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Hockey-Canada-Prozess: Alex Formenton nicht schuldig gesprochen

Alex Formenton seen arriving at the London Courthouse in London, Ontario, Thursday, July 24, 2025. (Nicole Osborne/The Canadian Press via AP)
Canada World Junior Assault Hockey
Ex-Ambri-Spieler Alex Formenton erscheint vor Gericht in London, Ontario.Bild: keystone

Alex Formenton und vier weitere kanadische Eishockeyspieler freigesprochen

24.07.2025, 18:5324.07.2025, 21:25
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Der ehemalige Ambri-Stürmer Alex Formenton wird von einem Gericht in Kanada wie seine vier mitangeklagten Ex-Eishockeyspieler vom Vorwurf des sexuellen Übergriffs freigesprochen.

Der Gerichtsprozess gegen Alex Formenton und vier weitere Angeklagte in London, Ontario, endet mit einem Freispruch. Den fünf ehemaligen Spielern der kanadischen Junioren-Weltmeisterteams wurden «sexuelle Übergriffe» gegen eine zum Zeitpunkt des Vorfalls 20-jährige Frau vorgeworfen, die sich 2018 in einem Hotelzimmer zugetragen haben sollen. Alle hatten sie ihre Unschuld beteuert.

Die Richterin Maria Carroccia kam in ihrem Urteil nun zum Schluss, dass die Vorwürfe der Klägerin «nicht glaubhaft und nicht vertrauenswürdig» seien.

Carciotta führt aus:

«Da ich zu dem Schluss gekommen bin, dass ich mich nicht auf die Aussage von E.M. stützen kann, und unter Berücksichtigung aller Beweise in diesem Verfahren, komme ich zu dem Schluss, dass die Staatsanwaltschaft ihre Beweislast in keinem der mir vorliegenden Anklagepunkte erfüllen kann.»
Richterin Mario Carciotta

In diesem Prozess sei Consent, also die explizite Einwilligung zu sexuellen Handlungen, ein Schwerpunkt gewesen, erklärt Carciotta. Die Staatsanwaltschaft habe argumentiert, dass E.M. keiner der sexuellen Handlungen freiwillig zugestimmt habe und sie sich in einer «angsteinflössenden Situation» befunden habe. Die Richterin findet jedoch: «In diesem Fall habe ich festgestellt, dass die tatsächliche Einwilligung nicht durch Angst beeinträchtigt war.»

Es habe Widersprüche in den Aussagen von E.M. gegeben – unter anderem falsch identifizierte Spieler. Zudem akzeptierte die Richterin einige von der Staatsanwalt vorgelegte Nachrichten unter den Spielern nicht als Beweise.

Der Fall hat in Kanada hohe Wellen geschlagen, weil der kanadische Verband die Beschwerde der Frau mit einer Millionen-Zahlung unter den Teppich gekehrt hatte. Er löste eine intensive Diskussion über die Kultur im kanadischen Nationalsport aus, führte zu einer parlamentarischen Untersuchung und dem Verlust einiger hochkarätiger Sponsorenverträge des Verbandes.

Der heute 25-jährige Formenton erhielt nach den Vorwürfen in der NHL keinen Vertrag mehr und absolvierte 2022 und 2023 in 46 Partien für Ambri-Piotta (20 Tore, 9 Assists) und war einer der Schlüsselspieler beim Gewinn des Spengler Cups. Nach der Anklageröffnung lösten Formenton und Ambri den Vertrag auf, und er stellte sich der Polizei in London.

Die weiteren Angeklagten waren Michael McLeod, Carter Hart, Dillon Dubé und Cal Foote, die alle in der NHL spielten. Den angeklagten Spielern wurde vorgeworfen, E.M bei einem Gala-Event des kanadischen Eishockeyverbands im Sommer von 2018 auf einem Hotelzimmer mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Alle fünf haben zu Beginn des Prozesses auf unschuldig plädiert. Ob die fünf Spieler nach dem Prozess eine Zukunft in der NHL haben, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. (abu/hkl/sda/afp)

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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mulumbi
24.07.2025 19:43registriert April 2024
Der denkbar schlimmste Ausgang ist eingetreten: Sind sie schuldig oder unschuldig, man kann weder das eine noch das andere mit Gewissheit sagen. So oder so sind Ruf und teils Karrieren zerstört, einem ev. Opfer kein Recht zu Teil geworden. Am Ende haben jetzt alle verloren, auf die eine oder andere Weise. Was bleibt ist ein Gschmäckle.
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uhl
24.07.2025 23:26registriert Februar 2019
Wow, die Kommentare hier sind teilweise ja unterste Schublade. Ich bin ziemlich enttäuscht vom Rechtsveratändnis der hier Kommentierenden. Da hätte ich in der watson-Kommentarspalte schon mehr erwartet…
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Kadurio
24.07.2025 23:09registriert April 2024
Gibt eigentlich keine Gewinner hier. Da es nur ein in dubio pro reo Freispruch ist, wird immer die Unklarheit bestehen, ob sie schuldig sind oder nicht.
Wenn das Urteil korrekt ist und sie unschuldig sind, wurden die Karrieren von fünf Spielern zerstört.
Wenn das Urteil nicht korrekt ist, gibt es keine richtige Gerechtigkeit für das Opfer.
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