Seit 1992 werden die Medaillen an der Eishockey-WM nach anfänglichen Gruppenspielen im K.-o.-Modus ausgespielt. Die Schweiz steht am Sonntag um 20.20 Uhr in Stockholm zum vierten Mal in einem Final. Bisher brachten diese kein Glück.
Vor zwölf Jahren beginnt just in Stockholm die erfolgreiche jüngste Ära des Schweizer Eishockeys. Mit neun Siegen in Folge stürmt das Team von Sean Simpson bis in den Final. Roman Josi, der MVP des Turniers, bringt die euphorisierten Schweizer schon in der 5. Minute in Führung.
Dann aber reagieren die Schweden unter der Regie des Vancouver-Stars und zweifachen Torschützen Hendrik Sedin. Am Ende gewinnen sie mit 5:1 zu hoch und beenden einen wahren Heimfluch. Als erstes Heimteam seit der Sowjetunion 1986 in Moskau holen die «Tre Kronor» zuhause WM-Gold. Vom heutigen Schweizer WM-Team bereits damals dabei sind Nino Niederreiter und Andres Ambühl. Patrick Fischer ist einer von Simpsons Assistenten. Trotz des bittersüssen Endes ist es eine Silbermedaille, die wie Gold glänzt.
Schweden – Schweiz 5:1 (2:1, 0:0, 3:0)
Stockholm. – 12'500 Zuschauer.
Tore: 5. Josi (Walker) 0:1. 9. Gustafsson 1:1. 12. Henrik Sedin (Powerplaytor) 1:2. 48. Hjalmarsson 1:3. 56. Eriksson 1:4. 57. Henrik Sedin 1:5 (ins leere Tor).
Schüsse: 27:27.
Goalie: Martin Gerber.
Auch fünf Jahre später im benachbarten Kopenhagen heisst der Finalgegner Schweden. Besonders ungern daran erinnern wird sich Kevin Fiala. Gut vier Minuten vor dem Ende der Overtime hat der damals gerade 21 Jahre alte Ostschweizer die goldene Chance auf den Sieg. Das Tor ist offen, doch er bringt den Puck nicht am stark reagierenden schwedischen Keeper Anders Nilsson vorbei.
In der regulären Spielzeit führen die Schweizer dank Toren der NHL-Stars Nino Niederreiter und Timo Meier zweimal, beide Male aber nicht lange. Im Penaltyschiessen, ein solches wird es diesmal nicht geben, ist von den Schweizern nur Sven Andrighetto erfolgreich, Leonardo Genoni muss sich zweimal bezwingen lassen. Dennoch ist diese Silbermedaille der Beweis dafür, dass die von Fischer ausgerufene Vorwärtsstrategie mit dem klaren Bekenntnis, um die Medaillen spielen zu wollen, aufgeht.
Schweden – Schweiz 3:2 (1:1, 1:1, 0:0, 0:0) n. P.
Kopenhagen. – 12'490 Zuschauer.
Tore: 17. Niederreiter (Josi, Fiala) 0:1. 18. Nyquist 1:1. 24. Meier (Corvi, Josi/Powerplaytor) 1:2. 35. Zibanejad (Powerplaytor) 2:2.
Penaltyschiessen: Andrighetto 0:1, Zibanejad-; Fiala-, Rakell-; Corvi-, Ekman-Larsson 1:1; Haas-, Forsberg 2:1, Niederreiter-.
Schüsse: 38:27.
Goalie: Leonardo Genoni.
Nach vier oft hauchdünnen und zum Teil leichtfertig verschuldeten Viertelfinalniederlagen gelingt den Schweizern und dem in die Kritik geratenen Trainer Patrick Fischer in Prag der Befreiungsschlag. Wie 2013 und 2018 müssen sie nicht nur gegen einen Weltklasse-Gegner, sondern auch gegen das Publikum spielen.
In einem hart umkämpften Final ist es Tschechiens Überspieler David Pastrnak, der gut zehn Minuten vor Schluss mit dem 1:0 den Bann bricht. Die Schweizer freuen sich nur noch halbwegs über Silber, sie spüren, dass sie reif sind für den ersten grossen Titel.
Tschechien – Schweiz 2:0 (0:0, 0:0, 2:0)
Prag. – 17'413 Zuschauer.
Tore: 50. Pastrnak 1:0. 60. Kämpf 2:0 (ins leere Tor).
Schüsse: 32:31.
Goalie: Leonardo Genoni.
Folgt im vierten Anlauf der Krönung? Erstmals werden die Schweizer am Sonntag in Stockholm in einem WM-Final nicht gegen ein ganzes Stadion antreten müssen. Eine Goldmedaille wäre der verdiente Lohn der Entwicklung der letzten zwölf Jahre und dem letzten Final in Stockholm. (abu/sda)