Sport
Eishockey

NHL: Tony DeAngelo fliegt nach Kampf mit Goalie aus dem Rangers-Kader

March 03, 2020: New York Rangers defenseman Tony DeAngelo 77 directs traffic during the game between The New York Rangers and The St. Louis Blues at Madison Square Garden in Manhattan, New York. Manda ...
Tony DeAngelo wird nie mehr für die New York Rangers auflaufen.Bild: imago images/ZUMA Wire

Trump-Supporter, Corona-Leugner, Provokateur – Tony DeAngelo fliegt aus dem Rangers-Kader

Er ist ein lauter Trump-Supporter, Corona-Leugner und wurde schon wegen rassistischen Aussagen gesperrt. Nun ist die NHL-Karriere von Rangers-Verteidiger Tony DeAngelo (vorerst) vorbei.
02.02.2021, 16:0303.02.2021, 13:43
Mehr «Sport»

Tony DeAngelo war letztes Jahr einer der besten Offensivverteidiger der NHL. Seine 53 Skorerpunkte in 68 Spielen waren der viertbeste Wert der Liga – auf gleicher Stufe mit Vancouvers Quinn Hughes und noch vor NHL-Grössen wie Alex Pietrangelo, Ryan Suter oder Brent Burns.

Auf dem Eis wäre er also grundsätzlich ein Spieler, den man gerne in seinem Team hat. Dennoch haben die Rangers ihn vor zwei Tagen auf die Waiver-Liste gesetzt und gestern angekündigt, dass DeAngelo nie mehr für das Team auflaufen werde. Was war passiert?

Um die Situation zu verstehen, muss man wissen, dass DeAngelo in seiner bisherigen Karriere immer wieder negativ aufgefallen ist:

  • Im Januar 2014 wurde der damals 18-jährige DeAngelo von seinem Team, den Sarnia Sting, für acht Spiele gesperrt, weil er einen Teamkollegen rassistisch beleidigt hatte. Es war bereits der zweite Vorfall dieser Art in vier Jahren bei den Sting. Wenig später wurde der US-Amerikaner zu einem anderen Team getradet.
  • Trotz dieser Vorgeschichte wurde DeAngelo von den Tampa Bay Lightning 2014 an 19. Position gedraftet. Angesprochen auf seine Vergangenheit sagte der Verteidiger: «Es war ein Fehler. Ich habe gelernt und bin bereit, mich zu ändern.» Doch bei Syracuse in der AHL sass er immer wieder auf der Tribüne. Ein Jahr nach dem Draft tradeten die Lightning ihn ohne NHL-Einsatz zu den Arizona Coyotes.
  • In seiner ersten NHL-Saison bei Arizona erhielt DeAngelo im Januar 2017 drei Spielsperren wegen einer Tätlichkeit gegen einen Schiedsrichter. Auch das war nicht der erste Vorfall dieser Art – vier Jahre zuvor wurde er in der OHL für das gleiche Vergehen suspendiert.
  • Nach nur einer Saison bei den Coyotes folgte der nächste Trade. Auch Arizona hatte genug von DeAngelo und schickte den Verteidiger, der wegen seines Potenzials auf dem Eis trotzdem immer wieder Chancen erhielt, im Sommer 2017 zu den New York Rangers.
  • Auch bei den Rangers schaffte es DeAngelo nicht, Schwierigkeiten zu vermeiden. Nach fragwürdigen Interaktionen mit Fans online wurde er zwischenzeitlich in die AHL geschickt.
  • Seine Online-Präsenz war auch danach kontrovers. DeAngelo zeigte sich als offener und lauter Trump-Supporter und wurde schnell beleidigend, wenn dessen Politik kritisiert wurde. Er lancierte einen Podcast, um «eine Gegenstimme im Zeitalter der politischen Korrektheit zu bieten». Er leugnete die Gefährlichkeit des Coronavirus und teilte Verschwörungstheorien über einen angeblichen Wahlbetrug bei den US-Präsidentschaftswahlen im November 2020. Nachdem Twitter und andere soziale Netzwerke begannen, Trumps Accounts zu sperren, kündigte DeAngelo an, seine Konten dort ebenfalls zu löschen und zur bei Verschwörungstheoretikern beliebten Plattform «Parler» zu wechseln.
Tony DeAngelo kündet an, zu Parler zu wechseln.
Bild: screenshot instagram

Trotz dieser Vorgeschichte und den aktuellen Querelen hat DeAngelo bei den Rangers bis zu den Pre-Playoffs im Sommer eigentlich immer gespielt. Doch nun ist vieles anders. Der mittlerweile 25-Jährige Verteidiger ist schlecht in die Saison gestartet, hat in sechs Partien nur einen Assist vorzuweisen.

