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NHL: Warum die New Jersey Devils um die Playoffs zittern müssen

New Jersey Devils center Nico Hischier skates against the Dallas Stars during the first period of an NHL hockey game Tuesday, March 4, 2025, in Dallas. (AP Photo/Julio Cortez)
Devils Stars Hockey
Auf Nico Hischiers Devils wartet ein schwieriger Endspurt.Bild: keystone

Den «Swiss Devils» droht in der NHL ein teuflisch schwaches Saisonende

Gegen Ende der Saison schlagen sich die New Jersey Devils mit einem Formtief und Verletzungssorgen herum. Die Gründe und Aussichten für die Zukunft.
10.03.2025, 17:2210.03.2025, 17:22
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Nur vier Siege aus den letzten zehn Spielen und jede Menge Hiobsbotschaften: Der Trend bei den New Jersey Devils geht aktuell in die falsche Richtung. Für viele Fans ist es eine Ernüchterung, nachdem die Hoffnung auf einen langen Lauf in den Playoffs in dieser Saison so gross gewesen war.

Noch ist das Team mit den Schweizern Nico Hischier, Timo Meier und Jonas Siegenthaler einigermassen souverän auf einem Playoff-Platz. Die Devils belegen den dritten Platz in der Metropolitan Division, mit vier Punkten Vorsprung auf das nächste «Metro»-Team und mit einem Sechs-Punkte-Polster auf die Plätze ausserhalb der Playoffs. Doch der Vorsprung ist in den letzten Tagen und Wochen stark geschmolzen und die Probleme sind vielschichtig.

NHL: Rangliste in der Metropolitan Division und im Wild-Card-Rennen der Eastern Conference.
Bild: screenshot nhl.com

Schwache Bottom Six

Als Bottom Six werden in der NHL die dritte und vierte Sturmlinie bezeichnet. Stars sind dort eigentlich keine zu finden, trotzdem hat man in der besten Eishockeyliga der Welt ohne ordentliche Bottom Six kaum Erfolg. Sie dürfen kein Kanonenfutter für die gegnerischen Mannschaften sein. Im besten Fall bestehen sie aus defensiv verlässlichen Spielern, die ab und an auch Tore und Assists beitragen können und ein physisches Element ins Spiel bringen. Ein Beispiel für so einen Spielertyp ist Nino Niederreiter bei den Winnipeg Jets.

New Jersey Devils center Nico Hischier yells towards Dougie Hamilton after Hamilton scored the game winning goal against the New York Rangers in overtime of Game 3 of the team's NHL hockey Stanle ...
Im Frühling 2023 erreichten die New Jersey Devils die zweite Runde der Playoffs.Bild: keystone

Als die Devils 2022/23 gegen die New York Rangers in der ersten Playoff-Runde gewannen, waren diese hinteren Sturmlinien noch eine Stärke der Mannschaft aus Newark. Timo Meier, Dawson Mercer und Jesper Boqvist bildeten die dritte Linie, Nathan Bastian, Michael McLeod und Curtis Lazar die vierte Energielinie. Die Bottom Six erfüllte die nötigen Kriterien. Mercer und Meier sorgten für Tore, Bastian war defensiv sehr stark, McLeod gewann viele Bullys und fuhr gemeinsam mit Lazar den Gegnern unter die Haut.

Doch seither ist viel passiert. Michael McLeod muss sich wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs vor Gericht verantworten und wurde freigestellt. Dawson Mercer hat eher Rückschritte denn Fortschritte gemacht. Erik Haula, der anstelle von Timo Meier nun regelmässig in den hinteren Linien spielt, enttäuscht in dieser Saison. Paul Cotter startete fulminant in die Saison, hat seither aber stark abgebaut und war zuletzt überzählig.

Wenn von den hinteren Linien keine Unterstützung kommt, dann sind die Devils viel einfacher auszurechnen, zumal sie das offensive Spektakel der defensiven Stabilität opfern (siehe Punkt 4). Wenn es den Gegnern gelingt, Hischier, Meier, Jack Hughes oder Jesper Bratt auszubremsen, ist ein Sieg gegen New Jersey oft nur noch Formsache.

