Unterscheidet sich ein Stadionbesuch in der KHL von einem in der Schweiz oder in Nordamerika? Ich war gespannt, als ich mich zur Arena von Dinamo Riga aufmachte. Und gelangte recht schnell zur Erkenntnis, dass Eishockey in einem modernen Stadion letztlich genau das ist: Eishockey in einem modernen Stadion.
Wirklich grosse Differenzen zu unserem Eishockey oder jenen in den NHL-Stadien habe ich nicht ausgemacht. Dennoch habe ich in Riga Eindrücke gesammelt, an die ich mich wohl noch ebenso lange erinnern werde wie an den ersten Besuch in der kalten Valascia in Ambri, an die feinen Baguettes im alten Eisstadion in Biel oder die Atmosphäre im New Yorker Madison Square Garden.
Jurciks Ragana gehört bei Dinamo Riga zum Inventar. Er ist aber kein Spieler, sondern ein Fan. Wobei er nicht einfach da sitzt und bei Toren artig applaudiert. Der Mann mit Maske und Dreizack heizt dem Publikum ein. Er springt auf Absperrungen, sprintet quer durchs Stadion, wirft die Hände in die Luft und fordert stille Fans zum Mitmachen auf. Kurz: Jurciks Ragana, im Alltag Polizist, sorgt für mächtig Stimmung in der Halle.
Gefühlt jeder zweite Zuschauer schleppt zwei Bierbecher an seinen Platz. Während einer tatsächlich mit Bier gefüllt ist, befindet sich im anderen feste Nahrung. Was in der ersten Drittelspause gekauft wird, steht somit fest. Der Snack entpuppt sich als Chnoblibrot, dessen Geschmack so intensiv ist, dass man eine ganze Heerschar Vampire in die Flucht treiben könnte.
Wie in der NHL werden auch in der KHL vor jeder Partie die Nationalhymnen der beteiligten Teams abgespielt. Zu Gast ist an diesem Abend die russische Mannschaft Ak Bars Kasan. So komme ich zunächst in den Genuss einer der schönsten Hymnen der Welt. Das erleichtert den weniger grossen Genuss des eher trägen lettischen Liedes.
Dinamo Riga ist Letzter der Westgruppe der KHL, der Gegner kommt als Zweitplatzierter des Ostens. Was auf dem Papier klar scheint, entpuppt sich auf dem Eis als Kampf zweier gleichwertiger Gegner. Was Riga an Klasse fehlt, macht es mit Leidenschaft wett. So gewinnt Dinamo gegen Kasan mit 2:0. Als neutraler Fan denkt man sich: Wenn das der Letzte ist, dann hat diese KHL wirklich ein hohes Niveau.
Dass Tischhockey in Lettland eine ernste Sache ist, stellte ich schon vor dem Stadionbesuch fest: Plakate in der Stadt wiesen auf ein Meisterschaftsturnier hin. Im Stadion kann vor der Partie und in den Pausen selber gespielt werden, wovon nicht nur kleine Zuschauer rege Gebrauch machen. Auch im lettischen Mann steckt ein Kind.
Neben Superfan Jurciks gibt es auch noch einen vom Klub engagierten Anheizer. Das freundlich lachende «Mannsgoggeli» macht ebenfalls einen tollen Job und als es den Dab von Fussballstar Paul Pogba imitiert, rasten besonders die jungen Zuschauer in der Arena regelrecht aus.
Natürlich hat das Traditionsturnier in Davos mit Riga nicht viel am Hut, sieht man von Dinamos Teilnahme im Jahr 2011 ab. Wieso mir trotzdem der Spengler Cup in den Sinn kam? Weil ein Besuch in Riga eine perfekte Alternative zur alljährlichen Visite in den Bündner Bergen darstellen kann:
In dieser Saison hat Riga während des Spengler Cups keine Heimspiele, unmittelbar nach Silvester gleich drei in fünf Tagen: Gegen Tscherepowez, ZSKA Moskau und SKA St.Petersburg.
- Schöne Altstadt
- Coole Bars & Clubs
- Hübsche Cafes
- Spitzengastronomie die Bezahlbar ist
- KHL Hockey