Seit mehr als zwei Monaten ist die aktuelle NHL-Saison unterbrochen. Ein Abbruch soll laut Commissioner Gary Bettman aber noch kein Thema sein. Man ist weiterhin zuversichtlich, dass die Saison im Sommer zu Ende gespielt werden kann. Für die Spieler bedeutet dies, dass sie abwarten und sich weiterhin fit halten müssen.
Wie das Roman Josi, Kevin Fiala und Nino Niederreiter anstellen, haben sie heute in einer von der NHL einberufenen Videokonferenz erklärt. Dabei beantworteten sie Fragen der NHL, aber auch von Schweizer Journalisten.
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Roman, Kevin und Nino, wo seid ihr momentan und wie geht es euch?
Roman Josi: Es geht uns gut. Ich bin momentan noch in Nashville. Ich bin mit meiner Frau und unseren Hunden hier geblieben, als die Pause kam.
Nino Niederreiter: Ich bin in der Schweiz und momentan gerade bei meiner Freundin in Zürich. Ich trainiere aber meistens in Chur. Mir geht es auch gut.
Kevin Fiala: Ich bin in Schweden in Göteborg, wo ich mit meiner Freundin wohne.
Kevin, kannst du aufs Eis gehen in Schweden?
Fiala: Ja, wir gehen von Montag bis Freitag jeden Tag aufs Eis. Wir sind vier bis fünf NHL-Spieler und noch einige College-Spieler und Athleten aus Schweden. Das ist eine tolle Möglichkeit, zu trainieren.
Wie wichtig ist es für dich, dass NHL-Spieler da sind?
Fiala: Es ist schön, dass es Spieler hat, die das gleiche Level haben. Aber es wäre auch sonst ein gutes Training.
Wie sehr vermisst ihr Eishockey?
Josi: Man vermisst es schon sehr. Für uns ist es der Alltag, ins Stadion zu gehen und Spiele zu bestreiten. Die Teamkollegen vermisse ich sehr. Ich habe zuhause ein kleines Fitnessstudio in der Garage eingerichtet und habe draussen ein Tor, in das ich ein paar Pucks schiessen kann. Aber sonst kann ich nicht viel machen.
Niederreiter: Im Moment fühlt es sich nach Sommertraining an. Ich vermisse vor allem die Ernstkämpfe.
Fiala: Es fühlt sich wirklich etwas komisch an. Ich vermisse die Teamkollegen, aber natürlich auch die Spiele.
Was habt ihr gemacht, um euch fit zu halten? Helfen dir deine Hunde, Roman?
Josi: Die Hunde können nicht wirklich beim Training helfen. Einer der beiden schläft den ganzen Tag. Ich mache viel Kraft-Training mit Muskelaufbau. Es fühlt sich wirklich an wie Sommertraining.
Niederreiter: In Chur kann ich die Berge noch nutzen. Ich ging auch ein, zwei Mal wandern. Die Schweiz ist jetzt langsam dabei, alles wieder zu öffnen. Ich kann wieder ins Gym gehen und richtig trainieren.
Fiala: Mein Training ist wie normalerweise im Sommer. Ich gehe jeden Tag aufs Eis und mache ein bisschen Kraft-Training und Schnelligkeit. Denn in Schweden ist fast alles wie normal geöffnet.
Was vermisst ihr neben dem Hockey am meisten?
Niederreiter: Für mich war es sicher das Golf. Oder auch die Möglichkeit, zwischendurch mal ins Restaurant zu gehen und etwas anderes zu machen, als nur zuhause herumzusitzen. Aber wie gesagt, jetzt geht es wieder auf, das ist gut.
Josi: Ich vermisse meine Freunde und Teamkameraden und natürlich speziell Familie und Freunde aus der Schweiz, die ich momentan nicht treffen kann.
Fiala: Bei mir sind es wie bei Josi auch auch Freunde und Familie in der Schweiz.
Ohne Corona würde jetzt die WM in der Schweiz anstehen. Wie geht ihr damit um, das dies abgesagt ist?
