Die Moto-2-WM wird mit Einheitsmotoren bestritten. Alle haben das gleiche Honda-Triebwerk und das gleiche Getriebe. Unterschiedlich sind nur die Fahrgestelle. Für jeweils drei Rennen werden den Teams die Motoren zugelost. Die Mechaniker dürfen die plombierten Motoren und Getriebe nicht öffnen. Tüchtigkeit und technischer Sachverstand helfen also gegen die Defekte nicht. «Eigentlich können wir nur beten», sagt Dominique Aegerters Manager Fred Corminboeuf.
Beim Saisonauftakt in Katar kostete ein Motorenschaden Dominique Aegerter eine Spitzenklassierung (Rang 3 oder 4). Wäre er ins Ziel gekommen, dann würde er im Gesamtklassement jetzt auf dem zweiten statt auf dem fünften Platz stehen. Es war sein erster Ausfall durch technischen Defekt in der Moto-2-WM. Beim dritten Rennen in Argentinien hatte er erneut technische Probleme. Öl trat aus und machte die Fussrasten rutschig. Aber er kam ins Ziel (4.). «Es war der gleiche Defekt wie in Katar, aber wenigstens konnte ich das Rennen zu Ende fahren.»
In dieser Saison sind bereits 18 Motoren- und 14 Getriebeschäden gezählt worden. Mehr als in den vier Moto-2-WM-Jahren seit 2010 zusammengezählt. Was ist los? Warum so viel Töffschrott? Fred Corminboeuf hat eine Erklärung. «Es sind ja Standardmotoren und Standardgetriebe. Also keine hochgezüchtete Technik. Aber seit 2010 werden die Piloten immer schneller und beanspruchen das Material immer stärker. Durch diesen Stress können Schäden entstehen.»
Dass Dominique Aegerter in dieser Saison schon zweimal technische Probleme hatte, Tom Lüthi hingegen noch keine, hat so durchaus eine Logik: Aegerter fährt aggressiver, sozusagen «materialstressender» als der Stilist Lüthi. Die Motoren- und Getriebeschäden sind bisher quer durchs Starterfeld aufgetreten. Es spielt keine Rolle, ob die Triebwerke in einem Suter- oder Kalex-Fahrgestell eingebaut werden.
Was nun? Die meisten Motorenschäden haben die gleiche Ursache: Eine gebrochene Schraube. Inzwischen sind bei sämtlichen Motoren diese Schrauben ausgewechselt worden. Für den GP von Spanien hier in Jerez erhalten die Teams nach drei Rennen sowieso neue Motoren zugelost.
Die technischen Schwierigkeiten sind von der Teamvereinigung IRTA (sie trägt für die Technik die Verantwortung) am Donnerstag in einem Rundschreiben an alle Teams offiziell bestätigt und erkannt worden. Gespräche mit dem Motorenhersteller Honda laufen, um eine neue Generation von robusteren Motoren bereitzustellen. Abklärungen laufen, ob es bei den gebrochenen Schrauben um einen Materialfehler handelt.
Bisher sind die Motoren durch eine in der Schweiz ansässige Firma des Japaners Osamu Goto gewartet worden. Letzte Saison hat eine spanische Firma diese Wartung übernommen, Goto war noch als Berater dabei. Jetzt sind die Spanier ganz auf sich alleine gestellt – und schon rumpelt es in den Motoren und Getrieben. Sollte die Defektserie tatsächlich auf einen Materialfehler zurückzuführen sein, dann werden sich die Gemüter schnell beruhigen. Sollte sich hingegen herausstellen, dass bei der Wartung der Motoren gepfuscht worden ist, dann wird es im Töffzirkus ordentlich rocken und rollen.
Tom Lüthis Rückschlag im letzten Rennen hatte allerdings keine technischen Ursachen. Er war beim letzten Rennen in Argentinien wegen einer Grippeerkrankung nur auf Platz 19 gekommen. Am Vorabend zum GP von Spanien in Jerez ist er wieder gesund.