Verletzungspech

Das ist nun noch etwas einfacher geworden, da eine Verletzung das Ausbremsen von Jack Hughes übernimmt. Der Stürmerstar stürzte Anfang März beim Spiel gegen die Vegas Golden Knights in die Bande und zog sich eine Schulterverletzung zu. Nach einer weiteren Operation ist der 23-Jährige frühestens zum Start der nächsten Saison wieder gesund. Hughes ist besonders verletzungsanfällig und hat in seinen bisherigen sechs NHL-Saisons vier Mal 20 oder mehr Spiele verpasst.

Daneben fällt auch Jonas Siegenthaler mindestens bis zum Ende der Regular Season aus. Der Zürcher musste ebenfalls nach einem Sturz in die Bande operiert werden, die genaue Natur seiner Verletzung ist aber nicht bekannt. Zudem kündigte New Jerseys General Manager Tom Fitzgerald kürzlich an, dass Star-Verteidiger Dougie Hamilton «eine längere Zeit» ausfällt.

Hamilton ist neben Luke Hughes der einzige Devils-Verteidiger, der regelmässig trifft. Und Siegenthaler hat sich in dieser Saison wieder als einer der besten Defensiv-Verteidiger etabliert. Bei einem Team, dessen Kadertiefe sonst schon nicht über alle Zweifel erhaben ist, wirken sich derart gewichtige Ausfälle besonders stark aus.

Unsicherheit an der Trade-Deadline

Die Verletzungen haben auch einen Strich durch Fitzgeralds Pläne an der Trade-Deadline gemacht. Eigentlich wollte der 56-Jährige seine Mannschaft für einen langen Playoff-Lauf verstärken. Doch ohne Jack Hughes wird es für die Devils schwierig, besonders weit zu kommen.

Darum hätte es auch wenig Sinn ergeben, an dieser Deadline viele Draft-Picks oder junge Talente für sogenannte Rentals (temporäre Verstärkungen, die Ende Saison das Team wieder verlassen) zu verbraten. So schaute der 56-Jährige eher, dass er für den Rest der Saison einige Löcher stopfen konnte.

Auf der Centerposition hat GM Fitzgerald Cody Glass geholt. Der einstige Nummer-6-Draft wird den Vorschusslorbeeren in seiner Karriere nicht gerecht. Aber in einem gesunden Team ist er als Center der vierten Linie ein Upgrade gegenüber den bisherigen Spielern. Der Vertrag des 25-Jährigen läuft diesen Sommer aus, als Restricted Free Agent darf er aber nur mit den Devils verhandeln.

New Jersey Devils center Nico Hischier (13) skates with the puck past Pittsburgh Penguins center Cody Glass during the second period of an NHL hockey game Saturday, Dec. 21, 2024, in Newark, N.J. (AP  ...
Cody Glass (rechts) hier noch im Einsatz gegen Nico Hischier und die New Jersey Devils.Bild: keystone

Daneben kamen Daniel Sprong von Seattle und Brian Dumoulin von den Anaheim Ducks. Sprong ist ein Flügel mit Torriecher, aber er ist defensiv sehr limitiert. Wenn er keine Tore schiesst, ist er wenig brauchbar. Dumoulin ist ein erfahrener Verteidiger, der wohl bis Ende Saison die Rolle von Siegenthaler übernehmen wird.

Geopferte Offensive

Den Devils kosteten eine schwache Verteidigung und noch schwächere Goalies letztes Jahr die Saison. Für diese Saison hat Tom Fitzgerald reagiert. Neuzugang Jacob Markström bildet mit Jake Allen (vor einem Jahr während der Saison dazugestossen) ein starkes Goalie-Duo. Und in der Verteidigung hat der neue Trainer Sheldon Keefe Struktur reingebracht.

