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National League: Regeln, Powerbreaks – Neuheiten für die Saison 2023/24

Servettes Head Coach Jan Cadieux, rechts, im Gespraech mit Schiedsrichter Stefan Huerlimann, links, waehrend dem Qualifikations-Spiel der National League zwischen den SCL Tigers und dem HC Genf-Servet ...
Es soll wieder weniger Diskussionen wegen Goaliebehinderungen geben in der neuen National-League-Saison.Bild: keystone

Powerbreaks, neue Regeln, Sonntagsspiele – das wird anders in der National League 2023/24

Heute beginnt die neue National-League-Saison. Neben neuen Regeln kommen auch die unbeliebten Powerbreaks und ein neues Play-In-Format.
13.09.2023, 05:0021.09.2023, 14:36
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Regeländerungen

Torhüterbehinderung

Es war so etwas wie das Unwort der National-League-Saison 2022/23: die visuelle Torhüterbehinderung. Aufgrund einer neuen Interpretationsweise der schon lange im IIHF-Regelbuch verankerten Regel wurden teilweise Tore aberkannt, wenn ein gegnerischer Spieler auch nur minim in den dreidimensionalen Goalie-Schutzraum eindrang. Das sorgte bei den Fans für viel Unverständnis.

Die National League darauf reagiert und für die Saison 2023/24 die Interpretation der Torhüterbehinderung angepasst. Die 3D-Auslegung des Torraums wird in einem Fall zurückgefahren.

Bei der physischen Torhüterbehinderung bleibt der 3D-Torraum bestehen. Das bedeutet: Auch wenn die Schlittschuhe des angreifenden Spielers sich nicht im Torraum befinden, kann eine Goaliebehinderung gepfiffen werden, wenn die tatsächliche Berührung innerhalb des 3D-Torraums stattfindet.

Was eine störende Berührung ist, bleibt weiterhin Interpretationssache der Schiedsrichter. Wenn beispielsweise der angreifende Spieler vom Verteidiger in den Torhüter gestossen wird oder der Torhüter selbst den Kontakt mit dem Angreifer herstellt, kann trotz Berührung auf reguläres Tor entschieden werden. So bleibt hier eigentlich alles beim Alten.

Bei der visuellen Torhüterbehinderung gilt der Torraum ab der neuen Saison hingegen nicht mehr als dreidimensional. Es kann immer noch zu einer visuellen Torhüterbehinderung kommen, aber nur wenn sich der angreifende Spieler in «signifikanter Position» im Torraum installiert, dem gegnerischen Goalie so die Sicht nimmt

Bild

Es ist keine visuelle Torhüterbehinderung: wenn nur ein Körperteil, nicht aber die Schlittschuhe des Angreifers sich im Torraum befinden. Oder wenn sich die Schlittschuhe im Torraum befinden, der angreifende Spieler aber nur durchfährt und sich nicht fest vor dem Torhüter installiert hat.

Hintern im Torraum, aber die Schlittschuhe draussen: Das ist keine visuelle Goaliebehinderung mehr.
Hintern im Torraum, aber die Schlittschuhe draussen: Das ist keine visuelle Goaliebehinderung mehr.Bild: screenshot mysports

Vergehen an Offiziellen

Ebenfalls wurde eine Änderung der Regel zu Vergehen an Schieds- und Linienrichtern («abuse of officials») abgesegnet. Bislang war es so, dass es bei Zusammenstössen oder anderen Rencontres mit Unparteiischen entweder keine disziplinarischen Massnahmen gab oder aber mindestens drei Spielsperren. Neu können diese Vergehen vom Einzelrichter auch mit einer oder zwei Spielsperren oder auch nur mit einer Busse bestraft werden.

Gleichzeitige Strafen

Werden gegen Spieler beider Teams gleichzeitig und gleich viele kleine Strafen ausgesprochen, haben diese keinen Einfluss mehr auf die Anzahl Spieler auf dem Eis. Ein Beispiel: Gibt es in einer Situation sowohl eine kleine Strafe für ein Beinstellen sowie eine Strafe für den anderen Spieler wegen einer übertriebenen Schauspieleinlage, wird danach trotzdem mit je fünf Spielern weitergespielt statt wie bislang mit 4-gegen-4.

Video-Review bei grossen Strafen

Bereits in der letzten Saison wurde die Neuerung eingeführt, dass die Schiedsrichter bei grossen Strafen automatisch das Video konsultieren und ihren Entscheid überprüfen. Bislang war es so, dass die Entscheidung auf eine kleine Strafe nach unten korrigiert, aber nicht zurückgenommen werden konnte. Ab der Saison 2023/24 können Schiedsrichter nach der Videokonsultation bei einer auf dem Eis angezeigten grossen Strafe auch entscheiden, dass doch kein strafbares Verhalten vorlag und deshalb auch keine (weder grosse noch kleine) Strafe ausgesprochen wird.

