Im Schweizer Frauen-Eishockey ist ein neues Zeitalter angebrochen – das hat diese bisherige Saison in der höchsten Liga gezeigt. Wir werfen einen Blick darauf, wie es geschafft wurde, die PostFinance Women's League in ein attraktives Produkt zu verwandeln.
Damit sind nicht nur Spielerinnen, sondern vor allem auch die Klubs gemeint. In dieser Saison sind mit dem SC Bern und dem HC Davos zwei der traditionsreichsten Schweizer Klubs ins höchste Schweizer Fraueneishockey eingestiegen und haben die Liga rund um die ZSC Lions, Ambri, Fribourg, Langenthal und die «Aussenseiterinnen» von Neuchâtel und den Ladies Lugano (kein Bezug zum HC Lugano) ergänzt. Der SCB übernahm die Mannschaft des EV Bomo Thun und zügelte sie in die Bundesstadt. Der HCD stieg bei den Thurgau Ladies ein und holte die Spielerinnen nach Davos.
Gleich geht es weiter mit der Frauenliga, aber vorab eine kurze Werbeunterbrechung:
Und nun zurück zur Story ...
Das soll nicht bedeuten, dass in Thun und bei Thurgau in den Jahren zuvor nicht gute Arbeit geleistet worden wäre. Aber es ist schon ein Unterschied, wenn in der höchsten Liga neu zwei der erfolgreichsten Klubs in der Schweizer Eishockey-Geschichte vertreten sind. Einerseits wegen der Wirkung nach Aussen. Andererseits, weil die Teams so auch von den Vermarktungsmöglichkeiten und Internetpräsenzen der grossen Klubs profitieren können. Auch der schweizerische Eishockeyverband hat die Berichterstattung mit einem eigenen Instagram-Kanal für die Women's League stark ausgebaut. Und es sieht alles danach aus, als würde mit den EVZ Frauen ab nächster Saison noch ein weiterer grosser Klub aus dem Männerhockey in die höchste Frauenliga dazustossen.
In den letzten Jahren ist die höchste Schweizer Frauenliga konstant gewachsen. Nachdem die Meisterschaft lange nur aus sechs Teams bestanden hatte, ist in den letzten zwei Jahren immer eine neue Équipe dazugekommen. Da die Liga mittlerweile aus acht Teams besteht, gibt es automatisch auch mehr Spiele, was wiederum die Attraktivität und Glaubwürdigkeit steigert.
Früher war die Regular Season nur zehn Spiele lang, gefolgt von einer ebenfalls zehn Spiele andauernden Masterrunde, bevor es dann direkt zum Playoff-Final kam. Mit acht Teams ist die Regular Season nun 28 Spiele lang. Die ersten vier qualifizieren sich für die Playoff-Halbfinals, die hinteren vier spielen in einer Ranking-Round gegen den möglichen Abstieg. Die sportlich aufgewertete Regular Season, die verlängerten Playoffs und die drohende Abstiegsgefahr sorgen für mehr Attraktivität.
Starke Fortschritte wurden auch in der Professionalisierung gemacht. Es ist die zweite Saison, in der die Liga einen Namenssponsor hat. Und zum ersten Mal tragen die Top-Scorer jedes Teams analog zum Männerhockey den bekannten Flammenhelm. Das Sponsoring der PostFinance sorgt dafür, dass die acht Teams der höchsten Liga einen jährlichen Pauschalbetrag von 150'000 Franken unter ihren Nachwuchsabteilungen aufteilen können.
Doch noch viel stärker wirkt sich die Professionalisierung im Trainingsbetrieb aus. Das zeigt sich am Beispiel der von Thurgau nach Davos umgezogenen Spielerinnen. Statt wie bislang mehr als 1000 Franken pro Jahr Mitgliederbeitrag zu zahlen, erhalten sie vom HCD eine kleine Entschädigung. Das gibt den Spielerinnen die Möglichkeit, statt wie bisher 100 Prozent, nur noch in einem 80-Prozent-Pensum zu arbeiten und so mehr Fokus aufs Training zu setzen. Verteidigerin Stefanie Wetli erklärt: «Früher trainierten wir dreimal pro Woche, jetzt haben wir jeden Tag von 16 bis 20 Uhr Training.»
Die Frauen können in Davos auch die ganze Trainingsinfrastruktur des Klubs nutzen, profitieren also von den exakt gleichen Bedingungen für das Fitness- und Technik-Training wie die Männer. Auch beim SCB und in Zürich, dank der Eröffnung der neuen Arena in Altstetten und der Einrichtung einer Heimbasis im Sportzentrum Heuried, steht den dortigen Frauenteams eine verbesserte Infrastruktur zur Verfügung.
So viele Fans wie in dieser Saison hat das Schweizer Frauen-Hockey noch nie angezogen. In der Regular Season kamen pro Spiel durchschnittlich 136 Zuschauerinnen und Zuschauer in die Stadien. Was nach nicht besonders viel klingt, ist effektiv schon fast eine Verdoppelung, wenn man es mit dem Schnitt der Vorsaison vergleicht.
Zudem wurde im vergangenen Dezember ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt. Im Rahmen des Spengler Cups kamen 1605 Fans an das Ligaspiel zwischen Davos und Ambri-Piotta – so viele wie noch nie im Schweizer Frauen-Hockey. Und auch wer zuhause blieb, konnte die Women's League stets mitverfolgen. Auf der Plattform RED+ wurden alle Spiele im Livestream übertragen.
Am Ende zählt aber auch das Produkt auf dem Eis. Und auch dieses ist in der Women's League so spannend wie nie zuvor. Die Zeiten, in denen der Titel immer entweder an die ZSC Lions oder Lugano ging, scheinen vorbei zu sein. Den Qualifikationssieg holte sich der SC Bern direkt vor den Zürcherinnen und Ambri-Piotta. Die HCD-Frauen und die Neuchâtel Hockey Academy lieferten sich indes einen packenden Zweikampf um das letzte Playoff-Ticket. Und jetzt kommt es zum spannenden Final zwischen den Qualisiegerinnen aus Bern und Serien-Champion ZSC.
Das spielerische Niveau hält einem Vergleich mit der National League oder Swiss League natürlich nicht stand. Doch das darf auch nicht der Anspruch sein. Verbesserungen sind klar ersichtlich, viele Nationalspielerinnen sind prägende Figuren in ihren Klubs und werden von starken Ausländerinnen unterstützt. Aufgrund der neuen, verbesserten Strukturen wird das Niveau in den kommenden Jahren noch weiter steigern.
Wer übrigens befürchtet, dass die EVZ-Frauen nach dem Aufstieg in die höchste Liga auch diese brutal dominieren werden, darf etwas beruhigt sein. Dass die besten Klubs der PostFinance Women's League mit den Zugerinnen mithalten können, hat sich im Cup gezeigt: Dort gewann der SCB im Final mit 2:1 nach Penaltyschiessen.
Man kann noch so viele Artikel sponsern, da muss noch mit der viel kleineren Kelle angerührt werden um Personen aufzutreiben, die an den Match kommen. Lokale Werbung und Mundpropaganda ist gefragt.