Rund ein Fünftel der Qualifikation ist bereits absolviert in der neuen National-League-Saison. Naja, zumindest so ungefähr. Es ist noch schwierig, das zu definieren, wenn die Teams zwischen sechs und elf Spielen absolviert haben.
Es ist auf jeden Fall Zeit, mal hinzuschauen, was in den ersten Runden so passiert ist und welche Dinge uns besonders aufgefallen sind.
Die ZSC Lions sind nach der verpatzten letzten Saison auf Wiedergutmachung aus – und bis jetzt scheint das bestens zu funktionieren. Nicht nur, dass die Zürcher mittlerweile Leader sind, ihre Spiele sind auch dramatisch und spektakulär. Beste Unterhaltung für die zahlenden Zuschauer.
Kein Team erzielt bei 5-gegen-5 Feldspieler mehr Tore als die Lions (2,82). Und eigentlich hält die ZSC-Defensive bei ausgeglichenem Spielerbestand ziemlich gut dicht (1,64 Gegentore pro Spiel). Doch weil das Penalty Killing noch nicht nach Wunsch funktioniert, verkommen die Spiele dann oft doch zu einem Spektakel.
Das Team von Rikard Grönborg beweist diese Saison aber Biss und Moral. Es ist auch in der Lage, Rückstände aufzuholen, wie der jüngste Sieg gegen den Meister aus Bern gezeigt hat.
Ebenfalls auf Wiedergutmachungstour ist der HC Davos. Die ist bislang noch etwas kürzer ausgefallen als bei anderen Teams, denn das eigene Stadion befindet sich noch immer im Umbau. Dennoch ist das, was der HCD in den bisherigen sechs Spielen gezeigt hat, vielversprechend.
Die neue Identität, die Sportchef Raeto Raffainer und der Trainerstaff rund um Christian Wohlwend im Sinn haben, scheint aufzugehen. Wenn man die Tabelle nach Punkten pro Spiel sortiert, liegen die Bündner auf dem zweiten Platz. Nach Zug und den ZSC Lions haben sie die drittbeste Offensive der Liga.
Und – das ist die wichtigste Veränderung gegenüber der letzten Saison – die Bündner sind nun auch defensiv wieder stabil. Das mag komisch klingen, wenn das letzte Spiel ein 6:5-Sieg gegen Genf war, doch die HCD-Defensive ist mit 1,67 Gegentoren pro Spiel bei fünf gegen fünf die viertbeste der Liga. Letztes Jahr war sie noch klares Schlusslicht.
Eigentlich sollte es keine Überraschung mehr sein, dass Grégory Hofmann viele Tore schiesst. Doch der Goalgetter des EVZ verblüfft diese Saison einmal mehr. In bislang neun Spielen hat er nur ein Mal nicht gepunktet und bereits wieder sieben Tore erzielt.
Zieht er die aktuelle Pace durch, beendet Hofmann die Saison mit 38 Toren. Doch vielleicht ist sogar noch mehr möglich. Damien Brunner, der in Lugano mit dem Romand zusammengespielt hat, traut ihm sogar mehr als 40 Tore in einer Saison zu: «Er hat die Waffe mit seinem Schuss und diesen brutalen Ehrgeiz. Er kann nicht schlafen, wenn er die Tore nicht macht», sagt der Bieler im Studio bei «MySports».
Das ist mal ne Ansage! @ @damien_brunner glaubt, dass Grégory Hofmann die 40-Tore-Marke knacken kann. 🏒 Zum Vergleich: letzte Saison war er Toptorschütze der Liga mit 30 Buden. #MySportsCH #HomeofSports #Eishockey @ehcbiel pic.twitter.com/p9JN2VWjJJ
— MySportsCH (@MySports_CH) October 5, 2019
Neben Grégory Hofmann sind Roman Cervenka, Garrett Roe, Tommy Wingels oder Pius Suter zuoberst in der Skorerliste zu finden und deshalb in aller Munde. Aber ein Stürmer darf nicht vergessen werden: Marc Wieser.
Der Bündner ist bei fünf gegen fünf derzeit einer erfolgreichsten Spieler der Liga. Er skort pro 60 Minuten Eiszeit derzeit 3,73 Punkte. Davon sind alles «Primary Points», also Tore und erste Assists. Wenn man nur diese anschaut, ist Wieser gar der erfolgreichste Spieler der Liga. Der gute Saisonstart ist für den 31-jährigen Flügel umso wichtiger, weil ihm die vergangene Saison missglückt ist.