Josi: Das ist sehr schade, es wäre ein grosses Eishockey-Fest gewesen. Ich hatte 2009 schon die Ehre, eine WM im eigenen Land zu spielen und das war gross. Die Leute haben sich extrem gefreut.
Roman und Kevin, ihr spielt derzeit beide die beste Saison eurer Karriere. Wie verkraftet ihr den Unterbruch?
Josi: Naja, am Ende ist es für alle gleich. Für jeden Spieler kam die Pause sehr abrupt. Die Gesundheit ist aktuell am wichtigsten und das Hockey ist noch sehr weit weg. Alle wollen wieder Eishockey spielen, wenn es sicher ist. Aber die Gesundheit geht vor.
Fiala: Definitiv, die Gesundheit hat erste Priorität. Wir müssen akzeptieren, dass es die ganze Welt betrifft.
Kevin, was hast du in dieser Saison anders gemacht als zuvor?
Fiala: Ich habe versucht, immer alles gleich zu machen, egal ob es gut oder schlecht geht. Ich probierte auch, immer ein gutes Selbstvertrauen zu haben. Hoffentlich geht es dann weiter so, wenn wir weiterspielen können.
Nino, deine Produktion ist im Gegensatz zum letzten Jahr eingebrochen. Wo liegen die Gründe dafür?
Niederreiter: Vieles hat mit dem Selbstvertrauen zu tun. Wenn die Scheiben reingehen, ist es einfacher positiv zu bleiben. Wenn sie nicht reingehen, wirst du verzweifelt. Das ist mir diese Saison ein wenig passiert. Dann versuchst du Dinge zu verändern und gerätst dann irgendwann in eine Negativspirale.
Was war die schlechteste TV-Empfehlung, die ihr jetzt in der Pause erhalten habt?
Josi: Ich habe gar nicht so viel TV geschaut. Wir haben «Outer Banks» geschaut, das schauen alle in den USA. Aber ich bin jedes Mal eingeschlafen.
Welchen Spieler würdet ihr nominieren für den schlechtesten Quarantäne-Haarschnitt?
Josi: Mich selbst wahrscheinlich.
Niederreiter: Ja, Josi wäre sicher Favorit.
Josi: Ja ich muss dringend zum Friseur, ich habe die Haare in der Pause noch nie geschnitten.
Fiala: Bei uns ist es Joel Erikson Ek, der hat einen richtigen Wuschelkopf.
Stellt euch vor, ihr spielt gegen die zwei anderen Spieler in diesem Chat: Welches Element ihres Spiels würdet ihr gar nicht vermissen?
Niederreiter: Josis Crosschecks vor dem Tor, die sind sehr mühsam, und bei Fiala die Hände.
Fiala: Josi ist einer der besten Verteidiger. Nino ist kaltblütig, er will immer Tore schiessen.
Josi: Als Verteidiger ist Nino extrem schwierig zu spielen. Er ist sehr kräftig und es ist extrem schwierig, ihn vor dem Tor wegzubringen. Fiala ist so talentiert, er kann dich schnell alt aussehen lassen.
Mit welchem Schweizer Spieler würdet ihr in der Quarantäne am liebsten zusammen wohnen und mit wem nicht?
Josi: Ich würde gerne mit Nino in die Quarantäne und mit Kevin nicht.
Fiala: Warum nicht mit mir?
Josi: Nino wäre noch ein guter Koch. Kevin vermutlich nicht.
Fiala: Nein, das wäre ich nicht.
Josi: Und mit Kevin zusammen wäre unser Haus wohl ziemlich unordentlich.
Niederreiter: Mit Josi, mit ihm war ich auch an der WM oft im Zimmer. Und lieber nicht mit Luca Sbisa. Er ist unordentlich.
Fiala: Ich würde mit Timo Meier zusammen wohnen. Wir sind gleich alt waren schon zusammen in der Schule. Und lieber nicht mit Denis Malgin, er ist unordentlich.
Roman, Timo Meier hat letzte Saison mit 66 Skorerpunkten einen neuen Schweizer Rekord aufgestellt. Du stehst momentan nur einen Punkt dahinter. Was würde dir der Rekord bedeuten?
