Sport
Fussball

FC Zürich vor der neuen Saison mal wieder im Umbruch

FCZ Cheftrainer Mitchell van der Gaag verfolgt seine Spieler im Training, aufgenommen am Montag, 16. Juni 2025 auf der Sportanlage Heerenschuerli in Z�rich,. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Mitchell van der Gaag steht neu beim FC Zürich an der Seitenlinie.Bild: keystone

FCZ mal wieder im Umbruch: Wenn man vor lauter Problemen die Baustelle nicht mehr sieht

Der FC Zürich befindet sich wieder einmal in einem Umbruch, oder vielleicht eher noch immer? Vor der neuen Saison sind Zweifel beim FCZ durchaus berechtigt, auch wenn der Präsident Ancillo Canepa das gar nicht so sieht.
25.07.2025, 14:1525.07.2025, 14:15
Mehr «Sport»

17 Spieler, die den Verein bisher verlassen haben, nur 3 Neuverpflichtungen und ein neuer Trainer. Beim FC Zürich war in der Sommerpause wieder einiges los. Vor etwas mehr als einem Monat wurde Präsident Ancillo Canepa bereits laut an einer Medienkonferenz, nachdem seiner Meinung nach zu viele Fragen zu den Transferplänen gestellt wurden. «Wir haben keine Baustellen», stellte Canepa klar. Doch vielleicht sieht die FCZ-Führung um das Präsidenten-Ehepaar Ancillo und Heliane Canepa sowie Sportchef Milos Malenovic vor lauter Problemen die Baustelle gar nicht mehr.

Schon wieder ein Wunschkandidat

Zwar wurde gemäss eigener Aussage mit Mitchell van der Gaag der «absolute Wunschkandidat» für den offenen Trainerposten verpflichtet. Doch das mit den Wunschtrainern ist beim FCZ immer so eine Sache. Bereits nach der Meistersaison wurde im Sommer vor drei Jahren bei den Zürchern nach der Verpflichtung von Franco Foda vom gewünschten Trainer gesprochen. Nach zwei Punkten in acht Meisterschaftsspielen und dem Ausscheiden in der zweiten Runde im Schweizer Cup wurde der Deutsche entlassen. Doch diesmal ist es anders. «Wir waren immer davon überzeugt. Wenn ich es in der Vergangenheit aber vielleicht zu 99 Prozent war, bin ich heute 100 Prozent überzeugt, dass wir einen Top-Top-Trainer geholt haben», sagte Canepa bei der Vorstellung des Niederländers.

FCZ Cheftrainer Mitchell van der Gaag, von links, spricht neben Praesident Ancillo Canepa und Sportchef Milos Malenovic an seiner ersten Pressekonferenz vom FC Zuerich, aufgenommen am Montag, 16. Juni ...
Mitchell van der Gaag, Ancillo Canepa und Milos Malenovic bei der Vorstellung des neuen Cheftrainers.Bild: keystone

Van der Gaag hat als Co-Trainer bei Manchester United und Ajax Amsterdam zwar schon einige Top-Stars trainiert, unter anderem auch Cristiano Ronaldo. Aber seinen letzten Job als Cheftrainer hatte der 53-Jährige von 2019 bis 2021, als er die zweite Mannschaft von Ajax trainierte. Daraufhin arbeitete van der Gaag als Assistent von Erik ten Haag. Canepa und Malenovic kamen bei der ersten Medienkonferenz mit dem neuen Cheftrainer kaum aus dem Schwärmen. «Es war beeindruckend, wie er aufgezeigt hat, was seine Prinzipien sind und wie er das Team weiterentwickeln will», lobte der 72-Jährige, «so etwas habe ich noch nie erlebt.»

Bei Zürich möchte der neue Trainer das Spiel bestimmen, ballbesitzorientiert sein und mit hohem Pressing spielen. Im Trainingslager forderte der neue Chef an der Seitenlinie sein neues Team. «Die ersten zwei Wochen waren richtig heftig. So etwas habe ich in meiner Karriere fast noch nie erlebt. Wir haben wirklich jeden Lauf gemacht, den man sich vorstellen kann», sagte Steven Zuber, welcher mit seinen 33 Jahren der älteste Spieler im Kader ist, gegenüber dem Blick.

Ist die Abhängigkeit von Zuber zu gross?

