg realisiert hat, ist zum grossen Teil zusammengeblieben. Ist die Eingespieltheit gerade zu Beginn ein wichtiger Vorteil?
Sie kann es sein, allerdings war Kontinuität immer auch unser Plan. Wir haben unser Team bisher mit zwei Zugängen verstärkt. Es kommen vielleicht noch zwei bis drei dazu, sie müssen jedoch ins Gefüge passen. Teamspirit und Mentalität sind zwei der drei Punkte, die beim FC Thun entscheidend sind.

Thuns Trainer Mauro Lustrinelli verfolgt eine Uebung beim Trainingsstart, am Mittwoch, 18. Juni 2025, in Heimberg. Die Meisterschaft der Super League startet am letzten Juli Wochenende in die neue Sai ...
Lustrinelli beobachtet das Training beim Aufsteiger.Bild: keystone

Und der dritte ist?
Unser Spiel. Dieses basiert aber stark auf den ersten beiden Punkten. Nur wenn Mentalität und Teamspirit stimmen, können wir unser bestes Spiel zeigen. Beim FC Thun steht das Team noch viel mehr im Zentrum als bei anderen Klubs, die auch mit individueller Stärke punkten.

Sie haben mal gesagt, dass Sie vielleicht Mathematiklehrer geworden wären, wenn es mit dem Fussball nicht geklappt hätte. Ich habe eine Statistik für Sie.
Ich höre.

«Ich kann nicht das gleiche Programm wie in der letzten Saison abspulen, sonst wird es monoton.»

Seit der Einführung der Super League 2003 musste nur viermal ein Aufsteiger direkt wieder runter (2006 Yverdon, 2009 und 2021 Vaduz, 2024 Stade Lausanne-Ouchy). Das macht Mut, nicht?
Ich finde Statistiken grundsätzlich interessant, aber auf dem Platz bringen sie mir wenig. Für mich ist wichtiger, was ich konkret beeinflussen kann. Ich kann nicht die Tabelle vorhersagen, aber ich kann beeinflussen, wie wir am kommenden Sonntag auf den Rasen gehen werden. Wenn ich es schaffe, die Mannschaft Woche für Woche so gut wie möglich einzustellen, dann habe ich meinen Job gemacht und kann schauen, wohin uns das führt.

Es ist Ihre vierte Saison als Thun-Trainer. Wie schaffen Sie es, dass Sie die Spieler noch immer mit der gleichen Intensität erreichen?
Ich habe mich schon oft gefragt, wie lange ein Trainer in einem Klub sein sollte. Ich glaube, es ist wie in jeder menschlichen Beziehung ein Geben und Nehmen. Ich muss mich ebenso weiterentwickeln wie die Spieler. Ich kann nicht das gleiche Programm wie in der letzten Saison abspulen, sonst wird es monoton. Und dafür erwarte ich auch von ihnen, dass sie hart an sich arbeiten. Wenn das beide Seiten schaffen, kann es lange gut gehen.

Was darf insgesamt vom Aufsteiger erwartet werden?
Ich muss kurz ausholen. Als ich 2022 zum FC Thun gekommen bin, haben wir stets über ein Projekt gesprochen. Wir wollten innert drei Jahren in die Super League aufsteigen, und das haben wir geschafft. Und so sollten wir dies nun fortführen. Statt über Rangziele zu sprechen, muss unser Ziel sein, in den nächsten Jahren eine gute Rolle in der Super League zu spielen.

«Ich kann sagen: Mist, das wird schwierig. Oder ich kann sagen: Spannend, ich freue mich auf die Herausforderung.»

Auch der Klub denkt langfristig: Ihr Vertrag wurde im vergangenen Winter bis 2028 verlängert. Eine unüblich lange Zeit im heutigen Fussball-Business.
Wir glauben an unsere Zusammenarbeit. Das war schon von Anfang an so. Als ich 2022 als Trainer vom Schweizer U21-Nationalteam hierher gewechselt bin, haben mich Leute gefragt: «Wieso gehst du in die Challenge League?» Ich habe geantwortet: «Ich gehe nicht in die Challenge League, ich gehe zum FC Thun.» Mit diesem Klub habe ich als Spieler schon so viel Fantastisches erlebt und will noch viel Fantastisches erleben.

Sie deuten es an: Vor 20 Jahren qualifizierten Sie sich mit Thun für die Champions League. Werden Sie noch oft auf Ihr Traumtor gegen Malmö angesprochen?
Fast jede Woche. Solche Erlebnisse führen zu einer tiefen Verbundenheit mit dem Klub, man wird quasi zu einem Teil der DNA. Auch darum bin ich sowohl als Spieler als auch Trainer hierher zurückgekehrt. Ich möchte, dass der Klub und die Region weiter solche magischen Nächte erleben. Wie zum Beispiel beim Aufstieg im Frühling.

Bringt die grosse Identifikation auch einen gewissen Erfolgsdruck mit?
Druck ist für mich eine Frage des Mindsets. Ich kann selber entscheiden, wie ich mit bestimmten Situationen umgehe. Ich kann sagen: Mist, das wird schwierig. Oder ich kann sagen: Spannend, ich freue mich auf die Herausforderung.

Ihr Team ist nach Jahren in der Favoritenrolle nun der Aussenseiter. Mit welchem Mindset gehen Sie in die Super-League-Saison?
Mit dem gleichen wie bisher. Wir haben eine klare Identität, unsere Art und Weise, wie wir Fussball spielen, wird sich nicht ändern.

Also auch gegen Basel und YB mit viel Offensivpower?
Mein Team soll immer mutig nach vorne spielen. Das ist einfach unser Spiel. Aber nur, weil es offensiv ist, bedeutet es nicht, dass wir defensiv nachlässig wären. Wir wissen: Die Gegner sind noch stärker als in der letzten Saison. Na und? Für uns bedeutet das: Toll! Lasst uns schauen, was wir mit unserem Spiel herausholen können. (abu/sda)

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