Gestern hat es auch Riccardo Calafiori erwischt. Dem Italiener sprang ein leicht abgelenkter Ball aus kurzer Distanz ans Knie und von dort ins Tor. Dummerweise ins eigene. Es war schon das fünfte Eigentor in bisher 18 Partien der EM.
Die Leidensgenossen des ehemaligen Baslers sind (bisher): Antonio Rüdiger, Robin Hranac, Maximilian Wöber und Klaus Gjasula. Meist war es einfach nur Pech.
Geht das aber so weiter, wird der bisherige EM-Rekord von elf Eigentoren geknackt. Aktuell sind wir auf Kurs Richtung 14 Eigentore.
Die bisherige Bestmarke wurde an der EM 2021 aufgestellt. Es war das Turnier, nachdem an der WM 2018 gar zwölf Eigentore fielen.
Zu beachten gibt es hier, dass an Endrunden immer mehr Partien (und an Weltmeisterschaften sowieso nochmals mehr) ausgetragen werden. Mehr Sinn macht darum der Blick auf den Anteil der Eigentore an allen erzielten Treffern:
Hier liegt die EM 2024 aktuell klar vorne. Jeder zehnte Treffer ist einer, über den sich der Torschütze nicht freut.
Den Zuschauern dürfte es mehr oder weniger egal sein, ob ein Treffer per Eigentor fällt oder nicht. Bisher sahen sie in jeder vierten Partie einen Unglücksraben. Häufiger war dies an Endrunden seit 30 Jahren nie der Fall. An der EM 2008 fiel gar kein Eigentor.
Doch woher kommt das? Nachdem an der WM 2018 und EM 2021 deutlich mehr Eigentore unterliefen als je zuvor, wurde nach Gründen gesucht. Eine eindeutige Aussage kann nicht gemacht werden.
Fakt ist, dass der moderne Fussball immer schneller wird, die Spieler athletischer und der Ball leichter und schneller. So kommt es zu mehr abgefälschten Bällen.
Zudem dürften die taktischen Änderungen mit vermehrt scharfen Flanken zu mehr Eigentoren führen. Allerdings folgte dann die WM 2022 mit nur zwei Eigentoren in 64 Partien. Vielleicht war diese jedoch nur ein Ausrutscher.
Aber dann müsste sich die Häufung der Eigentore ja eigentlich auch in den nationalen Ligen zeigen. Wir haben da die Top-5-Ligen und die Schweizer Super League ausgewertet:
Auffällig sind die vielen Eigentore in der Premier League. Die Schweizer Liga ist durch die deutlich weniger Partien so nicht vergleichbar. Darum auch hier der Anteil der Eigentore:
Auch so bleibt die EM 2024 (mit insgesamt deutlich weniger Partien) einsamer Ausreisser. Die These vom schnelleren Spiel würde hier im Ligavergleich stützen, dass die Premier League die höchste Quote ausweist, die Super League die tiefste.
Vergesst unseren nicht... Schär hat das auch geschafft ;)