Modusänderungen

Play-In-Format

Die grösste Modusänderung betrifft das neue Play-In-Format, das die bisherigen Pre-Playoffs (Best-of-3-Serien zwischen Platz 7 und 10 und Platz 8 und 9) ersetzt. Das funktioniert so:

  • Die Teams auf den Plätzen 1 bis 6 qualifizieren sich weiterhin direkt für die Playoff-Viertelfinals. Die Teams auf den Plätzen 7 bis 10 spielen die Play-In-Runde.
  • In der ersten Runde spielt das Team auf Platz 7 gegen das Team auf Platz 8 und das Team auf Platz 9 gegen das Team auf Platz 10 eine Runde mit Hin- und Rückspiel. Das besser klassierte Team spielt zuerst auswärts.
National-League-Saison 2023/24: Grafische Erklärung des neuen Play-in-Formats
Bild: nationalleague.ch
  • Entscheidend für den Sieg ist die Anzahl Punkte aus diesen zwei Direktduellen. Das Torverhältnis spielt keine Rolle. Im ersten Spiel ist so ein Unentschieden möglich. Eine Verlängerung gibt es bei Punktegleichheit nach den 60 Minuten im Rückspiel. Wie in den Playoffs gibt es kein Penaltyschiessen, sondern fortlaufende Verlängerung.

    Beispiel 1: Im Hinspiel spielen Team A und Team B 2:2 unentschieden. Im Rückspiel gewinnt Team A nach 60 Minuten mit 2:0. Team A gewinnt das Duell.

    Beispiel 2: Im Hinspiel gewinnt Team A 2:0. Im Rückspiel gewinnt Team B 5:0. Nach Punkten steht es 3:3 – es kommt zur Verlängerung.
  • Der Sieger im Duell 7 vs. 8 qualifiziert sich für den Viertelfinal. Der Verlierer trifft auf den Sieger des Duells 9 vs. 10. In diesem Duell wird dann nach gleichem Modus der letzte Viertelfinal-Teilnehmer ausgespielt. So erhalten die besser platzierten Teams im Play-In eine zweite Chance, im Falle einer Niederlage in der ersten Runde. Der Effort, um auf Platz 7 oder 8 zu landen, wird belohnt.

Powerbreaks

Ab den Play-In-Serien (und damit auch in den Playoffs) gibt es zudem eine weitere Änderung. In allen Spielen wird pro Drittel eine 45-sekündige Werbeunterbrechung – ein sogenanntes Powerbreak – eingeführt.

Weniger Sonntagabendspiele

Die National League hat gemeinsam mit TV-Anbieter MySports beschlossen, die Anzahl der Sonntagabendspiele zu reduzieren. In der Saison 2023/24 gibt es insgesamt nur noch 14 Spiele am Sonntagabend und damit eines Pro Klub. Diese und ausgewählte zusätzliche Spiele werden weiterhin von TV24, Léman Bleu und Teleticino im Free-TV übertragen.

Weitere Neuerungen

Aufstiegsbedingungen für SL-Klubs

Das Schweizer Oberhaus hat beschlossen, dass ein Swiss-League-Team, das die Ligaqualifikation spielen und in die National League aufsteigen will, die reglementarischen Bestimmungen bezüglich Infrastruktur, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit vollumfänglich erfüllen muss. In Bezug auf die Wirtschaftlichkeit bedeutet dies unter anderem, dass der unterklassige Klub zum Zeitpunkt der Gesuchstellung Ende Oktober 2023 eine gesunde Bilanz mit genügend Eigenkapital (keine Unterbilanz bzw. keine Überschuldung) und ausreichend Liquidität ausweisen muss.

Alle Tore einzeln in der Liga-App

Neu können Nutzer der National-League-App nach einem Spiel jedes Tor einzeln anwählen und anschauen. Die Highlight-Zusammenfassungen von MySports sind ebenfalls weiterhin verfügbar.

Diese Story erschien erstmals Mitte August und wurde vor dem Saisonstart nochmals überarbeitet und ergänzt.

(abu)

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quelle: keystone / urs flueeler
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47 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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19HP
13.09.2023 06:32registriert August 2016
Power Breaks ist für den Ar***… Bricht den Spielfluss und hilft nur den geldgierigen Säcken der Liga und von MySport
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Blaugrana
15.08.2023 20:39registriert Januar 2017
Klingt nacht vernünftigen Anpassungen, grundsätzlich... mal schauen wie die Regel zur visuellen Behinderung gepfiffen wird (zB ab wann ein Spieler als "installiert" gilt)... weiss jemand ab wie vielen Sekunden das in der NHL gilt?
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uhl
16.08.2023 09:53registriert Februar 2019
Ich bin mir nicht sicher, ob es so klug ist, wenn die Tore bei Hin- und Rückspielen keinen Einfluss haben. Team A gewinnt das erste Spiel 1:0, geht im zweiten nach zwei Dritteln mit 0:6 und hat immer noch alle Chancen aufs Weiterkommen. Dann wird ein Drittel Sparflammenhockey gespielt, weil der Match eh erst in der Verlängerung entschieden wird. Irgendwie komisch. Dann doch lieber das Torverhältnis berücksichtigen, aber ohne Auswärtstorregel: Gesamtskore unentschieden = Sudden Death-Overtime.
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