
Läuft bei Chelsea – auch weil Trainer Antonio Conte derzeit vieles richtig macht.Bild: Lee Smith/REUTERS
Dank dem zehnten Sieg in Folge ist Chelsea der Konkurrenz in der Premier League etwas entrückt. Hauptverantwortlicher für den Höhenflug der «Blues» ist nicht allein Trainer Antonio Conte.
15.12.2016, 11:0915.12.2016, 16:25

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Zehn Spiele, 30 Punkte, ein Torverhältnis von 22:2 und acht Mal zu Null gespielt: Dank dieser beeindruckenden Erfolgsserie führt der FC Chelsea die Premier League mit sechs Punkten Vorsprung auf die ersten Verfolger an und verbringt geruhsame Weihnachten.
Die Tabellenspitze der Premier League:

Keine Selbstverständlichkeit: Unter José Mourinho und Interimstrainer Guus Hiddink lieferten die «Blues» im letzten Jahr eine katastrophale Saison ab. Mit 31 Punkten Rückstand auf Meister Leicester landete man nur auf Rang 10 und verpasste so gar das europäische Geschäft.
Und auch unter dem neuen Trainer Antonio Conte lief zunächst längst nicht alles wunschgemäss. Nach einem starken Start mit drei Siegen in Serie und einem Unentschieden verlor Chelsea die Duelle gegen die direkten Titelkonkurrenten Liverpool und Arsenal. Rang 8 und zehn Punkte Rückstand auf Leader ManCity war die Folge.
Das passierte gestern in der Premier League:
Doch seither hat Chelsea zehn Siege in Serie hingelegt und alles läuft wie am Schnürchen. Warum? Darum:
Taktische Umstellung
Nach dem 0:3 gegen Arsenal, als Chelsea in der ersten Halbzeit förmlich überrollt wurde, sah es auch Antonio Conte ein: Sein 4-1-4-1-System funktioniert einfach nicht. Zu löchrig war die Abwehr nach dem verletzungsbedingten Out von Captain John Terry. Deshalb sortierte Conte Linksverteidiger Branislav Ivanovic, den er als Schwachstelle ausgemachte hatte, kurzerhand aus und setzte fortan auf eine Dreier- statt eine Viererkette.
Das System beim gestrigen 1:0-Sieg gegen Sunderland:

bild: transfermarkt.de
Im neuen 3-4-2-1-System ist Chelsea nur noch schwer zu knacken. David Luiz, Gary Cahill und Cesar Azpilicueta harmonieren hervorragend und auch das Mittelfeld arbeitet nach hinten mit. Ganz nach dem Gusto von Taktik-Fuchs Conte, der mit einem ähnlichen System schon bei der EM mit Italien zu überraschen wusste.
Costas Gelassenheit
Die Torgefährlichkeit von Diego Costa stand eigentlich nie zur Diskussion, der 28-jährige Spanier mit brasilianischen Wurzeln gehört seit Jahren zu den treffsichersten Stürmern der Welt. Doch gleichzeitig gilt Costa auch als heissblütiger Hitzkopf, der mit seinen Gemeinheiten oft einen Platzverweis riskiert. Letzte Saison erhielt der Provokateur neun Gelbe Karten und eine Gelb-Rote Karte.
Auch in den ersten sechs Spielen der neuen Saison kassierte er bereits wieder vier Verwarnungen. Und seither? Keine! Conte hat es geschafft, den Problemstürmer in langen Gesprächen zu zähmen. Unter seinen früheren Trainern wurde er nur an seinen Toren gemessen. Conte forderte von seinem Torjäger, mehr Verantwortung auf dem Platz zu übernehmen, gewährt ihm daneben dafür die eine oder andere Freiheit. So stärkte der Italiener dem Spanier auch den Rücken, als die Presse aufschrie, weil Costa nach einem Spiel in der Garderobe mit einem Bier in der Hand abgelichtet wurde.
Costa zahlt das Vertrauen zurück. In 16 Spielen hat er 12 Tore erzielt – so viele wie in der gesamten letzten Saison – fünf weitere bereitete er vor. Damit liegt er in der Torjägerliste zusammen mit Arsenals Alexis Sanchez an der Spitze.
Keine ständige Rotation
Chelsea hat sich im Sommer auf dem Transfermarkt nicht gerade zurückgehalten. Mit Michy Batshuayi, N'Golo Kanté, Marcos Alonso und Rückkehrer David Luiz verstärkte man sich für 132,8 Millionen Euro. Allzu breit besetzt ist Contes Kader dennoch nicht. Das braucht es auch nicht zu sein, da Chelsea sich in diesem Jahr voll und ganz auf die Liga konzentrieren kann. Für den europäischen Wettbewerb haben sich die «Blues» nicht qualifiziert, im League Cup sind sie bereits ausgeschieden und im FA Cup muss man erst im Januar zum ersten Mal ran.

Bild: WILL OLIVER/EPA/KEYSTONE
Conte kann deshalb meist mehr oder weniger die gleiche Elf auf den Platz schicken. Das Team ist eingespielt, jeder weiss, was der andere macht oder wohin er läuft. Besonders Torjäger Costa und Spielmacher Hazard verstehen sich derzeit blendend. Schonen muss Conte seine Stars nicht, die Belastung hält sich dank nur wenigen englischen Wochen ja in Grenzen. Und auch der dichte Weihnachtskalender mit fünf Spielen in 19 Tagen sollte Chelsea nicht stoppen können.
Nachlässige Konkurrenz
Die Premier League gilt an der Spitze als die ausgeglichenste der fünf grossen Ligen Europas. Wer den Titel holen will, darf sich gegen die «Kleinen» deshalb keine Blösse geben. Und da trennt sich die Spreu vom Weizen: Während Arsenal, Liverpool und Manchester City gleich reihenweise gegen Mittelfeld-Klubs wie Everton, Bournemouth oder Leicester Punkte liessen, hielt sich Chelsea gegen die Underdogs zuletzt stets schadlos. Nur am 4. Spieltag gab's mit dem 1:1 gegen Swansea einen kleinen Aussetzer.

Das 3:4 in Bournemouth nach einer 3:1-Führung könnte den FC Liverpool teuer zu stehen kommen.Bild: Paul Childs/REUTERS
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