Es war so etwas wie das Unwort der National-League-Saison 2022/23: die visuelle Torhüterbehinderung. Aufgrund einer neuen Interpretationsweise der schon lange im IIHF-Regelbuch verankerten Regel wurden teilweise Tore aberkannt, wenn ein gegnerischer Spieler auch nur minim in den dreidimensionalen Goalie-Schutzraum eindrang. Das sorgte bei den Fans für viel Unverständnis.
Die National League darauf reagiert und für die Saison 2023/24 die Interpretation der Torhüterbehinderung angepasst. Die 3D-Auslegung des Torraums wird in einem Fall zurückgefahren.
Bei der physischen Torhüterbehinderung bleibt der 3D-Torraum bestehen. Das bedeutet: Auch wenn die Schlittschuhe des angreifenden Spielers sich nicht im Torraum befinden, kann eine Goaliebehinderung gepfiffen werden, wenn die tatsächliche Berührung innerhalb des 3D-Torraums stattfindet.
Was eine störende Berührung ist, bleibt weiterhin Interpretationssache der Schiedsrichter. Wenn beispielsweise der angreifende Spieler vom Verteidiger in den Torhüter gestossen wird oder der Torhüter selbst den Kontakt mit dem Angreifer herstellt, kann trotz Berührung auf reguläres Tor entschieden werden. So bleibt hier eigentlich alles beim Alten.
Bei der visuellen Torhüterbehinderung gilt der Torraum ab der neuen Saison hingegen nicht mehr als dreidimensional. Es kann immer noch zu einer visuellen Torhüterbehinderung kommen, aber nur wenn sich der angreifende Spieler in «signifikanter Position» im Torraum installiert, dem gegnerischen Goalie so die Sicht nimmt
Es ist keine visuelle Torhüterbehinderung: wenn nur ein Körperteil, nicht aber die Schlittschuhe des Angreifers sich im Torraum befinden. Oder wenn sich die Schlittschuhe im Torraum befinden, der angreifende Spieler aber nur durchfährt und sich nicht fest vor dem Torhüter installiert hat.
Ebenfalls wurde eine Änderung der Regel zu Vergehen an Schieds- und Linienrichtern («abuse of officials») abgesegnet. Bislang war es so, dass es bei Zusammenstössen oder anderen Rencontres mit Unparteiischen entweder keine disziplinarischen Massnahmen gab oder aber mindestens drei Spielsperren. Neu können diese Vergehen vom Einzelrichter auch mit einer oder zwei Spielsperren oder auch nur mit einer Busse bestraft werden.
𝗦𝗽𝗲𝗿𝗿𝗲 𝗴𝗲𝗴𝗲𝗻 𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀 𝗗𝗶𝗗𝗼𝗺𝗲𝗻𝗶𝗰𝗼:
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Der SC Bern muss die nächsten drei Spiele auf seinen Topscorer Chris DiDomenico verzichten. Zum Verhängnis wird DiDo ein «Vergehen an einem Schiedsrichter» im Spiel gegen die ZSC Lions.#IchbinFan | @NLch_official pic.twitter.com/G1f7y0b7V9
Werden gegen Spieler beider Teams gleichzeitig und gleich viele kleine Strafen ausgesprochen, haben diese keinen Einfluss mehr auf die Anzahl Spieler auf dem Eis. Ein Beispiel: Gibt es in einer Situation sowohl eine kleine Strafe für ein Beinstellen sowie eine Strafe für den anderen Spieler wegen einer übertriebenen Schauspieleinlage, wird danach trotzdem mit je fünf Spielern weitergespielt statt wie bislang mit 4-gegen-4.
Bereits in der letzten Saison wurde die Neuerung eingeführt, dass die Schiedsrichter bei grossen Strafen automatisch das Video konsultieren und ihren Entscheid überprüfen. Bislang war es so, dass die Entscheidung auf eine kleine Strafe nach unten korrigiert, aber nicht zurückgenommen werden konnte. Ab der Saison 2023/24 können Schiedsrichter nach der Videokonsultation bei einer auf dem Eis angezeigten grossen Strafe auch entscheiden, dass doch kein strafbares Verhalten vorlag und deshalb auch keine (weder grosse noch kleine) Strafe ausgesprochen wird.
Baseball-Jensen muss für diesen Stockschlag unter die Dusche. 😬 pic.twitter.com/mojXQMQSgV
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Die grösste Modusänderung betrifft das neue Play-In-Format, das die bisherigen Pre-Playoffs (Best-of-3-Serien zwischen Platz 7 und 10 und Platz 8 und 9) ersetzt. Das funktioniert so:
Ab den Play-In-Serien (und damit auch in den Playoffs) gibt es zudem eine weitere Änderung. In allen Spielen wird pro Drittel eine 45-sekündige Werbeunterbrechung – ein sogenanntes Powerbreak – eingeführt.
Die National League hat gemeinsam mit TV-Anbieter MySports beschlossen, die Anzahl der Sonntagabendspiele zu reduzieren. In der Saison 2023/24 gibt es insgesamt nur noch 14 Spiele am Sonntagabend und damit eines Pro Klub. Diese und ausgewählte zusätzliche Spiele werden weiterhin von TV24, Léman Bleu und Teleticino im Free-TV übertragen.
Das Schweizer Oberhaus hat beschlossen, dass ein Swiss-League-Team, das die Ligaqualifikation spielen und in die National League aufsteigen will, die reglementarischen Bestimmungen bezüglich Infrastruktur, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit vollumfänglich erfüllen muss. In Bezug auf die Wirtschaftlichkeit bedeutet dies unter anderem, dass der unterklassige Klub zum Zeitpunkt der Gesuchstellung Ende Oktober 2023 eine gesunde Bilanz mit genügend Eigenkapital (keine Unterbilanz bzw. keine Überschuldung) und ausreichend Liquidität ausweisen muss.
Neu können Nutzer der National-League-App nach einem Spiel jedes Tor einzeln anwählen und anschauen. Die Highlight-Zusammenfassungen von MySports sind ebenfalls weiterhin verfügbar.
Diese Story erschien erstmals Mitte August und wurde vor dem Saisonstart nochmals überarbeitet und ergänzt.
(abu)