Sport
Doping

Enhanced Games: Aron D'Souza über die Dopingspiele

Aron D'Souza am World Summit on Ethics and Leadership in Sports in Basel.
Aron D'Souza am World Summit on Ethics and Leadership in Sports in Basel.Bild: zvg

Trump-Schützling erklärt, wie Sportler bei Doping-Spielen zu Marionetten werden

An einem Forum für Ethik im Sport in Basel erklärte der von der Familie Trump unterstützte Aron D'Souza, wie er die Spielregeln des Sports neu definieren will. Worum es wirklich geht.
03.08.2025, 09:0203.08.2025, 09:02
Simon Häring / ch media

Grauer Anzug, hellblaues Hemd, gelb-blau gestreifte Krawatte, das Haar perfekt in Form gebracht, glatt rasiert, die Hände im Schoss gefaltet. So sitzt Aron D'Souza an einem Abend Ende Juli im Basler Volkshaus. Der Anlass: Das Weltforum für Ethik im Sport.

So unschuldig er wirkt, so radikal sind seine Ideen, sagt der Australier selbst, als er ans Rednerpult tritt. D'Souza ist Gründer der Enhanced Games, eine Art Olympische Spiele «der verbesserten Sportler». Die Idee: Leistungssteigernde Mittel sind ausdrücklich erlaubt.

Aron D’Souza will die Spielregeln des Sports neu schreiben – mit Anabolika, Testosteron und Gendoping. 99 Prozent der Sportler würden ohnehin zu Doping greifen, behauptet er. Den Weltsport bezeichnet er als «antiwissenschaftlich, technologie- und fortschrittsfeindlich».

Den Kampf gegen Doping bezeichnet er als heuchlerisch und aussichtslos.

D'Souza behauptet: Alle sind gedopt

Aussichtslos, weil fast die Hälfte der Sportler im vergangenen Jahr verbotene Substanzen genutzt hätten, um «sich selbst zu optimieren». Und praktisch alle hätten schon zu Erythropoetin (EPO) gegriffen. Das Hormon steuert die Bildung roter Blutkörperchen. Zahlreiche Studien würden das belegen.

Und aussichtslos deshalb, weil nur ein Prozent von ihnen entlarvt werde.

Diese Umfragen existieren tatsächlich. Doch Fachleute stellen sie infrage.

Wie Markus Pfisterer. Als D'Souza seine Vision der Enhanced Games skizziert, die vom 21. bis zum 24. Mai 2026 in Las Vegas erstmals über die Bühne gehen sollen, macht er sich eifrig Notizen. Bis Anfang des Jahres leitete er bei Swiss Sport Integrity die Meldestelle für Ethikverstösse im Schweizer Sport. Nun sitzt Pfisterer in der Ethikkommission des Europäischen Olympischen Komitees.

Markus Pfisterer (r.) lauscht den Ausführungen von Aron D'Souza.
Markus Pfisterer hört D'Souza interessiert zu. Bild: zvg

1 Million Preisgeld für einen Weltrekord

Auch Fahri Saatcioglu sitzt auf der Bühne. Er ist Professor für Molekular- und Zellbiologie an der Universität Oslo und lehnt D'Souzas radikale Ideen ab, wie die meisten in Basel Anwesenden.

Anders als erhofft, kommt es zu keiner Diskussion. D'Souzas Ausführungen bleiben weitgehend unwidersprochen.

Seine «Enhanced Games» positionieren sich als Gegenentwurf zu Olympischen Spielen, die D'Souza «korrupt» nennt. Mit welchen Mitteln die Teilnehmenden ihr Leistungsvermögen verbessern, ist ihnen freigestellt. Dopingtests wird es keine geben. Wer einen Weltrekord bricht, wird mit einem Preisgeld von einer Million Dollar belohnt.

Optimierung als Megatrend wie KI?

Wer sich der Bewegung anschliesst, soll von den Organisatoren bezahlt werden: Also auch für Doping. Pfisterer hat dazu eine klare Meinung. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagt er nach D'Souzas Auftritt: «Es besteht die Gefahr, dass Sportler als Versuchskaninchen missbraucht werden.» Zudem werde eine Chancengleichheit suggeriert, die es nicht gebe. Er stellt die Frage: Wer bezahlt für mögliche Folgeschäden?

«Europa verliert. Wie schon bei den sozialen Medien und der künstlichen Intelligenz»

D'Souza weist solche Bedenken von sich. Steroide seien deutlich weniger schädlich als zum Beispiel Alkohol, Heroin oder Nikotin. Und die Fettweg-Spritze Ozempic zeige, dass es sich um einen Megatrend handle, der sich nicht mehr aufhalten lasse. Er glaubt: Menschen wollen sich optimieren.

