HCD-Manager Marc Gianola redet nicht um den heissen Brei herum. «Ja, wir möchten den Vertrag mit Robert Mayer auflösen. Unser Ziel ist ein Buyout.». Es geht also nicht um Gesprächsbereitschaft, wenn jemand Robert Mayer haben möchte. Es geht, wenn immer möglich, um eine sofortige Trennung. Ein leihweiser Transfer zu einem anderen Klub wäre lediglich «Plan B».
Ein «Buyout» kostet allerdings viel Geld. Gut eine Million. Robert Mayer (31) hat in Davos einen Vertrag für weitere drei Jahre. Mit einem Jahressalär von gut 360'000 Franken. Der Kontrakt ist fix – «Beton» wie ein mit der Sache vertrauter Gewährsmann sagt – und ohne jede Ausstiegsmöglichkeit für Davos.
Natürlich wird bei einem «Buyout» nicht die gesamte noch ausstehende Lohnsumme ausbezahlt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer einigen sich auf einen bestimmten Betrag und der Spieler kann dann per sofort an einem anderen Ort unterschreiben.
Robert Mayer ist zwar Nationalgoalie (29 Länderspiele). Aber er ist in seiner ersten Saison in Davos so weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, dass nun bereits eine Trennung angestrebt wird. Die Niederlage im ersten Pre-Playoff-Spiel gegen den SCB (3:4 n.V) ist ihm zum Verhängnis geworden. Nach drei Gegentreffern und einer Fangquote von 66,67 Prozent ist er durch Sandro Aeschlimann (26) ersetzt worden und nicht mehr zum Zuge gekommen.
Den Vertrag hat noch Raeto Raffainer gemacht, inzwischen Obersportchef in Bern. Er sieht heute ein, dass er einem Transferirrtum erlegen ist. «Aber wir brauchten einen Torhüter und unser Goalie-Coach Peter Mettler war von Robert Mayer hundertprozentig überzeugt.» Wer ist denn schon perfekt? Wir wollen nicht polemisieren. Jeder Sportchef, jeder Goalie-Coach, aber auch jeder Chronist hat ein Recht auf Irrtum.
Das Problem in dieser Sache: Wer ist bereit, Robert Mayer zu übernehmen? Niemand erlöst den HCD von diesem Vertrag, wahrscheinlich nicht einmal Lausanne. Und Robert Mayer wird keinem «Buyout» zustimmen, wenn er keinen neuen Arbeitgeber in Aussicht hat.
Für eine kurze Zeit gab es ein Interesse an Robert Mayer. «Aber dann ist Gilles Senn auf den Markt gekommen», sagt Marc Gianola. Und er bestätigt: «Wir sind an der Verpflichtung von Gilles Senn interessiert. Er ist ja einer von uns.»
Wohl wahr: Sieben Jahre lang war der sanfte Riese (195 cm/92 kg) und 17-fache Nationalgoalie in Davos tätig, ehe er vor zwei Jahren nach Amerika ging.
Dort hat er zwar meistens im Farmteam gespielt, aber es in der Organisation der New Jersey Devils immerhin auf zwei NHL-Partien gebracht. Nun läuft sein Vertrag aus. In einer perfekten HCD-Welt werden nächste Saison Sandro Aeschlimann (26) und Gilles Senn (25) den HCD-Kasten hüten.
Aber nicht nur Davos ist an Gilles Senn interessiert. Auch Lugano sucht einen zweiten Torhüter neben Niklas Schlegel (26). Sportdirektor Hnat Domenichelli und Cheftrainer Chris McSorley sind daran, das defensive Fundament des neuen «Grande Lugano» zu bauen. Mit der Verpflichtung von Nationalverteidiger Mirco Müller (26) haben sie den Grundstein gesetzt. Folgt nun mit Gilles Senn bald der nächste Baustein?
Ein Glück für Gilles Senns Agent Gaëtan Voisard, dass mit Lugano und Davos zwei Klubs mit gut gefülltem Geldbeutel an seinem Klienten interessiert sind. Und er wird auf dem Tisch tanzen, wenn auch noch ZSC-Sportchef Sven Leuenberger sein Interesse anmelden sollte.
Kloten und Ajoie suchen zwar auch Torhüter. Aber sie können nicht mithalten, wenn Titanen wie Davos und Lugano an einem Spieler interessiert sind und sind schon glücklich, wenn das Geld für Sandro Zurkirchen (31) reicht.
Ist Gilles Senn tatsächlich in Amerika zur Nummer eins für die National League gereift? Das könnte eine Frage sein, die uns nächste Saison bestens unterhalten wird.
Pech mit dem Torhüter, mehr Glück mit geschäftlichen Angelegenheiten. Die kulturelle Liebesbeziehung mit Peter Buser hätte eigentlich bis 2026 dauern und dem HCD insgesamt über 10 Millionen Franken für die Namensrechte am Hockey-Tempel und kulturelle Veranstaltungen einbringen sollen.
2,950 Millionen plus Mehrwertsteuer hat Peter Buser über seine Stiftung bei der Vertragsunterzeichnung bereits am 18. November 2019 nach Davos überwiesen. Weitere sechs Raten von 1,475 Millionen plus Mehrwertsteuer hätten folgen sollen. Da er die erste, am 1. Januar 2021 fällige Rate nicht bezahlt hat, ist dieser Vertrag nun aufgelöst worden. «Das ist richtig», sagt Marc Gianola auf Anfrage. «Der Vertrag besteht nicht mehr.»
Tatsächlich steht unter Punkt 9 (Verzug) im Vertrag, dass dann, wenn die Zahlung auch nach einer 30-tägigen Nachfrist nicht erfolgt: «Jede Leistungspflicht des HCD und der Gemeinde Davos unter dieser Vereinbarung erlischt mit sofortiger Wirkung.»
Natürlich hätte Peter Buser die 2,950 Millionen plus Mehrwertsteuer gerne wieder, die er über seine Stiftung schon spendiert hat. Aber die Chancen stehen nicht gut, dass der spendable Kunstliebhaber, Musikant und Buchautor dieses Geld zurückbekommen wird. Da muss er schon ein gewaltiges juristisches Powerplay aufziehen, wenn er das rechtliche Boxplay von Gaudenz Domenig knacken will. Der HCD-Obmann ist ein international erfahrener Wirtschaftsanwalt.
Peter Buser wird möglicherweise als grosszügigster Mäzen höchst ehrenvoll in die HCD-Geschichte eingehen. 2,950 Millionen plus Mehrwertsteuer und als Gegenleistung vor allem Ärger und freche Berichterstattung in allerlei Medien. Das ist fast ein so schlechtes Geschäft wie der Vierjahresvertrag mit Robert Mayer für den HCD.
Ja er mag in den wichtigsten Spielen versagt haben, dass man Ihn aber jetzt verjagen möchte finde ich schon speziell.
Vielleicht liegt es auch weniger an Mayer sondern viel mehr daran, dass sie Senn gerne hätten