New Jersey ist – wie als es 2023 in die Playoffs kam – wieder ein Team, das gut verteidigen kann. Phasenweise waren die Devils gar eines der besten Defensiv-Teams der Liga, doch die Verletzung von Siegenthaler und ein Zwischentief von Luke Hughes haben in dieser Hinsicht geschadet.

Die Steigerung in der Defensive ging allerdings etwas auf Kosten der Offensive. Als die Devils 2022/23 in die Playoffs stürmten, schossen sie Tore am laufenden Band. Nun kreiert das Team um Hischier, Meier und Co. deutlich weniger Chancen und ist auch noch deutlich ineffizienter. Pro 60 Minuten 5-gegen-5-Hockey schiessen die Devils 0,63 Tore weniger.

Für den langfristigen Erfolg bräuchten die Devils wohl noch einen echten Sniper – Timo Meier gelingt es auch in der dritten Saison nicht, diese Rolle so richtig auszufüllen.

Aussichten

Wie bereits erwähnt: Es scheint, als würden sich die Devils trotz Verletzungssorgen mit Ach und Krach für die Playoffs qualifizieren können. Dort droht ein Duell mit den Carolina Hurricanes oder – je nach Schlussklassierung – mit den Washington Capitals oder dem Sieger der Atlantic Division. Alles wäre schon in Vollbesetzung eine schwierige Aufgabe, ohne den Nummer-1-Center und allenfalls ohne zwei der Top-Verteidiger aber schon fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Die Mannschaft wird natürlich versuchen, all diesen Widrigkeiten zum Trotz den Stanley Cup anzugreifen. Doch GM Tom Fitzgerald wird sich bereits jetzt Gedanken machen, ob und wie er das Team im Sommer verstärken soll. Wie bereits erwähnt, mangelt es den Devils in der Chancenauswertung. Echte Sniper sind auf dem Markt, aber wohl nur wenige verfügbar. Fitzgerald könnte prüfen, ob Nashville bereit wäre, sich von Steven Stamkos zu trennen.

Die Cap-Situation der Devils in dieser und nächster Saison.

New Jersey hat rund 15 Millionen Dollar an Cap-Space zur Verfügung, und Luke Hughes ist der einzige Spieler aus dem Kern des Teams, der diesen Sommer einen neuen Vertrag braucht. Extrem teuer dürfte dieser nicht werden, zumal der Salary Cap in den Folgejahren stark ansteigen wird.

Fitzgerald hat also Spielraum. Neben einem Sniper wäre auch ein guter Center für die dritte Linie wünschenswert. Vielleicht vergrössert ja bald Pius Suter das Schweizer Kontingent in Newark.

Die langfristigen Aussichten, dass die New Jersey Devils in den nächsten Jahren einmal den Stanley Cup gewinnen, sind immer noch gut. Der Kern der Mannschaft ist nach wie vor jung, Dougie Hamilton (31) ist der einzige Star des Teams, der älter als 30 Jahre ist. Sorgen bereitet einzig die Gesundheit von Jack Hughes. Einmal mehr kann der Starstürmer eine Saison nicht zu Ende spielen. Zum zweiten Mal in Serie musste der US-Amerikaner sich an der Schulter operieren lassen.

New Jersey Devils' Jack Hughes (86) smiles after scoring a goal during the second period of an NHL hockey game against the New York Rangers, Thursday, Jan. 9, 2025, in New York. (AP Photo/Frank F ...
Ohne gesunden Jack Hughes wird es für New Jersey schwierig mit dem Gewinn des Stanley Cups.Bild: keystone

Das sind schlechte Vorzeichen, denn Schulterverletzungen sind dafür bekannt, auch nach der eigentlichen Heilung noch Probleme zu bereiten. Und wenn die Devils mit dieser Mannschaft jemals in die Nähe des Stanley Cups kommen wollen, brauchen sie einen gesunden Jack Hughes im Sturm.

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Valtteri Filppula (Finnland): Aufnahmedatum 29. Mai 2022. WM: 2022. Olympia: 2022. Stanley Cup: Detroit Red Wings 2008.
quelle: keystone / kimmo brandt
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