In den kommenden sechs Wochen dreht sich – nicht nur in England – alles um Rugby.
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«Rugby is coming home»: Heute beginnt in England die Rugby-Union-WM. Neben der Fussball-WM und den olympischen Sommerspielen ist sie das drittgrösste Sportturnier der Welt. Damit auch du deinen Spass daran hast, erklären wir, wie das Spiel mit dem ovalen Ball funktioniert.
18.09.2015, 11:2418.09.2015, 15:25
Um es gleich klarzustellen: Nein, die Schweiz ist in England vom 18. September bis zum 31. Oktober leider nicht dabei. Wie alle bisherigen Endrunden findet auch die Rugby-Union-WM 2015 ohne helvetische Beteiligung statt. In der dritten von sechs Qualifikationsrunden scheiterte die Weltnummer 38 und blieb im Rennen um einen WM-Platz auch im sechsten Anlauf völlig chancenlos.
Qualifiziert haben sich die üblichen Verdächtigen: Neuseeland, Australien, Südafrika, England und Frankreich sind die grossen Favoriten, Uruguay (der einzige Neuling), Rumänien und Namibia die krassen Aussenseiter.
Die 20 Teams und ihre Spitznamen
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Kampf um die Rugby-Krone: Die 20 Teams und ihre Spitznamen
Am 20. September startet in Japan die 9. Rugby-Union-Weltmeisterschaft. Sie dauert bis zum 2. November. Das sind alle 20 Teams und ihre Spitznamen. Neuseeland: All Blacks (3x Weltmeister 1987, 2011 und 2015).
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Die Rugby-WM im TV
Eurosport überträgt 26 der insgesamt 48 WM-Partien live. Zum ersten Mal geht es heute Abend um 21 Uhr rund. Dann bestreiten England und Fidschi das Eröffnungsspiel im Londoner Twickenham Stadium.
Obwohl ein Ei, wird das Spielgerät im Rugby Ball genannt.
bild: Getty images
Nach der Fussball-WM und den Olympischen Sommerspielen ist die Rugby-WM das drittgrösste internationale Sportturnier. «Too big to miss», lautet der Slogan. Rund eine halbe Million Besucher werden in England erwartet. Der Kampf um den ovalen Ball wird sogar die Premier League für sechs Wochen aus den Schlagzeilen verdrängen.
Unvergessene Rugby-Storys
Und so wird gespielt: Eine Mannschaft besteht aus 15 Spielern, eine Partie dauert 2 x 40 Minuten. Ziel ist es, mehr Punkte als der Gegner zu erzielen. Dafür gibt es vier Möglichkeiten (siehe unten). Das Spielfeld ist maximal 100 Meter lang und 70 Meter breit. An beiden Enden liegt das Malfeld, die Endzone. Sie ist höchstens 22 Meter lang und so breit wie das Spielfeld. Auf der Malfeldlinie steht ein Tor in H-Form mit einem Querbalken.
Das Rugby-Spielfeld
Was es mit den Linien auf sich hat, wird dir hier erklärt.
Oberstes Gebot im Rugby ist Fairness: Hier gibt es keine Schwalben, kein Meckern beim Schiedsrichter und schon gar keine Hooligans. Respekt vor dem Gegner und vor den Unparteiischen ist oberstes Gebot. Wer sich nicht daran hält, dem droht Ungemach.
Die vier Arten, um Punkte zu erzielen
- TRY: Der Ball wird im gegnerischen Malfeld (Endzone, welche die gesamte Breite abdeckt) abgelegt. Für einen Try gibt es 5 Punkte.
- CONVERSION: Nach jedem erfolgreichen Try erhält das Team, das gepunktet hat, die Chance auf eine Conversion. Dabei wird versucht, den Ball per Kick vom Boden von einer beliebigen Stelle auf der gedachten Linie parallel zur Seitenauslinie, auf der der Try gelegt wurde, zwischen die beiden Pfosten des H-förmigen Tores und über dessen Querlatte zu kicken. Optimalerweise versucht man also, seinen Try möglichst in der Mitte zu legen. Eine erfolgreiche Conversion gibt 2 Punkte.
- PENALTY KICK: Nach einem schweren Regelverstoss gibt es einen Strafkick. Der Schütze kickt den Ball vom Ort des Regelverstosses vom Boden in Richtung des H-förmigen Tores. Trifft er hindurch und über die Querlatte, gibt es 3 Punkte.
- DROP KICK: Ein Spieler kickt den Ball aus dem laufenden Spiel heraus durch das H-förmige Tor und über die Querlatte, nachdem er den Ball auf den Boden fallen gelassen hat. Der Drop Kick gibt ebenfalls 3 Punkte, ist allerdings sehr schwierig.
Typische Spielelemente
- LAUF- UND PASSSPIEL: Im Rugby darf der Ball niemals vorwärts gepasst werden. Raumgewinn kann nur durch das Laufen mit dem Ball und durch das Vorwärtskicken des Balls erzielt werden. Rückpässe erfolgen meist schräg, um eine freie Laufposition zu erreichen.
