Sport
Eishockey

Allan McShane vom EHC Winterthur spielt mit einem komplett weissen Stock

Allan McShane EHC Winterthur – HC Sierre
Allan McShane (links) mit seinem Markenzeichen in der Hand.Bild: watson

Winterthurs Topskorer fällt auch dann jedem auf, wenn er kein Tor schiesst

In der Regular Season der Swiss League ist der Endspurt lanciert. Mittendrin im Kampf um einen Playoff-Platz ist der EHC Winterthur, dessen Topskorer Allan McShane hier über seinen nicht alltäglichen Schläger spricht.
14.01.2025, 10:3214.01.2025, 13:51
Mehr «Sport»

Etwas ist anders, wenn man Allan McShane bei der Arbeit zusieht. Wer öfters Eishockey schaut, dem fällt das gleich auf. Und beim zweiten Blick ist klar, was anders ist: die Farbe des Schlägers.

Der 24-Jährige hat sich für ein komplett weisses Modell entschieden. Das sieht man selten. «Das Leben ist zu kurz, um nicht ein bisschen Spass zu haben und so etwas auszuprobieren, und um zu sehen, ob mir das dabei hilft, mit mehr Selbstvertrauen zu spielen», sagt McShane im Gespräch mit watson.

EHC Winterthur Forward Allan McShane 21 SKY Swiss League - EHC Winterthur vs Sierre Winterthur Deutweg Z
Allan McShane im Dress des EHC Winterthur.Bild: www.imago-images.de

Die schönen Erinnerungen

Der Ursprung dafür liegt einige Jahre zurück. 2016 nahm McShane mit Kanada an den Olympischen Jugendspielen in Lillehammer teil, dort spielte er mit einem weissen Schläger, der silberne und rote Elemente des Team Canada besass.

«Dass ich jetzt wieder mit weissen Schlägern spiele, hat viel mit den schönen Erinnerungen an damals zu tun», sagt der Topskorer des EHC Winterthur. McShane gewann mit seinen Kollegen die Silbermedaille, im Final gegen die USA gelang ihm beim 2:5 ein Tor.

Verändert sich das Spiel?

Nach diesen Jugendspielen griff Allan McShane lange zu schwarzen Schlägern, wie sie fast alle Eishockeyspieler verwenden. Erst als die grossen Hersteller begannen, weisse Stöcke zu produzieren, wechselte er wieder.

«Als ich in der vergangenen Saison in den Playoffs für La Chaux-de-Fonds spielte, hatte ich ein ganzes Bündel dieser Schläger, aber die meisten zerbrachen mir und ich musste wieder mit schwarzen spielen», erinnert sich McShane und schmunzelt. «Ich musste eine Weile warten, bis ich wieder an weisse kam.»

Allan McShane EHC Winterthur – HC Sierre
McShane beim Bully gegen Sierre.Bild: watson

Nun fragt sich natürlich, ob und wie sich das Spiel verändert, wenn der Schläger die gleiche Farbe wie das Eis hat und er dadurch gewissermassen unsichtbar wird. Eine Weile lang habe er tatsächlich den Eindruck gehabt, dass etwas anders sei, sagt McShane. Allerdings habe er dann mit der Zeit festgestellt, dass es auf sein Spiel keinen Einfluss habe, welche Farbe sein Stock hat.

Kein Vorteil gegenüber Goalies

«Ich habe mich auch schon gefragt, ob es für meine Teamkollegen schwieriger sein könnte, mir den Puck zu passen, weil sie den Schläger vielleicht nicht sehen. Aber das hat sich nicht als Problem herausgestellt.» Auch die gegnerischen Goalies hätten nicht mehr Mühe wegen der Farbe: «Damit spekuliert man natürlich, aber wenn ich die Torhüter in meinem Umfeld frage, dann sagen sie, das spiele für sie keine Rolle.»

So bleibt es primär bei den guten Erinnerungen – und bei der Möglichkeit, auf dem Eisfeld herauszustechen. «Ich mag das und ich versuche gerne, nicht alles so zu machen, wie es der Norm entspricht», sagt der Center.

Allan McShane EHC Winterthur – HC Sierre
Beim flüchtigen Blick ist der Schläger kaum zu sehen.Bild: watson

Der legendäre ZSC-Stürmer Michel Zeiter wurde wegen der weissen Schlittschuhe, die er stets trug, «Susi» gerufen. Muss auch Allan McShane Sprüche aushalten, dass ein weisser Schläger ein wenig zu extravagant oder gar divenhaft sei? Das Gegenteil ist der Fall. «Als mir die weissen Schläger ausgingen, sagten mir die Kollegen, sie würden mich so kaum erkennen. Das sei ja gar nicht ich, wenn ich mit schwarzen auflaufe.»

