Es war einmal ein Fussballklub, dem irgendwann jemand das Prädikat «unabsteigbar» verliehen hatte. Das hatte sich als Trugschluss erwiesen. Nun war dieser Fussballklub gefangen in der zweithöchsten Liga, der er zu entfliehen versuchte.
Im Frühsommer vor vier Jahren war der aanonyme Schweizer Klub dem Aufstieg sehr nah. Ja, eigentlich stand er schon mit mehr als einem Bein wieder in der höchsten Liga. Da nahm ein Drama seinen Lauf.
Relegationsspiele, die über Auf- und Abstieg entscheiden, sind im Schweizer Fussball unter dem französischen Ausdruck «Barrage» bekannt. Wer dieses Wort bei watson ausspricht und dabei an den Falschen gerät, erntet einen Blick, der finsterer ist als das Ende des Höllochs in einer Leermondnacht. Stattdessen ist bloss vom «verbotenen B-Wort» die Rede.
Unser aanonymer Fussballklub trat in dieser «B-Wort» gegen den Zweitletzten der Super League an, Neuchâtel Xamax. Das Hinspiel fand in dessen Stadion in Neuenburg statt und unser Fussballklub gewann es nicht bloss. Nein, er nahm Xamax nach allen Regeln der Kunst auseinander. Am Ende zeigte die Anzeigetafel das Resultat von 0:4 an.
Null. Zu. Vier. Wer sich mit Fussball auch nur ein bisschen auskennt, wird sagen: Na gut, das war's dann also.
Natürlich arbeiten auch bei watson Leute, die sich mit Fussball ein kleines bisschen auskennen. Das Hinspiel war an einem Donnerstag, und am Freitag war ihre Freude über den Wiederaufstieg das grosse Thema im Redaktionsbüro.
So kam es, dass sich 7526 Zuschauerinnen und Zuschauer frohgemut aufmachten, um im Rückspiel Zeuge des Aufstiegs zu werden. Das marode, aber charmante Stadion, angesichts der fehlenden sportlichen Erfolge des Klubs längst zu dessen Star geworden, war rappelvoll. Strahlender Sonnenschein rundete einen Nachmittag ab, wie er perfekter nicht hätte sein können.
7526 ist – Zufall oder nicht – die Postleitzahl des kleinen Engadiner Nests Chapella. Der Besuch einer Kapelle hätte vielleicht manch einem euphorisierten Fan dabei geholfen, demütig zu bleiben, bevor die Rückkehr ins Oberhaus wirklich unter Dach und Fach ist.
Es heisst oft, der Mensch speichere schöne Erinnerungen länger ab als schlechte. Ausnahmen bestätigen jede Regel und dieser Nachmittag wird zu so einer Ausnahme. Keiner der 7526 Anwesenden wird wohl je vergessen, dass er damals dabei war, als Fussballgeschichte geschrieben wurde.
Wir können weder bestätigen noch dementieren, dass auch Mitarbeiter von watson im Stadion anwesend waren. Versuche, das Ereignis zu thematisieren, führen regelmässig ins Leere.
Die Spieler des aanonymen Fussballklubs schaffen es tatsächlich, das 4:0 noch zu verspielen. Schon zur Pause führt Xamax mit 2:0, das Zittern wird gross und grösser, und nach 72 Minuten lautet das Gesamtskore 4:4. Ein Penaltyschiessen entscheidet am Ende über den Ausgang des Duells.
So wie der Nachmittag verlaufen ist, verwundert es kaum einen, dass der Heimklub diese Entscheidung aus elf Metern verliert. Und so bleibt er in den Niederungen der Challenge League gefangen. Bis heute.
In diesem verregneten Frühling scheint für die Aanonymen die Sonne. Seit sieben Spielen sind sie ungeschlagen, sechs davon haben sie gewonnen und plötzlich sind sie, die schon abgehängt schienen, wieder in Schlagdistanz. Das Erreichen des B-Worts scheint in greifbarer Nähe zu sein, zumal es nun in den letzten zwei Runden zu Partien mit direkten Gegnern im Aufstiegskampf kommt.
Oder kommt es sogar noch besser? Nimmt der FC Aanonym den Schwung der letzten Wochen mit und klettert noch auf einen direkten Aufstiegsplatz in die Super League? Es wäre für die Nerven seiner Anhänger sicher nicht das Schlechteste.
Nach viel Hohn und Spott, der sich über die leidgeprüften watson-Mitarbeiter ergoss und immer noch ergiesst, würde ich es diesen vielleicht sogar ein klein wenig gönnen. Vielleicht. Aber wehe, jemand verrät ihnen das!
Gegen Xamax knapp überlebt und letzte Saison konsterniert, dachte ich das diese Saison mich kalt lässt.
Aber es wäre nicht der FC Aanonym, wenn sie nicht aus noch so auswegloser Situation, es doch noch zu einem Drama drehen könnten.