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Spengler Cup in Davos: Wenn die Strafbank ein Flugzeug ist

Wasserflasche statt Tomatensäftli: Luganos Philippe Furrer im Flieger.
Wasserflasche statt Tomatensäftli: Luganos Philippe Furrer im Flieger.bild: srf

Der Star ist die Strafbank

Dieses Sponsoring zahlt sich aus. Am Spengler Cup in Davos hocken Spieler ihre Strafe nicht auf einem harten Holzbänkli ab, sondern auf einem weichen Flugzeugsitz. Dank der Null-Toleranz kommen viele Flugmeilen zusammen.
27.12.2016, 11:2728.12.2016, 03:54
Ralf Meile
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17 Tore in zwei Spielen: Am ersten Tag des Spengler Cups kamen die Zuschauer auf ihre Kosten. Zu reden gibt in Davos aber auch die Regelauslegung der Schiedsrichter. Wie neuerdings in der Schweizer Meisterschaft wird am Spengler Cup ebenfalls streng gepfiffen. Diese Null-Toleranz führte zu bislang 23 kleinen Strafen. Viele waren die Folge von Fouls, welche noch vor kurzem gar nicht gepfiffen worden wären.

Worüber sich Spieler ärgern und Fans aufregen, dürfte die Verantwortlichen bei der Fluggesellschaft Helvetic strahlen lassen. Sie hat am Spengler Cup die Strafbänke so designen lassen, dass es aussieht, als ob ein Eishockey-Spieler in einem Flugzeug sitzt, während er seine Strafe absitzt. Je mehr Strafen, desto mehr TV-Präsenz für den Sponsor.

Minsks Olexander Materuchin hat Platz genommen.
Minsks Olexander Materuchin hat Platz genommen.bild: srf

Grund für die vielen Strafen in zwei wirklich nicht überharten Spielen war, dass streng nach Regelbuch gepfiffen wurde. Dazu wurden die Schiedsrichter auf Wunsch von Klubs und Verband angewiesen. Denn man stellte fest: Bei Länderspielen und in der Champions League wird kleinlicher gepfiffen als in der Schweiz. Das ist ein Nachteil für die hiesigen Spieler, welche sich bei internationalen Vergleichen öfter auf der Strafbank begeben mussten wegen Vergehen, die in der NLA nicht geahndet worden wären.

Schiedsrichter Wehrli: «Es braucht für alle ein paar Spiele»

In der Meisterschaft gab's in den ersten Spielen nach der Umstellung, mitten in der Saison, eine wahre Strafenflut. Die Erfahrung lehrt, dass die Spieler sich vermutlich schon bald an die veränderten Umstände gewöhnt haben. «Sie müssen sich rasch anpassen, denn auf der Strafbank gewinnst du keine Matchs», sagte Nationalstürmer Simon Bodenmann vor einigen Tagen in der Berner Zeitung.

Die Schiedsrichter müssen ebenfalls mit der Umstellung klar kommen. Das sei auch für sie nicht einfach, gab Tobias Wehrli, schon zwei Mal Ref in einem WM-Final, im SRF zu. «Wir haben wohl etwas viel laufen lassen in den letzten Jahren. Es braucht nun für alle ein paar Spiele – für Spieler wie Schiedsrichter.»

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Schnelleres, flüssigeres Spiel

Das Ziel aller Beteiligten ist nicht nur, dass sich Schweizer Eishockeyspieler in internationalen Vergleichen nicht umstellen müssen. Sondern auch, dass das Spiel flüssiger wird, es weniger Strafen und mehr Freiraum für Angreifer gibt, und damit in letzter Konsequenz mehr Chancen und Tore. Ein Ziel, für das sich eine zähe Übergangsphase mit vielen Strafen, die den Spielfluss unterbrechen, lohnt.

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Noch ist die Null-Toleranz nicht in allen Spielerköpfen angekommen. So lange das so ist, werden am Spengler Cup fleissig Flugmeilen gesammelt.

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mmanser
27.12.2016 12:14registriert September 2014
Hat man die Null-Toleranz nicht bereits schonmal vor X Jahren eingeführt?
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superzonk
27.12.2016 11:57registriert März 2015
Was die Regelauslegung wert ist, wird sich erst in den Playoffs weisen.. Ich bin sehr darauf gespannt, was dann wieder alles erlaubt sein wird... Das war bisher jedenfalls stets eine andere und krass lasche Regelauslegung...
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Schreiberling
27.12.2016 11:45registriert Februar 2014
Gestern war wenigstens bei allen gepfiffenen Strafen jeweils mindestens im Ansatz ein Foul zu sehen. Das war in den ersten beiden NLA-Runden nach der Verschärfung der Regelauslegung bei weitem nicht der Fall.
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