2015 holten die Davoser ihren bisher letzten Titel. Von der Identitätskrise nach dem Rücktritt von Arno Del Curto haben sie sich längst erholt. Im Frühjahr 2022 und 2023 haben sie die Qualifikation zweimal auf dem 5. Platz beendet. In einer 14er-Liga bedeuten zwei 5. Plätze: leicht besser als der Durchschnitt.
Die Finanzkraft für ein Wettrüsten auf dem Transfermarkt fehlt inzwischen. Das Budget ist unverändert geblieben und die Mannschaft nominell ungefähr gleich stark wie in der vorangegangenen Saison. Das Geld fehlt, um wieder meisterlich zu werden. Der HCD braucht einen sportlichen «Big Bang» durch einen besonderen Trainer wie einst unter Arno Del Curto, um wieder besser zu sein als der Durchschnitt.
Am Anfang der ruhmreichen Jahre unter Arno Del Curto mit sechs Titeln standen die Energie, das Charisma und die Begeisterungsfähigkeit dieses Trainers, der nicht nur eine gute Mannschaft in ein Spitzenteam verwandelt und sechs Titel geholt hat. Arno Del Curto hat dem HCD darüber hinaus eine neue Identität, eine ganz besondere Leistungskultur, eine unverwechselbare DNA beschert. Die Nachfolger von Arno Del Curto wandeln auch fünf Jahre nach seinem Abschied nach wie vor in der «Hockey-Plantage», die er in 22 Jahren Amtszeit (1998 bis 2018) angelegt hat.
Ist ein neuer sportlicher «Big Bang» möglich? Das hängt in erster Linie davon ab, wie gut der neue Gärtner – der neue Trainer – die «Hockey-Plantage» zu hegen und zu pflegen versteht. Christian Wohlwend war kein so schlechter Gärtner und die HCD-Historie wird ihn dereinst gnädiger beurteilen als die Gegenwart. Nun kommt Josh Holden. Er war als Spieler ein furchtloser Leader und Feuerkopf, der alle in seiner Umgebung zu begeistern und mitzureissen vermochte. Hätte Arno Del Curto eine grosse Spielerkarriere gemacht, dann wäre er einer wie Josh Holden gewesen. Romantiker sehen eine gewisse Wesensverwandtschaft mit dem HCD-Kulttrainer.
Wenn sie sich irren, dann ist die Gefahr einer sportlichen Stagnation rund um Platz 5 und einer Endstation spätestens im Halbfinal erheblich. Wäre das ein Problem? Nein, wenn der HCD auch ohne meisterliche Aussichten die DNA seines Spiels, das Erbe Arno Del Curtos bewahrt: Tempo, Leidenschaft, Hockey als dynamisches Spektakel und nicht als taktisches Schachspiel. Das bedeutet: Der HCD braucht so oder so einen verrückten Trainer, der diese DNA in seiner Hockey-Seele in sich trägt. Wenn Josh Holden den Mut hat, der wahre, wilde, der «unrasierte» Josh Holden zu sein, dann wird der HCD in der Spitzengruppe landen.
Wenn er durch seinen Mentor Dan Tangnes in Zug während seiner Lehrzeit zu sehr «sozialisiert», zu sehr «rasiert» worden ist, wenn er versucht, mehr Taktiker und Diplomat als «verrückter Hund» zu sein, dann braucht er nur einen Wintermantel, weil es in Davos oben schon im November kalt werden kann.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Josh Holden hat das Schweizer Eishockey ab 2005 als Spieler 13 Jahre lang geprägt. Bei Gottéron, bei den SCL Tigers und vor allem in Zug. Er rockte die Liga mit Leidenschaft, Talent, Härte und Provokationen: dreimal mehr als 100 Strafminuten, aber auch achtmal mehr als 40 Punkte mit bemerkenswerten Spitzenwerten, 211 Strafminuten (2005/06 bei Gottéron) und 78 Punkte in 59 Spielen (2009/10 bei Zug): Josh Holden «unrasiert».