- TACKLING: Die einzige Möglichkeit, den Gegner zu stoppen, ist ihn zu tackeln. Nur der Ball tragende Spieler darf angegriffen werden. Mit den Armen versucht der Verteidiger den Angreifer zu stoppen. Angriffe auf Kopf und Hals sind nicht erlaubt, ebenso Attacken mit den Beinen.
- SCRUM (Gedränge): Nach kleineren Regelverstössen, wie z.B. dem Vorwärtsspielen des Balles, wird das Spiel mit einem Scrum fortgesetzt. Dabei sind je acht Spieler beider Teams ineinander verhakt und versuchen mit Vorwärtsdrängen den von der Seite eingerollten Ball zu erobern. Die Spieler des Gedränges dürfen dabei nur die Füsse benutzen, um den Ball nach hinten in die eigenen Reihen zu spielen.
- LINEOUT (Gasse): Landet der Ball im Seitenaus, wird er mit einem Lineout wieder eingeworfen. Die Spieler beider Mannschaften stellen sich einander gegenüber auf und bilden zwischen der 5- und 15-Meter-Linie eine Gasse, in die der Ball hineingeworfen werden muss. Der Einwurf muss in gerader Linie erfolgen, kann aber in Länge und Höhe variieren. Nun versuchen beide Mannschaften, den Ball in ihren Besitz zu bringen, indem sie einen ihrer Mitspieler in die Luft heben, um den Fang des Balles zu unterstützen.
- MAUL (Paket): Bleibt der Angreifer bei einem versuchten Tackling des Gegners auf den Beinen, kommt es zu einem Maul. Sofort eilen Spieler beider Teams herbei, ringen um den Ball und versuchen ihn rückwärts zu einem Teamkollegen zu passen. Dauert der Maul zu lange, wird das Spiel mit einem Scrum fortgesetzt.
- RUCK (offenes Gedränge): Nach einem erfolgreichen Tackling muss der Verteidiger den Gegner sofort loslassen und der Angreifer den Ball freigeben. Meist kommt es dann zu einem Ruck, bei dem mehrere Spieler beider Mannschaften wie bei einem Scrum versuchen, den Ball mit den Füssen für sich zu gewinnen.
Offside
Nach einem Verstoss gegen die Offside-Regel erhält die gegnerische Mannschaft einen Penalty. Unabsichtliches Abseits wird mit einem Scrum geahndet. Im Rugby befindet sich ein Spieler im Abseits, ...
- ... wenn er sich bei einem mit dem Fuss nach vorne gespielten Pass vor dem Ball tretenden Spieler befindet.
- ... wenn er sich bei einer der statischen Spielsituationen (Scrum, Maul oder Ruck) vor dem letzten Fuss eines an dieser Situation beteiligten Spielers der eigenen Mannschaft aufhält.
- ... wenn es einen Lineout gibt und der Spieler, der nicht daran teilnimmt, sich näher als 10 m zur Gassenlinie befindet.
- ... wenn er sich bei einer Situation, in der ein Spieler getacklet wird, vor dem Ball befindet und ins Spiel eingreift.
Die WM-Regeln
In vier Gruppen à fünf Teams spielt jeder gegen jeden. Die beiden Gruppenersten erreichen die K.o.-Phase. Ab den Viertelfinals erfolgt bei Unentschieden nach 80 Minuten eine 2 x 10-minütige Verlängerung.
Ist noch keine Entscheidung gefallen, folgt eine weitere 10-minütige Verlängerung mit Sudden Death. Steht es auch nach 110 Minuten noch unentschieden, muss ein Dropkickschiessen entscheiden. Zu diesem treten je fünf Spieler an. Geschossen wird aus drei verschiedenen Positionen. Wer häufiger trifft, gewinnt.
Hier wird gespielt.
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Ein WM-Sieg gibt vier Punkte, ein Remis zwei und eine Niederlage null. Zudem erhalten die Teams für vier oder mehr Trys (unabhängig vom Spielausgang) und bei einer Niederlage mit sieben oder weniger Punkten Unterschied einen Bonuspunkt.
Falls du es bis hierhin geschafft hast: Viel Spass!
20 goldene Rugby-Momente.
YouTube/World Rugby
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Nur eine kleine Ergänzung: wer etwas Englisch versteht, der kann sich die ganze WM (alle Spiele) auch auf den itv-Kanälen reinziehen. Da hört man auch live immer im Hintergrund den Schiedsrichter. (Weiss nicht ob das auf Eurosport auch so ist.)
Ich freue mich jetzt schon riesig auf Wochen voller geilem, fairen und schnellem Rugby. Vor allem die Todesgruppe A wird wohl der Hammer. Da wird es von Anfang an knüppelhart zur Sache gehen.