Nach den offensiven Abgängen der Leistungsträger Mounir Chouiar, Juan José Perea (momentan eine Rückkehr möglich) und Samuel Ballet wird in der kommenden Saison noch mehr Druck auf Zuber lasten. Ausgerechnet der ehemalige GC-Junior, welcher bei seiner Verpflichtung im Winter mit viel Abneigung von den FCZ-Fans empfangen wurde. «Zuber: Keis Goal wird dich je zum FCZ-ler mache», schrieb die Zürcher Südkurve bei seinem ersten Spiel. Wenige Monate später wurde der 56-fache Nationalspieler von den Fans zum besten Spieler der Saison gewählt, und dies nach gerade einmal einem halben Jahr in den neuen Farben.

Statistiken steven Zuber
Steven Zuber beeindruckte in seinem ersten halben Jahr beim FC Zürich.Bild: sofascore.com

In 20 Einsätzen in der Super League sammelte Zuber 10 Skorerpunkte (7 Tore und 3 Vorlagen) und stand abgesehen von einem Spiel in der Relegation Group, in welchem es für die Limmatstädter um nichts mehr ging, immer über 90 Minuten auf dem Platz. Doch was macht der FCZ, sollte Zuber mal verletzt ausfallen?

Die Leader fehlen bei Zürich

Abgesehen von Zuber und Torhüter Yannick Brecher ist kein Spieler bei den Zürchern über 28 Jahre alt. Höchste Zeit also, dass Eigengewächse wie Bledian Krasniqi oder Lindrit Kamberi den nächsten Schritt machen. Zwar zeigen beide immer wieder starke Einsätze und lassen ihr Potenzial aufblitzen, aber dennoch hat man das Gefühl, dass es für eine wichtige Schlüsselrolle oder auch einmal einen Wechsel in das Ausland nicht reicht.

Matthias Phaëton, Nelson Palacio und Ilan Sauter, der von der AC Bellinzona zu seinem Jugendverein zurückkehrt, sind bisher die einzigen Neuverpflichtungen der Zürcher. Gemessen an den bekannten Abgängen hat sich der Kader sicher nicht verbessert. Besonders im offensiven Bereich könnte der FCZ sehr zu kämpfen haben.

Ilan Sauter, links, im Trainingslager des FC Zuerich, am Mittwoch, 9. Juli 2025, in Oberstaufen, Deutschland. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Ilan Sauter ist zurück beim FC Zürich.Bild: keystone

Spieler mit der Stammposition Mittelstürmer stehen beim FCZ momentan nur zwei unter Vertrag. Die beiden 21-Jährigen Damienus Reverson und Vincent Nvendo kommen zusammen auf 16 Einsätze in der Super League.

In der letzten Saison wurde mit dem Verpassen der Meistergruppe nicht nur das Saisonziel europäisches Geschäft verpasst, sondern mit der Verpflichtung von Benjamin Mendy im Winter auch noch für reichlich negative Schlagzeilen gesorgt. Der französische Weltmeister musste sich in der Vergangenheit in acht Fällen wegen Vergewaltigung verteidigen. Bei Partys soll der Verteidiger weibliche Gäste ausgenutzt haben. Aufgrund fehlender Beweise wurde Mendy zwar freigesprochen, aber dennoch wurde der FCZ stark kritisiert. Spielerisch konnte der 31-Jährige überhaupt nicht überzeugen und kam nur zu acht Einsätzen für Zürich, bevor ihn eine Verletzung ausser Gefecht setzte. In dieser Woche gab der Verein bekannt, dass der Vertrag mit Mendy im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst wurde.

Benjamin Mendy quitte le FC Zurich avec effet imm�diat
Benjamin Mendy und Zürich war keine Liebesbeziehung.Bild: fxp-fr-sda-rtp

Das Ganze passte zur letzten Spielzeit bei Zürich. Immer wieder sorgte der FCZ aufgrund negativer Ereignisse, besonders rund um den ehemaligen Trainer Ricardo Moniz, für Schlagzeilen. Von Spielern, die kurz nach der Einwechslung den Platz wieder verlassen mussten, über Suspendierungen bis hin zu Schirmattacken auf Moniz war alles dabei.