Seit dem Rücktritt vor fünf Jahren arbeitete er als Assistent von Dan Tangnes und er ist seither fast nicht mehr wiederzuerkennen. Unter dem Norweger, den er heute seinen «Mentor» nennt, ist aus dem wilden, fast unbezähmbaren Leitwolf ein Taktik-Ingenieur geworden, der letzte Saison Zugs Powerplay zum drittbesten der Liga gemacht hat. Mit Teilaspekten des Spiels wie dem Powerplay kennt er sich also bestens aus. Aber Cheftrainer und Bandengeneral war er noch nie. Aber er bewegt sich seit gut 30 Jahren im Hockeykosmos. Und mit der fünfjährigen «Lehre» als Assistent in Zug (inkl. zwei Meisterfeiern) hat er die bessere Grundausbildung als etwa Christian Dubé (Gottéron) oder Luca Gianinazzi (Lugano).
Er wird nun in Davos unterstützt von zwei Assistenten, die er aus seiner Zeit in Zug bestens kennt: der Defensiv-Spezialist Waltteri Immonen und der weitgereiste Glen Metropolit. Ein scheinbar gezähmter, inzwischen eingebürgerter kanadischer Feuerkopf, unterstützt von einem introvertierten Finnen und einem charismatischen kanadischen NHL-Veteranen. Eine interessante Mischung, die funktionieren kann. Was ein wenig beunruhigt: Josh Holden hat bisher in den Interviews all die richtigen Dinge gesagt: Er wolle die HCD-DNA konservieren. Psychologie sei wichtig. Er habe Respekt vor dem Job.
Josh Holden «rasiert»? Er darf schon noch ein wenig mehr Gas geben – Davos hat seit 1996 fast nur mit im guten Sinne verrückten Trainern gearbeitet. Überlassen wir das Schlusswort seinem Mentor Dan Tangnes. Er hält Josh Holden für «ready». Diese Einschätzung lassen wir so stehen.
Es gehört zur DNA des erfolgreichsten Teams unserer Hockey-Geschichte (Rekordmeister), nur mit dem Titel zufrieden zu sein. Diese Erwartungshaltung ist kein Problem und eher folkloristischer Natur, weil sie in erster Linie von vermögenden Verwaltungsräten zelebriert wird und nicht zu internem Stress führt: Der HCD lebt nicht nur von Siegen allein. Ist der HCD ein Spitzenteam? Diese Frage ist nicht nur boshaft. Selbst das Saisonziel (6. Platz) ist hoch.
Das ausländische Personal ist über alle Positionen betrachtet für ein Spitzenteam durchschnittlich, an der Bande steht ein «Zauberlehrling» vor seiner ersten Saison als Cheftrainer in der höchsten Liga und der HCD befindet sich in einem sanften Erneuerungsprozess: Ähnlich wie Zug (das sein Farmteam aufgelöst hat) versucht der HCD seine Talente durch hochwertiges Training (auch mit der ersten Mannschaft) und in der Juniorenmeisterschaft weiterzuentwickeln. Auch Ausbildung gehört zur HCD-Kultur und da die finanziellen Mittel («Crazy Money in the Mountains»), anders als in der Hochphase der Ära Del Curto, für hochkarätige Transfers heute fehlen, ist der HCD kein Meisterkandidat mehr, wird im Frühjahr 2024 nicht zum ersten Mal ohne Reto von Arx und Arno Del Curto Meister und auch nicht zum ersten Mal seit 2015 bis in den Final stürmen. Aber wenn es Ambri gelingt, den Spengler Cup zu gewinnen, dann müsste das doch auch für den HCD möglich sein. Oder?
Beim Manager-Game «Topscorers» erhält jeder Spieler ein Zufallskader à 16 Spieler im Wert von CHF 3 Mio. sowie ein Transferbudget von CHF 1 Mio. Innerhalb einer Fantasy-Liga gibt es jeden Spieler nur einmal und Punkte sammelt man durch die Performance der Akteure in der Realität (Eiszeit, Tore, Assists, +/-, Blocked Shots,etc.).
Marktwert-Spitzenreiter beim HC Davos
Name
Punkteschnitt
Marktwert
Matej Stransky
80.02
588'095
Dominik Egli
76.65
522'052
Enzo Corvi
71.89
500'568
Weitere Infos und Download der App: www.topscorers.ch
Idee, Konzept und Inhalt: Klaus Zaugg. | Redaktionelle Betreuung: Adrian Bürgler, Ralf Meile. | Technische Umsetzung: Nicole Christen, Carlo Natter, Philipp Reich, Raphael Strebel. | Spielerportraits: nationalleague.ch.
Das er ruhiger wurde kommt ihm sicher zugute. Die Zeit der Choleriker ist auch mal zuende.