Es ist ein Bild, das Bände spricht. Granit Xhaka und Yann Sommer stehen gut gelaunt vor dem Fahrstuhl, der sie nach oben bringt. Sie lachen laut, haben die drei Punkte gegen Borussia Dortmund in ihren stylishen Louis-Vuitton-Herrentaschen. Die silbernen Türen öffnen sich, das überdimensionale Logo mit der Raute kommt zum Vorschein. Es geht nach oben. Für Sommer, Xhaka und Borussia Mönchengladbach.
Dort oben, im VIP-Bereich des Borussia-Parks, ist die Stimmung ausgelassen. Die Qualifikation für die Champions League ist für den Tabellendritten der Fussball-Bundesliga zum Greifen nah. Der BVB konnte die Mannschaft von Trainer Lucien Favre ebenso wenig aufhalten, wie der deutsche Rekordmeister Bayern München vor wenigen Wochen.
Granit Xhaka war der Erste, der die Ziele am Niederrhein neu formuliert hatte. Er wolle in die Königsklasse, sagte der Schweizer Nationalspieler schon Anfang des Jahres. Das untermauert der Mittelfeldboss der Borussia Woche für Woche auf dem Platz. Xhaka ist längst zum Leader in seinem Klub geworden. Er geht voran, reisst die Mannschaft mit. «Granit spielt eine super Saison, ist ein absoluter Führungsspieler», lobt ihn Sportdirektor Max Eberl nach dem Spiel gegen den BVB.
Er habe die Technik, die Übersicht und die Ruhe am Ball. Alles Attribute, die «wichtig sind, für einen guten Fussballer», so der Manager. Gegen den deutschen Vizemeister meldete Xhaka den deutschen Nationalspieler İlkay Gündoğan fast komplett ab, gewann wichtige Zweikämpfe und setzte nicht nur in der Defensive wichtige Akzente. «Überragend», waren sich die Journalisten auf der Pressetribüne einig.
Der erst 22 Jahre junge Profi spielt wie ein alter Hase und ist Dreh- und Angelpunkt bei den «Fohlen»; die Probleme in seiner Premierensaison in Deutschland? Längst vergessen. «Er hat eine gute Entwicklung genommen», lobt ihn auch Coach Favre – auf seine Art fast schon überschwänglich: «Granit gewinnt immer mehr Einfluss. Er hat grosses Potenzial, sich weiter zu verbessern, und noch einiges vor. Aber wir sind schon jetzt zufrieden mit dem Schritt, den er gemacht hat.»
Der Spieler selbst gibt sich bescheiden. Keine Spur mehr von den grossen Tönen, die er spuckte, als er nach Gladbach kam. «Ich bin keiner, der sich selbst lobt», sagt der Schweizer auf die Frage, ob er in der Form seines Lebens ist. Er probiere nur, das auf den Platz zu bringen, was der Trainer von ihm verlange. «Ich habe im Moment enormes Selbstvertrauen», grinst Xhaka in den Katakomben des Gladbacher Stadions.
Seine Mitspieler bestätigen das. «Das ist klasse für uns», weiss Håvard Nordtveit, der gegen den BVB den gesperrten Christoph Kramer auf der Doppelsechs neben Xhaka ersetzte. «Er ist ein sehr, sehr wichtiger Spieler für uns,» so der Norweger.
Flügelflitzer Patrick Herrmann, der ebenfalls seit Wochen herausragend spielt, erklärt Xhakas Standing in der Mannschaft: «Er gewinnt Bälle und spielt überragende Pässe – wie auf mich heute zum Beispiel.» So einen brauche man im Team. Einen Dirigenten von Format. Wie auch Herrmann hat Xhaka unlängst seinen Kontrakt bei den «Fohlen» langfristig verlängert. Im Schatten der potenten Geldklubs wächst am beschaulichen Niederrhein etwas Grosses zusammen.
Verständlich, dass der Basler im Ausland immer wieder auf der Liste europäischer Spitzenvereine steht. Lazio Rom streckte die Fühler nach Xhaka aus, in der Phase, in der es nicht so lief für den Youngster. Jetzt will angeblich Atlético Madrid viel Geld investieren, um den Schweizer Nationalspieler aus Gladbach loszueisen. «Es muss ja auch immer etwas zu schreiben geben», lacht Sportdirektor Eberl angesprochen auf das Gerücht der spanischen Zeitung AS.
Sorgen mache sich der Manager nicht. «Ich weiss zu 100 Prozent, dass Granit nicht vor Wochen bei uns den Vertrag verlängert hat, um dann im Sommer für 25 Millionen Euro zu einem Klub zu gehen, der doch relativ wenig über das Mittelfeld spielt.» Das würde Xhaka «ja keinen Spass machen», so Eberl selbstsicher.
Auch Xhaka selbst betont: «Ich bin glücklich, das habe ich vor längerer Zeit auch schon gesagt.» Froh sei er, «dass es bei mir und für die gesamte Mannschaft im Moment so gut läuft.» Der gemeinsame Weg mit der Borussia sei noch nicht zu Ende. Dabei trifft es die Symbolik mit dem Fahrstuhl schon ziemlich genau.