Das Ziel ist und bleibt Europa

Trotz der vielen Abgänge ist das Ziel klar. Der FCZ muss wieder europäisch spielen. «Aus finanzieller Sicht gibt es keinen Weg daran vorbei», sagte Canepa vor einem Monat. Bei kaum einem anderen Verein wird so oft betont, wie wichtig die Qualifikation für das europäische Geschäft ist, wie beim 13-fachen Schweizer Meister. Auch für Zuber ist klar, wo er am Ende der Saison mit Zürich stehen möchte: «Für mich gibt es beim FCZ nur ein Ziel: die Top 3. Mit weniger dürfen wir uns nicht zufriedengeben.»

Bledian Krasniqi (FCZ), David Vujevic (FCZ), Steven Zuber (FCZ), und ihre Teamkollegen stehen vor den FCZ Fans, nach dem Super League Spiel zwischen dem BSC Young Boys und dem FC Zuerich, am Montag, 2 ...
Um einen Punkt verpasste Zürich in der letzten Saison die Meisterrunde.Bild: keystone

Hört man sich in Kreisen von FCZ-Fans um, sehen es die Anhänger anders. Teils geht sogar die Angst vor dem Abstiegskampf herum. Davon wird Canepa wahrscheinlich nichts hören wollen. Denn der FCZ ist aus seiner Sicht noch immer ein Spitzenklub in der Schweiz. Ist dies aber wirklich so? Seit dem Wiederaufstieg vor acht Jahren klassierten sich die Zürcher abgesehen vom überraschenden Meistertitel 2021/22 nie innerhalb der ersten drei. Im Schnitt steht Zürich seit 2017 auf Platz 5,75 und ist damit ausserhalb des europäischen Geschäfts klassiert.

Kleine Parallelen zur Meistersaison

Es wird nun auch Zeit für Sportchef Milos Malenovic, dafür zu sorgen, dass die Stimmung beim FCZ wieder besser wird. Seit bald zwei Jahren ist der 40-Jährige bei Zürich im Amt und so richtig warm wurden die Fans bisher nicht mit dem ehemaligen Spielerberater. Für viel Kopfschütteln sorgte auch seine Pressekonferenz, als er sich sogar einen Teil des Meistertitels vor drei Jahren zuschreiben liess, da er dem ehemaligen Agenten von Meistertrainer André Breitenreiter empfohlen hatte, bei Zürich zu unterschreiben. In der letzten Saison wurde Malenovic bei einem Spiel der U21-Junioren von Fans beleidigt und verbal attackiert. Auch innerhalb des Vereins geistern immer wieder Stimmen herum, dass die Zusammenarbeit mit Malenovic schwierig sei, regelmässig verlassen langjährige Mitarbeiter den FCZ.

Die Mannschaft des FC Zuerichs feiert ihren Meistertitel mit dem Pokal nach dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Luzern, am Sonntag, 22. Mai 2022 im Let ...
2022 wurde der FC Zürich überraschend Schweizer Meister.Bild: KEYSTONE

Hoffnung kann der FCZ daraus schöpfen, dass der neue Trainer weiss, wie man mit jungen Spielern arbeitet und ein wenig erinnert die aktuelle Situation an den Sommer 2021. Auch damals kam mit André Breitenreiter, ein Trainer welcher die Schweizer Liga nicht kannte und Zürich vor der Saison noch eher als Abstiegs- anstatt Meisterkandidat galt. In einer solch ausgeglichenen Liga weiss man spätestens seit der letzten Saison, dass mit allem gerechnet werden muss. Schliesslich stand im November auch der FCZ noch an der Tabellenspitze.

Die Transfers

Zugänge:

  • Ilan Sauter (24, Innenverteidiger, von Bellinzona)
  • Matthias Phaëton (25, Linksaussen, ausgeliehen von ZSKA Sofia)
  • Nelson Palacio (24, Zentrales Mittelfeld, ausgeliehen von Salt Lake)

Abgänge:

