Während die Schweizer U18-Nationalmannschaft gestern an der Weltmeisterschaft im schwedischen Umea gegen die Slowakei gerade noch so den Abstieg verhindern konnte, sorgte Jack Hughes für andere Schlagzeilen. Der 17-Jährige Center und voraussichtliche Nummer-1-Draft im Frühsommer holte mit den USA Bronze und beendete das Turnier mit neun Toren und elf Assists in sieben Spielen als Topskorer.
Dieses und letztes Jahr sammelte der Amerikaner an der U18-WM insgesamt 32 Punkte und brach damit den bisherigen Rekord von Alexander Ovechkin als bester Skorer auf dieser Stufe. Den Rekord von Nikita Kucherov von 21 Punkten an einem einzigen Turnier verpasste er nur hauchdünn um einen Punkt.
Mit seinen hervorragenden Auftritten in den letzten Tagen hat Hughes wieder etwas Abstand zwischen sich und seinen härtesten Draft-Konkurrenten – den finnischen Flügel Kaapo Kakko – gelegt.
Das freut insbesondere die Fans und Teamverantwortlichen der New Jersey Devils. Die Mannschaft von Nico Hischier hat vor zwei Wochen die Draft Lottery gewonnen. Das heisst, die Devils können am 21. Juni ihren Wunschspieler auswählen. Das dürfte Jack Hughes sein – auch weil New Jerseys General Manager Ray Shero einmal der Berater von Jacks Vater Jim war.
Die Fans der Devils träumen bereits jetzt von der «Triple-H-Linie» mit Jack Hughes, Nico Hischier und Taylor Hall. Sie wären definitiv eine Gefahr für die ganze Liga. Ob die drei dann tatsächlich auch zusammen spielen würden, oder ob man Hischier und Hughes beide auf der Centerposition auflaufen liesse, steht momentan noch in den Sternen. Doch die Zukunft der Devils sieht definitiv rosiger aus als noch vor einem halben Jahr.
Von der Zukunft springen wir direkt in die Vergangenheit. Dass sich Hughes zu einem derart guten Eishockeyspieler mausern würde, war ihm praktisch in die Wiege gelegt worden.
Jack ist einer von drei Brüdern, die den Sport ausüben. Der ältere Quintin, genannt Quinn, spielt bereits in der NHL und ist die grosse Verteidigungshoffnung der Vancouver Canucks. Der jüngere Luke ist ab nächster Saison Teil des «US National Team Development Program». Ihre Mutter, Ellen Weinberg-Hughes, vertrat die USA 1992 an den Weltmeisterschaften. Vater Jim spielte College-Hockey und war danach zuerst als Coach (Assistenz in der NHL, Cheftrainer in der AHL und KHL), später als Nachwuchsdirektor bei den Toronto Maple Leafs tätig.
«Als Gesprächsthema beim Abendessen gab es nur Hockey», erzählt Mutter Ellen. «Wenn ich mal gesagt habe, ‹keine Hockey-Gespräche heute›, dann war es einfach still.»
Sie war es auch, die die Ausbildung ihrer Jungs ermöglichte und vorantrieb. Ellen hat Jack, Quinn und Luke zu den Eisfeldern mitgenommen und ihnen das Skaten beigebracht. «Dank ihr ist unsere Leidenschaft fürs Hockey derart gross geworden», sagt Jack.
Obwohl er US-Bürger ist, ist Jack Hughes mit seinen Brüdern mehrheitlich in Kanada aufgewachsen – und bekam dort einen guten Einblick ins Hockey-Leben. Sein Vater war von 2009 bis 2015 «Director of Player Development» bei den Toronto Maple Leafs. Er war also dafür verantwortlich, dass sich insbesondere die jungen Spieler in der Organisation den Vorstellungen entsprechend entwickelten. Zwischendurch halfen die Hughes auch als Gastfamilie aus – unter anderem für den schwedischen Stürmer William Nylander.
«Willy war ein Vorbild für unsere Kinder», erzählt Vater Jim. «Sie haben seine Hingabe für den Sport und seine Professionalität genau beobachtet.» Und je mehr Jack Nylander und anderen Hockeyspielern zugeschaut hat, desto mehr sei sein Wissen und Verständnis für den Sport auch gewachsen, sagt der Youngster über sich selbst.
So wurde Jack Hughes zu dem Spieler, der er heute ist. «Ein Spieler, der die Fans aus den Sitzen reissen kann. Ich bin dynamisch», wie er sich selbst beschreibt.
Das bestätigt Corey Pronman, Draft-Experte von «The Athletic»: «Hughes' grösste Stärke ist sein Speed. Damit ist vor allem das Skating gemeint, aber nicht nur. Er ist dazu in der Lage, alles auf allerhöchstem Tempo zu machen.» Darüber hinaus habe der 17-Jährige auch die Skills, um seine Gegner alt aussehen zu lassen.
Hughes sei zwar nicht der Spieler mit den besten Skills, wenn es Mann gegen Mann geht. «Doch was ihn vom Rest unterscheidet, ist die Koordination, hochstehende Spielzüge bei vollem Tempo zu machen», erklärt Pronman. Zudem habe er eine komplette Spielübersicht: «Jack ist ein fantastischer Spielmacher, der tonnenweise Chancen kreieren kann.»
Die letzten zwei Jahre verbrachte der Stürmer im «National Team Development Program» (USNTDP) von USA Hockey – dem nationalen Förderprogramm des US-Verbands. Dort spielen die besten Junioren des Landes in U17- und U18-Auswahlen gegen Mannschaften aus der «United States Hockey League» und gegen solche aus der College-Liga NCAA.
In seiner ersten Saison skorte er 116 Punkte in 60 Spielen und hätte beinahe den Punkterekord von Auston Matthews in einer einzelnen Saison gebrochen. Dieses Jahr durchbrach er mit 228 Zählern die Bestmarke für die meisten Punkte, die je ein Spieler in diesem Programm erzielt hat. Bislang wurde diese von Clayton Keller (Arizona Coyotes, 189 Punkte) gehalten.
Zurück in die Zukunft. Hughes dürfte der erste Spieler werden, der von USNTDP direkt den Sprung in die NHL schafft – obwohl er mit 179 Zentimetern Grösse und 77 Kilogramm für NHL-Verhältnisse eher klein und leicht ist. Bevor er aber vermutlich der Teamkollege von Nico Hischier wird, könnten die beiden noch gegeneinander antreten. Der US-Verband überlegt sich, Jack gemeinsam mit seinem Bruder Quinn für die Weltmeisterschaft in der Slowakei aufzubieten. Ein Duell mit Hischier wäre aber erst in der K.-o.-Phase möglich.
Dafür träfe Hughes dort auf eine weitere Figur, die in seiner Zukunft eine Rolle spielen könnte: Devils-Headcoach John Hynes ist Mitglied des US-Trainerteams.
WM und Sheros persönliche Beziehung zu Daddy Hughes sprechen ja klar für Jack.
Hischier/ Hughes werden die Devils auf der Centerposition für Jahre prägen. Aber ebe...da wäre ja noch Kaapo Kakko. In der Liiga (gegen Männer) 22Tore für Turku geschossen. Ein wuchtiger rechter Flügel der Hall-Hischier auch sehr gut ergänzen würde.Shero will aber sucher nicht als der GM in die Geschichte eingehen, der JH nicht gezogen hat und Kakko wird Manhattan rocken. Erinnert mich stark an Matthews vs Laine - in einer Light-Version.
Beweisen muss er ja nichts mehr und ob sich das Verletzungsriskio lohnt so kurz vor dem Draft?