Keinen Monat hat es gedauert, bis die erste Trainerentlassung der Saison Tatsache war. Bei Fribourg-Gottéron mussten Mark French und sein Assistent Dean Fedorchuk nach nur sechs Spielen gehen. Doch was läuft schief bei den Drachen?
Nun, man kann es nicht schonender formulieren: Alles. Die Freiburger schiessen mit Abstand die wenigsten Tore der Liga (1,71 Tore pro Spiel) und kassieren die viertmeisten (2,86 Gegentore pro Spiel). Das Penalty Killing ist schwach (78,79%) und das Powerplay noch schwächer (11,43%). Kein Team lässt so viele Schüsse aufs eigene Tor zu wie Fribourg. Da nützt es auch nichts, dass Goalie Reto Berra eigentlich solide Leistungen zeigt.
Beim jüngsten Ausrufezeichen, dem 4:1-Heimsieg gegen Rapperswil traf Daniel Brodin gleich drei Mal. Doch sonst blieben die neuen Ausländer bislang blass – insbesondere David Desharnais und Viktor Stalberg (je 7 Spiele, 1 Tor, 2 Assists) enttäuschen.
Hände hoch, wer vor dieser Saison schon mal etwas von Deniss Smirnovs gehört hat?
Dachte ich es mir. Da sind nicht viele Hände zu sehen – von Smirnovs und seinen Teamkollegen mal abgesehen. Der Lette ist derzeit der zweitbeste Skorer von Genf-Servette. Nach elf Spielen hat er zwei Tore und sieben Assists auf dem Konto. Doch Smirnovs ist nicht etwa ein routinierter Ausländer, der aus der KHL nach Genf gekommen ist. Nein, der Stürmer hat Jahrgang 1999.
Er wechselte bereits vor fünf Jahren in die Schweiz (weshalb er als Lizenzschweizer und nicht als Ausländer gilt) und schloss sich der Nachwuchsorganisation von Servette an, wo er zu einem guten Spielmacher reifte. Und nun steht in Genf Patrick Emond, der frühere U20-Trainer Servettes an der Bande. Er hat seinen Schützling sogleich in die erste Mannschaft geholt. Ein guter Schachzug, wie sich gezeigt hat.
Offenbar kann niemand in der Schweiz Unterzahl so gut wie die Tessiner. Nach rund einem Fünftel der Qualifikation hat Ambri-Piotta das beste Penalty Killing der Liga (91,43%). Gleich dahinter folgt der HC Lugano. Die «Bianconeri» wehren 88,24 Prozent der Unterzahlsituationen erfolgreich ab.
Von einer Krise wollen sie beim SCB noch nichts hören. Doch Fakt ist: Sortiert man die Tabelle nach Punkten pro Spiel, liegt der Meister unter dem Strich. Nur Ambri und Fribourg haben eine noch schlechtere Ausbeute als die Berner (1,3 Punkte pro Spiel).
Die Probleme sind vielschichtig. Das Team von Kari Jalonen ist nicht mehr in der Lage, das Spiel zu dominieren. Kontrollierte es letzte Saison über 52 Prozent der Schussversuche in seinen Spielen, sind es dieses Jahr nur noch etwas mehr als 48 Prozent. Das wird insbesondere darum zum Problem, weil die SCB-Verteidigung nicht mehr gleich sattelfest ist. Mit 3,1 Gegentoren pro Spiel kassieren nur Zug und Lausanne mehr Treffer als die Berner. Doch die anderen zwei sind in der Lage, diesen Misstand mit ihrer Offensive zu korrigieren. Das scheint bei Bern derzeit nicht der Fall zu sein.
Ein Problem besteht zudem weiterhin auf der Goalie-Position. Nicht bei der Nummer 1. Niklas Schlegel hat sich nach einem schwierigen Start gesteigert und ist nun ein sicherer Rückhalt. Doch die Nummer 2, Pascal Caminada, zeigt sich bislang unterdurchschnittlich. Im modernen Eishockey sind die Zeiten eigentlich vorbei, in denen ein Torhüter die ganze Saison durchspielt. Was aber, wenn die Alternative nicht überzeugt?
und ja der plan an den niemand geglaubt hat in davos scheint nach dem house-cleaning aufzugehen.
das freut mich natuerlich sehr.