Sport
Dominique Aegerter

Stoppt am Ende Tom Lüthi das Rohrbacher Töff-Uhrwerk Dominique Aegerter?

Dominique Aegerter geht schon im Training ans Limit.
Dominique Aegerter geht schon im Training ans Limit.Bild: AP
Ränge 1 und 4 im Training

Stoppt am Ende Tom Lüthi das Rohrbacher Töff-Uhrwerk Dominique Aegerter?

Erstmals in seiner Karriere geht Tom Lüthi nicht als Schweizer Nummer 1 an den Start eines Rennens. In den USA hat Dominique Aegerter die Trainings-Bestzeit aufgestellt – doch Lüthi schon abzuschreiben, wäre fatal.
08.08.2014, 22:4208.08.2014, 23:46
Klaus Zaugg, Indianapolis
Mehr «Sport»

Der GP von Indianapolis auf der wohl berühmtesten Rennstrecke der Welt hat am Freitag für die Schweizer Piloten Tom Lüthi (27) und Dominique Aegerter (23) verheissungsvoll begonnen. Es ist nach dem ersten Trainingstag (1. Aegerter, 4. Lüthi) nicht einmal auszuschliessen, dass die beiden Schweizer am Sonntag nach dem Rennen (18.15 Uhr, live SRF2) gemeinsam auf dem Podest stehen werden.

Dominique Aegerter hat beim ersten GP nach der Sommerpause seinen ersten Sieg (auf dem Sachsenring) eindrücklich bestätigt. Das erste freie Training am Freitagvormittag fuhr er als einziger ohne einzigen Unterbruch durch – 45 Minuten und 27 Runden lang reihte er im Renntempo eine Spitzenzeit an die andere. Eine spektakuläre Demonstration von Fahrkunst und Selbstvertrauen, die den Konkurrenten unter die Haut gegangen ist.

Ein Bild fürs Privatarchiv: Aegerter bejubelt seinen ersten GP-Sieg vor Monatsfrist in Deutschland.
Ein Bild fürs Privatarchiv: Aegerter bejubelt seinen ersten GP-Sieg vor Monatsfrist in Deutschland.Bild: THOMAS PETER/REUTERS

Aegerter: «Die Strecke liegt mir und meiner Maschine»

Ohne je einmal seine Höllenmaschine bei einem Boxenhalt zu justieren oder ans Limit zu gehen, holte er Platz zwei heraus. «Er ist mit der Regelmässigkeit eines Uhrwerkes gefahren», staunte Teammanager Fred Corminboeuf.

Dominique Aegerter blieb cool: «Es ist eine Strecke, die für die Suter-Maschinen gut geeignet ist und die mir liegt. Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich fahren, wenn ich Runde an Runde reihen kann. Ich wollte die umgebaute Strecke erst einmal richtig kennen lernen. Da und dort habe ich noch Fehler gemacht, aber ich fühlte mich gut und sah keine Veranlassung zu einem Boxenstopp. Am Ende war ich überrascht, vorne klassiert bin …»

Aegerter hat den legendären Rundkurs in Indianapolis schon gut im Griff.
Aegerter hat den legendären Rundkurs in Indianapolis schon gut im Griff.Bild: PAUL BUCK/EPA/KEYSTONE

Im zweiten Training legte der «Rohrbach-Rossi» noch eine Schippe drauf, hielt bloss einmal an der Box zwecks Optimierung der Maschine an und holte im Schlussspurt die Bestzeit. Auch wenn es für die freien Trainings keine Punkte gibt – für die Alphatiere hat das Üben am Freitag eine wichtige psychologische Funktion: Es ist ein Spielen mit den Muskeln. Um dem Gegner zu zeigen: Ich bin parat!

Stoppt ausgerechnet Lüthi seinen Landsmann?

Die Frage ist nun, wer das Rohrbacher Töff-Uhrwerk hier in Indianapolis stoppen kann. Tom Lüthi ist einer der Kandidaten. Er hat sich während der Sommerpause ganz offensichtlich von der letzten schweren Niederlage (auf dem Sachsenring nur 9.) erholt. Im ersten Training kam er zwar erst auf Rang 11. Doch im zweiten Training ist ihm mit Position 4 endlich wieder ein Spitzenresultat gelungen.

Lüthi auf dem Sachsenring: Nach Rang 9 soll in den USA wieder ein besseres Resultat her.
Lüthi auf dem Sachsenring: Nach Rang 9 soll in den USA wieder ein besseres Resultat her.Bild: Gareth Harford/freshfocus

Zuletzt stand Lüthi im Training beim GP von Spanien in Barcelona so weit vorne – und seither sind fünf GP- Wochenende ins Land gezogen. «Es ist wirklich schon einige Zeit her, dass ich mich so gut gefühlt habe», sagte Lüthi. «Ich hoffe, dass wir jetzt die technische Basis gefunden haben, auf der wir aufbauen können.»

Fährt er jetzt, wie Dominique Aegerter, den technischen Problemen der Suter-Bikes auf und davon? Der Emmentaler sass gestern zum ersten Mal auf der Maschine mit dem Chassis, das Aegerter schon bei den zwei letzten Rennen (Assen, Sachsenring) eingesetzt hat. «Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Es ist eine klare Verbesserung.»

Lüthi, der Tourist …

Die Suter-Techniker konnten ihm das neue Chassis doch noch im letzten Moment organisieren. Jenes, das Tom Lüthi in einer grossen Hockey-Tasche in Zürich für den Flug via London nach Chicago als Gepäck aufgegeben hat, ist nach wie vor nicht aufgetaucht. In dieser Tasche sind auch die Team-Klamotten und so muss Tom Lüthi jetzt, wenn er nicht im Lederkombi steckt, wie ein Tourist in gewöhnlichen T-Shirts ohne Werbeaufdruck rumlaufen. «Aber ich denke, dass die Sponsoren das schon verstehen …»

Zum ersten Mal in seiner Karriere ist Tom Lüthi hier in Indianapolis nicht die Nummer 1 der Schweiz. Sondern der Aussenseiter. Nach dem ersten GP-Sieg ist Dominique Aegerter der Mann im medialen Rampenlicht. «Aussenseiter? Na ja, so kann man da schon sehen», gibt Lüthi zu. «Nach der enttäuschenden ersten Saisonhälfte beginnt für mich jetzt wieder alles von vorne.» Keine Frage: Der ehemalige 125er-Weltmeister ist ein zäher Kämpfer und es wäre fatal, ihn zu unterschätzen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Krach in der Ski-Welt: FIS-Präsident Eliasch macht Stars happige Vorwürfe
In zwei Brandbriefen gehen Ski-Stars wie Marco Odermatt und Mikaela Shiffrin den Weltverband FIS und Präsident Johan Eliasch an. Dieser kontert nun – mit deutlichen Vorwürfen an die Athleten.

Im heftigen Streit um einen möglichen Investoreneinstieg hat Ski-Weltverbandschef Johan Eliasch den Athleten vorgeworfen, sich sportpolitisch instrumentalisieren zu lassen. Nach zwei veröffentlichten Protestschreiben der Fahrerinnen und Fahrer sagte Eliasch: «Ich glaube nicht, dass diese Briefe von Athleten geschrieben wurden, sondern von jemand anderem, dessen Interessen nicht ihren Interessen oder jenen der FIS entsprechen.» Der Funktionär meinte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur: «Diese Briefe sind einfach nicht ernstzunehmen.»

Zur Story