Covid führte McShane nach Europa

Die Nomination für die Olympischen Jugendspiele zeigt, dass Allan McShane ein sehr talentierter Stürmer war. 2018 wurde er von den Montréal Canadiens in der 4. Runde gedraftet, in die NHL schaffte er es bislang nicht. Der Traum lebt weiter, auch wenn er jetzt in der Swiss League ein Stück davon entfernt ist.

«Ich habe nach wie vor im Hinterkopf, dass es die Möglichkeit geben könnte, in der NHL zu spielen. Es kommt schliesslich ab und zu vor, dass Spieler mit 25 oder 26 Jahren und nach einer starken Saison in Europa die Chance erhalten, sich zu beweisen», sagt McShane. «Mein oberstes Ziel ist es nicht. Sollte ich aber die Gelegenheit erhalten, mich zu zeigen, würde ich das natürlich gerne anpacken.»

BROSSARD, QC - JUNE 28: Montreal Canadiens Prospect Centre Allan McShane (58) has a discussion with coach Rob Ramage during the Montreal Canadiens Development Camp on June 28, 2018, at Bell Sports Com ...
Als Jungspund 2018 im Vorbereitungscamp der Montréal Canadiens.Bild: imago sportfotodienst

Über den Atlantik flog der Kanadier während der Corona-Pandemie, als in der Heimat der Sport stillstand und in Europa teilweise gespielt wurde. Über die Slowakei, Schweden und Italien kam er Ende des vergangenen Winters in die Schweiz, in dieser Saison läuft er für den EHC Winterthur auf, wo er mit 29 Punkten aus 38 Spielen Topskorer des Teams ist.

Wegweisendes Heimspiel

«Ich habe durch die verschiedenen Engagements als Hockeyspieler profitiert, habe andere Spielweisen kennengelernt», sagt McShane, weshalb er mit seinem Entscheid zufrieden sei, es nicht in der AHL, sondern in Übersee zu versuchen. «In Winterthur sind wir ein tolles Team mit guten Typen und auch die Stadt gefällt mir sehr gut.» Aufgrund des Spielplans habe er vom Land etwas weniger gesehen als seine Ehefrau, die häufiger unterwegs ist, um die Schweiz zu erkunden. «Hoffentlich finde ich nach dem Saisonende Zeit, um fürs Skifahren oder Wandern in die Berge zu gehen.»

Das Saisonende wollen Allan McShane und seine Kollegen selbstredend noch lange nicht erleben. Winterthur kämpft um einen Playoff-Platz, das Heimspiel heute Abend (20 Uhr) gegen Aufsteiger Chur ist daher ein Sechs-Punkte-Spiel. «Jeder will in die Playoffs, denn da kann alles passieren», meint der Topskorer. «Der Sieg gegen Leader Basel am Samstag gibt uns Mumm für die Aufgaben, die noch auf uns warten.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
33 kuriose, fantastische, aussergewöhnliche Sportfotos 2024
1 / 36
33 kuriose, fantastische, aussergewöhnliche Sportfotos 2024
In diesem Rückblick geht es nicht um Resultate oder Stars, sondern einzig um das einzigartige Bild.
quelle: imago/keystone/watson
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Odermatt gewinnt erneut - Kommentatoren flippen wieder aus
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
24 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mulumbi
14.01.2025 12:04registriert April 2024
Schön auch mal etwas aus der NLB zu lesen. Weiss ist eher eine exotische Stockfarbe, gefällt mir aber genau so wie die weissen Handschuhe von Ajoie.
242
Melden
Zum Kommentar
24
    Nach Skandal am Wochenende – Millwall-Fans sorgen bereits wieder für Aufsehen
    Am Samstag sorgte Millwalls Torhüter Liam Roberts im FA-Cup gegen Crystal Palace mit einem Horrorfoul gegen Stürmer Jean-Philippe Mateta für Aufsehen und die Fans daraufhin für einen Skandal. Im gestrigen Meisterschaftsspiel applaudierten die Fans von Millwall für den gesperrten Schlussmann.

    Am Wochenende sorgten die Fans vom englischen Zweitligisten FC Millwall für einen waschechten Skandal. Nach einem Foul in der Anfangsphase von ihrem Torhüter Liam Roberts im FA-Cup gegen Crystal Palace musste der verletzte Stürmer Jean-Philippe Mateta minutenlang auf dem Spielfeld gepflegt und mit Sauerstoff versorgt werden. Die mitgereisten Anhänger von Millwall schrien währenddessen: «Lasst ihn sterben!»

    Zur Story