Josi: Es wäre natürlich eine Ehre. Timo hatte ein unglaubliches Jahr. Einfach generell ist es unglaublich schön zu sehen, wie die Schweizer Spieler immer mehr Einfluss haben und eine wichtige Rolle spielen. Das hat mit Mark Streit angefangen. Hoffentlich wird dieser Rekord noch oft gebrochen.
Kevin, du und Roman wart fünf Jahre Teamkollegen. Wie intensiv war euer Kontakt nach dem Trade? Und wie unterscheidet sich St. Paul von Nashville?
Fiala: In Minnesota ist es doch anders als Nashville. Es ist sehr viel kälter. Mit Roman habe ich den Kontakt einigermassen aufrecht erhalten. Vermutlich habe ich von meiner Seite den Kontakt nicht so oft gesucht, weil wir in der Tabelle immer relativ nahe nebeneinander waren.
Nino, was ist der Unterschied von Minnesota zu Carolina? Wie hast du dich eingelebt?
Niederreiter: Es war zu Beginn ein riesiger Kulturschock. In Minnesota dreht sich alles um Eishockey. Aber ich finde Carolina sehr cool und das Eishockey wird dort auch immer grösser und grösser.
Müssen sich die Schweizer Eishockey-Fans eigentlich sorgen machen, weil in den letzten zwei Jahren kaum Schweizer früh gedraftet wurden?
Niederreiter: Schwierig zu sagen... Wir hatten mit Nico Hischier kürzlich erst einen Nummer-1-Pick. Das Schweizer Eishockey ist immer noch am wachsen.
Josi: Das glaube ich auch. Es ist schwierig zu beurteilen für uns. Wir sind das ganze Jahr in Nordamerika und sind schon etwas älter, da kennst du die jungen Spieler nicht mehr gleich gut. Aber ja, das Schweizer Eishockey ist auf gutem Weg.
Nino, Carolina ist auch bekannt als «Bunch of Jerks» wegen ausgefallenen Jubelzeremonien nach einem Sieg. Habt ihr diese jeweils vorher eingeübt?
Niederreiter: Nein, gar nicht. Es war meist sehr spontan. Manchmal wurde das vor dem Spiel noch kurz besprochen. In dieser Saison haben wir es aber auch nicht mehr nach jedem Spiel gemacht, damit es etwas Spezielles bleibt.
Roman, du bist jetzt gemeinsam mit Mark Streit Teilhaber beim SC Bern. Und dort habt ihr mit Florence Schelling eine Frau als Sportchefin. Wie wichtig ist es, Frauen ins Management zu integrieren?
Josi: Ich glaube, es ist sehr wichtig. Florence hatte eine unglaubliche Karriere als Spielerin. Ich kenne sie ein wenig. Sie ist sehr intelligent und kennt das Hockey sehr gut. Es war ein guter Schritt des SCB, sie anzustellen.
Kevin, hast du in der Pause neue Hobbys entwickelt?
Fiala: Nein, eigentlich nicht. Hier in Schweden ist eigentlich fast alles normal, ich kann alles machen, was ich will. Nur Ausgang geht nicht.
Ihr spielt alle an Orten, die für laute Fans bekannt sind. Was ist besonders an Nashville, Carolina und Minnesota?
Niederreiter: In den Playoffs war es unglaublich laut in Carolina. Aber natürlich auch in Minnesota, dort sind alle sind extrem eishockey-verrückt.
Josi: Bei uns ist es in den Playoffs unglaublich laut, aber auch sonst in der Saison. Es hat so ein wenig das Feeling eines College-Spiels, es ist eine grosse Party.
Fiala: Egal ob in Nashville oder Minnesota, es ist eine Freude, vor solchen Fans zu spielen.
Josi, der Herr des Crosschecks🙃, ist mir auch schon aufgefallen, dass er doch sehr viel mit dem Stock seine Gegner bearbeitet.
Das ist sicher ein Vorteil für Fiala, dass er auf dem Eis trainieren kann.
Die meisten anderen Spieler dürfen ja seit zwei Monaten nicht mehr aufs Eis.