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Er ist einer der vergessenen Nordamerika-Pioniere unseres Hockeys: Timo Helbling wechselte schon im Sommer 2000 nach Amerika. Er hat in den Junioren- und Farmteamligen und in der NHL (11 Spiele/1 Assist) insgesamt mehr als 300 Partien gespielt, dazu auch noch eine halbe Saison in der höchsten finnischen Liga. In der NLA wird er noch im Laufe dieser Saison sein 600. Spiel bestreiten.
Bei der letzten WM gehörte Helbling zu den besten Schweizer Abwehrspielern. Beim SC Bern ist er so gut wie nie und er hat jetzt schon mehr Skorerpunkte (15) als je zuvor in einer ganzen NLA-Qualifikation. Gegen Biel (4:3) assistierte er gestern Abend zum vierten, matchentscheidenden Treffer von Martin Plüss. Hinter seinem Teamkollegen Eric Blum, Severin Blindenbacher und Romain Loeffel ist er der viertproduktivste Schweizer Verteidiger der Liga.
Timo Helbling ist produktiv und altersmilde geworden: Er hat schon fünf Saisons mit mehr als 100 Strafminuten hinter sich – doch jetzt wird es kaum für viel mehr als 50 Minuten reichen. Er hat diese Saison erst 22 Minuten auf der Strafbank verbracht. Der Rumpelriese (190 cm/100 kg) ist sanft geworden.
Ein Verteidiger mit diesem Leistungsausweis, mit dieser Wasserverdrängung und mit dieser Erfahrung müsste eigentlich begehrt sein. Aber Timo Helbling ist beim SCB nicht mehr erwünscht. «Der Sportchef hat mir gesagt, dass für mich wegen des Zuzugs von Kamerzin nächste Saison kein Platz mehr ist», verrät Helbling. «Ich muss mich nach einem neuen Klub umsehen.»
Der Solothurner ist gerade daran, sein Wirtschaftsstudium abzuschliessen. Der Umstieg ins richtige Berufsleben wird kein Problem sein. «Aber ich will unbedingt auch nächste Saison spielen. Ich fühle mich so gut in Form wie noch nie.»
Die Verhandlungen überlässt er erstmals nicht mehr seinem Agenten Rolf Simmen. «Ich war mit ihm immer sehr zufrieden. Nun habe ich mit ihm abgemacht, dass ich den nächsten Vertrag von A bis Z alleine aushandeln werde. Damit ich auch diese Seite des Hockeygeschäftes kennenlernen kann.» Spieleragent sei ja auch eine Option für das Leben nach der Karriere.
Eigentlich verrückt: Gute Verteidiger sind rar und gesucht und trotzdem kann Timo Helbling nicht einfach Offerten sichten. Er muss einen neuen Arbeitgeber suchen. «Überall hin kann ich ja wohl auch nicht mehr», sagt er halb zum Spass, halb meint er es ernst. Er war schon bei Davos, Kloten, Lugano, Zug und Fribourg. Eine Rückkehr zu einem seiner bisherigen Arbeitgeber ist also nicht sehr wahrscheinlich. Eine Absage gibt es bereits aus Langnau. Sportchef Jörg Reber sagt: «Ich bin an Helbling nicht interessiert.»
Wohin also? Timo Helbling besitzt den Optimismus eines Nordamerikaners und viel Selbstironie. Die Verhandlungen habe er noch nicht begonnen. Wir gehen die Liste der Klubs von A bis Z durch und er sagt schliesslich: «Mit dem Hans hatte ich es bei Gottéron immer gut.» Nun ist Hans Kossmann Trainer in Ambri und braucht für nächste Saison Verteidiger. Also: Timo Helbling nach Ambri?
Die Gegner werden also auch in Zukunft gerne nach Bern kommen und sich die Punkte relativ schmerzfrei einheimsen können.