«Auch Ralph Krueger kann Buffalo nicht in die Playoffs führen», schrieben wir in unserer NHL-Vorschau vor der Saison – noch lange vor der Corona-Pandemie. Wir hatten Recht. Nur wussten wir damals nicht, dass es den Sabres auch nicht in die Playoffs reicht, selbst wenn 24 Teams, also beinahe 80 Prozent der Liga, teilnehmen dürfen.
Bereits zum neunten Mal in Serie haben die Sabres dieses Jahr den Sprung in die Playoffs verpasst. Und das führte nun zum grossen Knall: Die Teambesitzer Terry und Kim Pegula haben General Manager (GM) Jason Botterill per sofort entlassen. Neben Botterill müssen Randy Sexton, Steve Greeley (beide Assistenz-GMs), Ryan Jankowski (Scouting-Direktor) und Jeff Crisp (Scouting-Vizedirektor) ebenfalls gehen. Auch der komplette Trainerstaff des AHL-Partnerteams in Rochester sowie mindestens ein Dutzend Scouts und weitere Personen aus der Abteilung für Spielerentwicklung wurden gefeuert.
Einer der wenigen, der noch da ist, ist der Schweizer Trainer Ralph Krueger. Und Kevyn Adams. Der 45-jährige Adams war bislang Mitglied der Geschäftsadministration und soll nun die Leitung der sportlichen Abteilung als GM übernehmen. Seine erste offizielle Amtshandlung war übrigens, allen gefeuerten Mitarbeitern mitzuteilen, dass sie entlassen sind.
Der Schritt des Besitzer-Ehepaars kam überraschend, hatten sie vor drei Wochen doch noch betont, dass sie weiterhin mit Jason Botterill zusammenarbeiten wollen. «Er ist unser GM und wir arbeiten weiterhin mit ihm. Das mag bei den Fans nicht populär sein, aber wir haben ja auch mehr Informationen über das Innenleben als sie», erklärte Kim Pegula damals.
Gestern folgte aber die Kehrtwende. Warum? Ein Faktor könnte Jack Eichel sein. Der 23-jährige Captain ist einer der besten Spieler der Liga und der wichtigste Pfeiler in der Zukunft der Sabres. Doch der Amerikaner ist auch unglücklich und frustriert von der Situation in Buffalo: «Ich habe genug vom Verlieren. Es waren schwierige Monate, schwierige fünf Jahre, so wie sich die Dinge entwickelten», sagte Eichel, nachdem die Saison für die Sabres offiziell zu Ende war.
Für die Besitzer ist es also von grösster Wichtigkeit, Eichel wenigstens einigermassen bei Laune zu halten und auch mal ein Zeichen zu setzen. Doch alleine deshalb entlässt man nicht einen grossen Teil der sportlichen Führung eines NHL-Teams.
Es ist definitiv so, dass Buffalo in den drei Jahren unter Botterill stagniert hat. Der erwartete Aufschwung Aufgrund jahrelanger guter Draft-Positionen kam einfach nicht. Auch, weil der GM bei Trades und Vertragsverlängerungen diverse Male daneben griff.
Bis heute wird besonders der Abgang von Ryan O'Reilly diskutiert. Der Center gilt heute als einer der besten Defensivstürmer in der NHL und skort dennoch regelmässig über 60 Punkte. Er war der wichtigste Spieler bei St. Louis' sensationellem Titel letzte Saison. Und Botterill gab ihn für Spieler ab, die nicht annähernd so gut sind.
Einer der wenigen geglückten Trades, war der Zuzug von Jeff Skinner. Doch auch hier muss man ein Sternchen setzen. Skinner spielte 2018/19 eine überragende Saison und wurde dafür von Botterill mit einem Vertrag über acht Jahre und einem Jahreslohn von 9 Millionen Dollar belohnt. Etwas zu viel für Skinner, der in seiner Karriere erst zwei Mal mehr als 60 Punkte skorte. Botterill muss sich die Frage erlauben, wo Buffalo wäre, hätte man O'Reilly oder Kane behalten.
Des weiteren muss man dem kanadischen Manager anlasten, dass er es in diesen drei Jahren nicht geschafft hat, die Probleme auf der Goalieposition zu lösen. Carter Hutton (Vertrag bis 2021) und Linus Ullmark (Vertrag läuft diesen Sommer aus) sind als Tandem zu wenig stabil.
Man sieht, es gibt also durchaus sportliche Gründe, die zur Entlassung von Jason Botterill geführt haben. Es sind vor allem der Zeitpunkt und die Heftigkeit der Reaktion der Besitzer, die zu reden geben.
Bleibt noch die Frage, was mit Ralph Krueger passiert. Wird er das nächste Opfer einer Entlassung, sobald sich der neue GM einen Überblick verschafft hat? In Buffalo geht man nicht davon aus. Vielmehr erwarten dem Team nahe stehende Journalisten, dass Krueger in der Organisation eine noch grössere Verantwortung erhält.
Der Klub hat dies nicht offiziell bestätigt, aber es würde Sinn ergeben. Kevyn Adams hat noch keine Erfahrung als GM, während Krueger jahrelang die Schweizer Nationalmannschaft geführt hat und beim FC Southampton in der Premier League auch als Manager tätig war. Der Schweiz-Kanadier hat Erfahrung im Beurteilen von Spielern und Zusammenstellen von Mannschaften. Auf diese Erfahrung zu verzichten, können sich die Sabres in der aktuellen Situation kaum leisten.