  • Nikola Katic (28, Innenverteidiger, Schalke 04)
  • Joseph Sabobo (19, Linksaussen, Hapoel Beer Sheva)
  • Jean-Philippe Gbamin (29, Defensives Mittelfeld, FC Metz)
  • Daniel Afriyie (24, Mittelstürmer, FC Aarau)
  • Labinot Bajrami (20, Mittelstürmer, Helmond Sport)
  • Ramon Guzzo (20, Mittelstürmer, FC Aarau)
  • Benjamin Mendy (31, Linker Verteidiger, unbekannt)
  • Rodrigo Conceicao (25, Rechter Verteidiger, unbekannt)
  • Ifeanyi Mathew (28, Zentrales Mittelfeld, unbekannt)
  • Mirlind Kryeziu (28, Innenverteidiger, unbekannt)
  • Zivko Kostadinovic (33, Torhüter, unbekannt)
  • Mounir Chouiar (26, Linksaussen, Ende der Leihe, Rückkehr zu Ludogorets Razgrad)
  • Juan José Perea (25, Mittelstürmer, Ende der Leihe, Rückkehr zum VfB Stuttgart)
  • Samuel Ballet (24, Rechtsaussen, Ende der Leihe, Rückkehr zu Como)
  • Doron Leidner (23, Linker Verteidiger, Ende der Leihe, Rückkehr zu Olympiakus Piräus)
  • Fernand Goure (23, Mittelstürmer, Ende der Leihe, Rückkehr zu KVC Westerlo)
  • Daniel Denoon (21, Innenverteidiger, Pisa SC)

Der watson-Tipp

Zürich beendet die Saison auf Platz 6.

Das Startprogramm

Freitag, 25.7., 20:30 Uhr:
Zürich – Sion

Sonntag, 3.8., 16.30 Uhr:
Luzern – Zürich

Sonntag, 10.8., 16.30 Uhr:
Lausanne – Zürich

Freitag, 15.8., 20.00 Uhr:
Wettswil-Bonstetten – Zürich (Cup)

Samstag, 23.8., 18.00 Uhr:
Zürich
– Thun

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Trainer des FC Zürich seit dem Jahr 1991
1 / 24
Die Trainer des FC Zürich seit dem Jahr 1991
Wer im Letzigrund-Stadion schon alles das Sagen hatte – und Titel gewonnen hat.
quelle: keystone / christoph ruckstuhl
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Alisha Lehmann und Riola Xhemaili im «Swiss Qwiss»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
21 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Chesus80
25.07.2025 15:51registriert Februar 2014
Als grosser FCZ-Fan uns Saisonkarteninhaber muss ich leider sagen, dass diesem Kader die Qualität für die Finalrunde fehlt.
Zum Text: Zuber wurde vom Fancblub Letzi zum besten Spieler gekürt. Ich weiss nicht wie gross die Reichweite dieser Umfrage ist. Aber massiv kleiner als wenn sie vom FCZ selber oder der Südkurve kommt. Auch waren Ballet zu keinem Zeitpunkt und Perea nur ein halbes Jahr (bis zur Verletzung) Leistungsträger.
Die Mendy-Story war der absolute Tiefpunkt seit ich FCZ Fan bin. Freunde verzichten wegen dieser Geschichte und der Geschicke von MM dieses Jahr auf die Saisonkarte.
360
Melden
Zum Kommentar
avatar
Amarillo
25.07.2025 16:50registriert Mai 2020
Was immer etwas komisch wirkt: Kommt ein neuer Trainer oder Sportchef, dann weinen die Canepas schier vor Glück + es ist eigentlich nur unklar, ob das Adoptionsverfahren schon eingeleitet worden ist oder nicht. Ein paar Monate später verabschiedet man sich ernüchtert, um die Endlosschleife von neuem zu beginnen. Wenn man schon die Kurzlebigkeit dieses Geschäftes kennt, warum dann immer das Theater bei einer Verpflichtung? Natürlich soll man überzeugt sein, den richtigen Mann verpflichtet zu haben, aber das geht (...in Anbetracht des nächstfolgenden Schrittes...) doch auch weniger übertrieben.
291
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ferienpraktiker21
25.07.2025 16:17registriert Dezember 2020
Ich hoffe die beiden Canepas bleiben noch lange FCZ Besitzer und lassen sich von niemandem Ratschläge erteilen 😇
207
Melden
Zum Kommentar
21
Pogacar für einmal geschlagen – und doch der grosse Sieger der Tour de France
Die letzte Etappe war ein Trost für alle anderen Radprofis: Tadej Pogacar kann doch nicht schalten und walten, wie er will. Der Gesamtsieger der Tour de France peilte den Etappensieg in Paris an, doch Wout van Aert war im Klassiker-Finale in Montmartre stärker.
Wout van Aert hat die Schlussetappe der Tour de France in Paris solo gewonnen. Auf dem harten Olympia-Circuit mit Kopfstein-Pflaster hielt er unter anderen Tadej Pogacar, der ebenfalls um den Tagessieg kämpfte, in Schach. Der Weltmeister wollte unbedingt den fünften Etappensieg in diesem Jahr.
Zur Story