Der in New Jersey geborene DeAngelo verlor seinen Platz im ersten Powerplay an den jüngeren Adam Fox. Und ohne die offensive Produktion kann er seine grossen defensiven Unzulänglichkeiten nicht mehr kompensieren. Trainer David Quinn hat ihn schon zwischendurch auf die Tribüne verbannt.

Das Fass zum Überlaufen brachte allerdings eine andere Situation. Nach der 4:5-Heimniederlage gegen Pittsburgh am Sonntag provozierte DeAngelo seinen Torhüter Alexandar Georgiev. Sportsnet-Journalist Elliotte Friedman beschrieb es so: «Die Rangers gehen vom Eis. Georgiev sitzt enttäuscht auf dem Boden, wie es jeder ehrgeizige Spieler nach so einer Niederlage tun würde und DeAngelo läuft an ihm vorbei und wirft ihm eine sarkastische Bemerkung an den Kopf. Georgiev schlägt nach DeAngelo und dann gehen sie aufeinander los, bis Teamkollegen die beiden trennen können.» Berichten zufolge soll DeAngelo seinen russischen Teamkollegen «commie» – Kommunist – genannt haben.

Spätestens jetzt haben auch die Rangers genug vom Problem-Verteidiger und distanzieren sich per sofort von ihm. Und auch der Rest der Liga scheint sich am 25-Jährigen nicht mehr die Finger verbrennen zu wollen. Selbst dass er auf der Waiver-Liste ohne Gegenleistung zu haben wäre, ändert nichts daran, dass DeAngelo kein neues Team findet. Dabei gäbe es durchaus Mannschaften, die neue Verteidiger brauchen könnten. Die Rangers boten ihn schon seit einigen Monaten zum Trade an und fanden keine Abnehmer.

Im Sommer dürfte DeAngelos Vertrag bei den Rangers aufgelöst werden. Aktuell scheint es unwahrscheinlich, dass er in der NHL noch eine Zukunft hat, er hat schon zu viele zweite Chancen vergeben. Am ehesten dürfte er seine Karriere in der KHL fortsetzen – ausgerechnet bei den «Kommunisten».

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wintereinbruch legt ganz New York lahm
1 / 10
Wintereinbruch legt ganz New York lahm
Ein Arbeiter befreit die Strassen des Times Squares am Montag, 1. Februar 2021, vom vielen Schnee.
quelle: keystone / john minchillo
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Du bist ein echter Eishockey-Fan? So kriegst du das Stadion-Feeling zuhause hin.
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
35 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
123und456
02.02.2021 17:45registriert Juli 2015
Also wenn ichs richtig gelesen habe wurde der gute Mann wegen seinem Verhalten im Team/gegenüber Teamkollegen in die Wüste geschickt. Und nicht weil er Trump-Supporter ist...
2424
Melden
Zum Kommentar
avatar
DerSeher
02.02.2021 16:36registriert März 2014
Hat Lüthi schon angerufen? Würde zum SC Hollywood passen :)
24947
Melden
Zum Kommentar
avatar
Renato67
02.02.2021 16:27registriert September 2019
Mal schauen wie lange es geht bis her in der Schweiz aufläuft...
12013
Melden
Zum Kommentar
35
So stark schnitt Vorfahrerin Lindsey Vonn in der Abfahrt im Vergleich zu den Topstars ab
Bei der Abfahrt in Beaver Creek kehrte die 40-jährige Lindsey Vonn nach fast sechs Jahren Wettkampfpause vorerst als Vorfahrerin in den Weltcup zurück. Mit ihrer Fahrt hätte sie mit den besten Abfahrerinnen mithalten können.

Am nächsten Wochenende wird Lindsey Vonn, wenn alles nach Plan läuft, erstmals wieder im Weltcup starten. Für die beiden Super-G in St. Moritz hat das US-Ski-Team für die 40-jährige Rückkehrerin erfolgreich eine Wild Card beantragt. Am heutigen Samstag startete Vonn bei der Abfahrt in Beaver Creek aber vorerst noch als Vorläuferin. Dabei benötigte sie gemäss SRF 1.33,16 Minuten – eine sehr gute Zeit, wie der Vergleich mit den Top-Abfahrerinnen zeigt.

Zur Story