Wer sich dieser Entwicklung verwehre, verliere. Konkret: «Europa verliert. Wie schon bei den sozialen Medien und der künstlichen Intelligenz», sagt D'Souza.

Kampf zwischen Mensch und Maschine

D'Souza beschwört einen Wettkampf zwischen Mensch und Maschine, wenn er sagt, er sehe nur zwei Optionen: das Zeitalter der künstlichen Intelligenz, in dem Maschinen dem Menschen überlegen seien. «Oder das Zeitalter, in dem Menschen aufgerüstet werden, um ihre Überlegenheit zu bewahren.»

Zu seinen Geldgebern gehört Donald Trump Junior, der Sohn des amerikanischen Präsidenten. Unterstützt werden die Enhanced Games auch vom Staatsfonds Saudi-Arabiens und Tech-Investoren wie Peter Thiel und dem deutschen Milliardär Christian Angermeyer.

Doping-Spiele als Marketing-Vehikel

Sie alle stehen für einen radikalen Libertarismus: für individuelle Freiheit, gegen die Macht von Institutionen wie dem Internationalen Olympischen Komitee. Für D'Souza ist klar: Wer schneller, stärker, schöner werden wolle, solle dies dürfen – unter ärztlicher Aufsicht. Seinen Kritikern wirft er Doppelmoral vor. Sie würden «natürliche» Leistungen romantisieren.

«Der Mensch ist darauf programmiert, den schnellsten Mann, die schnellste Frau sehen zu wollen, und nicht den schnellsten natürlichen Menschen», sagte dieser zum Wirtschaftsmagazin «Forbes»: Die Enhanced Games hält er für eine «Multimilliarden-Dollar-Idee».

Auch wenn er erklärt, «das wahre menschliche Potenzial zur Entfaltung  bringen zu wollen», geht es D'Souza letztlich wohl vor allem darum: Geld.

D'Souza macht kein Geheimnis daraus. Das eigentliche Ziel sei es, «das gesamte menschliche Leben zu verbessern». Mit Hilfe von Medikamenten. Weltrekorde wie jener des Schwimmers Kristian Gkomoleev über 50 Meter Freistil sind eine Art Schmiermittel. «Wir sind wie Red Bull, das den Sport nutzt, um ein Energy-Getränk zu verkaufen», sagte D'Souza jüngst dem «Tages-Anzeiger».

Kristian Gkomoleev brach gedopt den Weltrekord über 50m Freistil.Video: YouTube/Enhanced Games

Nur will er kein Getränk verkaufen, sondern Medikamente: «Wir sind das Pharmaunternehmen. Wir machen Forschung, Entwicklung und Vertrieb.» Die Enhanced Games? Sind Marketing.

Seine Rechnung geht so: Weltrekorde sorgen für Aufmerksamkeit. Das führe zu Forschung, besseren Leistungen und zu noch mehr Medikamentenverkäufen.

Für D'Souza sind Sportler Hüllen, die es aufzurüsten gilt. Sie sind austauschbar, steuerbar, ihre Leistungen vermarktbar.

So glatt die Fassade, so kühl kalkuliert die Agenda: Aron D'Souza mag im Basler Volkshaus wie ein Gentleman auftreten, doch hinter dem makellosen Bild verbirgt sich wohl ein Mann, dem es weder um Ethik noch um Moral im Sport geht, sondern primär um Profit.

Und damit letztlich um das, was er unter anderem auch dem Weltsport vorwirft. (riz/aargauerzeitung.ch)

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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ronnia88
03.08.2025 09:17registriert Februar 2024
Es wird kein Sportler gezwungen, daran teilzunehmen. Solche Sportler müssen aber lebenslang von allen konventionellen Sportanlässen ausgeschlossen werden.
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Juno_BüneoderKuno?
03.08.2025 09:49registriert September 2024
Klar, wirklich ausgezeichnete Perspektiven für den Sport. Wettkampf und Fairplay Gedanken, alles opfern für Zombiespiele und die Aussicht für junge Sportler, die Trainingszeiten hauptsächlich in der Monsterclinic Inc. im Futurecampus zu verbringen. Ausser dass er radikal ist, hat er recht wenig verstanden vom Sport und vom olympischen Gedanken.
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Lagi
03.08.2025 09:17registriert Mai 2022
zwei Optionen: das Zeitalter der künstlichen Intelligenz, in dem Maschinen dem Menschen überlegen seien. «Oder das Zeitalter, in dem Menschen aufgerüstet werden, um ihre Überlegenheit zu bewahren.»

Soso, der achso überlegene mensch. Der gleiche mensch der unseren planeten im schwitzkasten hat und nichts auslässt am ast zu sägen auf dem er sitzt.
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