Er hat seinen Ruhm gegen die Mächtigen des Welteishockeys errungen. Mit den ZSC Lions bodigte er Magnitogorsk aus Russland und die Chicago Black Hawks aus Amerika. Sean Simpson ist der erste Trainer, der ein Schweizer Team zur Nummer 1 in Europa machte und ein NHL-Team besiegte. Als Nationaltrainer krönte er seine Karriere mit der Silber-WM 2013.
Und nun also gegen die Lakers. Dass Sean Simpson ausgerechnet gegen die freundlichen Verlierer aus Rapperswil-Jona zweimal hintereinander um seine Reputation zu spielen hat, ist ein Treppenwitz der Hockey-Geschichte. Man verzeihe mir die nachfolgende politische Unkorrektheit und ich entschuldige mich bereits zum Voraus in aller Form. Aber es ist, wie es ist. Wenn der Kanadier mit den Kloten Flyers die Playoffs wegen Punktverlusten in diesen zwei Partien gegen die Lakers verspielt, dann ist das für sein Charisma schlimmer als eine Niederlage gegen ein Frauenteam ohne Florence Schelling im Tor.
Damit kein falscher Verdacht aufkommt: Wir nehmen die Lakers ernst. An dieser Stelle verneigen wir uns vor ihrem Sportchef Harry Rogenmoser, vor ihrem Trainer Anders Eldebrink und jedem einzelnen Spieler. Nie zuvor hat es eine so hoch entwickelte Kultur des Misserfolges gegeben. Nie zuvor hat eine Mannschaft in der höchsten Liga während eines so langen Zeitraumes (inzwischen sind es sieben Jahre!) so oft verloren ohne ernsthaften Schaden an der Seele zu nehmen. Jedes andere Team wäre nach so vielen Niederlagen auseinander gefallen und in der Zweitklassigkeit verschwunden.
Es ist ja auf den ersten Blick wahrlich keine Schande, gegen diese kuriosen Lakers zu verlieren. Es ist nur logisch, wenn Spieler oder Trainer hin und wieder eine Partie gegen die Lakers nicht ganz ernst nehmen und dann sensationell verlieren. Das ist diese Saison selbst HCD-Kulttrainer Arno Del Curto, ZSC-Meistermacher und Stanley Cup-Sieger Marc Crawford oder Luganos Patrick Fischer passiert. Aber eben: Ein Punktverlust spielte in diesen Spielen für Davos, den ZSC oder Lugano keine Rolle.
Aber für Sean Simpson ist die Ausgangslage eine andere. Wenn die Kloten Flyers die Playoffs doch noch schaffen wollen, dann dürfen sie am Dienstag und am Freitag gegen die Lakers nicht verlieren. Der Vorjahresfinalist steht unter maximalem Erwartungsdruck. Gegen einen Gegner, für den diese beiden Partien gegen Kloten am Dienstag und am Freitag völlig bedeutungslos sind. Für die Lakers geht es nur noch darum, die Zeit bis zu den Playouts sinnvoll zu überbrücken.
Ach, was ist bloss aus den Kloten Flyers geworden? Wir wollen für einmal keine hockeytechnische Abhandlung über diese Krise schreiben. Sondern mit einer strikt objektiven Schilderung von dem, was ist, aufzeigen was sich in Kloten verändert hat. Zum Drama gehört auch die passende Kulisse.
Wenn sich der Fremde im letzten Frühjahr der Arena von der Nordseite her näherte, dann stand er vor einem schmucken Partyzelt. Abgesichert von kurzgeschorenen, grimmig dreinblickenden Sicherheitsleuten, gekleidet in schwarzes Tuch. Sie passten wie Schiesshunde auf, dass kein Prolet hineingelange konnte. Die Kloten Flyers hatten das Playoff-Finale gegen die ZSC Lions erreicht. Sie waren ganz oben. Um es boshaft zu sagen: Dieses Partyzelt symbolisierte die neureiche Arroganz der stolzen neuen Herren von und zu Kloten.
Jetzt erblickt der Wanderer, der sich auf gleichem Weg und Steg dem Stadion nähert, am gleichen Ort hinter einem Maschendrahtzaun einen geparkten Rettungswagen und aufgestapelte Absperrgitter. Fertig Glanz und Gloria. Offenbar haben die Schönen und Reichen zurzeit kein Interesse mehr an den Flyers. Wie dem auch sein mag – die triste Szenerie ist ein bisschen symbolisch für den trostlosen sportlichen Hockey-Alltag in Kloten. Bin ich respektlos? Nein. Nur ehrlich.
Unter Tomas Tamfal hat Kloten gegen bessere Lakers 12:0 gewonnen. Wenn Sean Simpson nun die Playoffs wegen eines Punktverlustes gegen die Lakers vergeigt, die statistisch so schwach sind wie noch nie, dann ist seine Position bei den Kloten Flyers in den Grundfesten erschüttert.
Aber es gäbe selbst in diesem schlimmsten Fall eine konstruktive Lösung. Dann könnte Sean Simpson von den Lakers lernen. Dort hat Harry Rogenmoser sein Traineramt im März 2013 freiwillig aufgegeben und ist Sportchef geworden. Würde auch Sean Simpson im Falle eines Scheiterns nur noch Sportchef und nicht mehr Trainer der Kloten Flyers sein? Ja, warum nicht?
Aber wer weiss, vielleicht erleben wir ja ein Hockey-Wunder und Kloten schafft die Playoffs doch noch. Dann soll jeder Buchstabe dieser Story zu einem Goldvreneli in der Klubkasse und jedes Satzzeichen zu einem Fünfliber in Sean Simpsons Portemonnaie werden.
Wenn nicht während einer erfolgreich verlaufenden Playoff-Serie nach lukrativen Investoren suchen, wann dann? Vielleicht wurde ja genau im diesem Zelt der neue Sponsoring-Deal mit der SWISS eingefädelt?
Zu Simpson: die Flyers, welche man jetzt auf dem Eis sieht, sind noch nicht sein Team. Dieses wird man leider erst im Herbst 2015 nach einer gründlichen "Ausmisteten" zu Gesicht bekommen. Nochmals, wo stand der SCB letzte Saison und wo steht er jetzt?
Liebes Watson- Team bitte sagt doch dem Zaugg einmal, dass wir gerne mal einen spannenden Artikel von ihm lesen würden. Ohne Flyers-Bashing, ohne die Erwähnung von Rappi und Langnau oder die Heiligsprechung des SC Bern. Und vielleicht ab und zu mal jemandem zum Korrekturlesen vorlegen...
PS: Ein Glück, hat Kloten praktisch keine Playoffchance mehr. Ansonsten würde das wohl ziemlich teuer werden.