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Marco Bayer und Lian Bichsel im Interview vor der U20-WM in Kanada

Switzerland
Sagt den Junioren, wo's lang geht: Marco Bayer.Bild: keystone

Was der Schweizer Trainer und sein Star von der U20-WM erwarten

Die Schweiz will an der U20-WM in Halifax und Moncton im Minimum die Viertelfinals erreichen. Nach Eiszeit im Sommer kann die Junioren-Nati auch auf NHL-Erstrunden-Draft Lian Bichsel zählen.
26.12.2022, 09:34
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Die Schweizer treffen in der Gruppe B in Moncton der Reihe nach auf Finnland (heute, 17 Uhr), Lettland (27. Dezember), die USA (29. Dezember) und die Slowakei (31. Dezember). Insbesondere gegen die Letten und die Slowaken rechnen sie sich Chancen aus. Um die angestrebten Viertelfinals zu erreichen, müssen sie eine Mannschaft hinter sich lassen. «Es wird pickelhart», kündigt Headcoach Marco Bayer an.

«Wir verfügen aktuell über keine High-End-Spieler», sagte er. «Das ist die Realität. Von daher wird es keine einfache WM für uns.» Die Letten bezwangen an der nachgeholten U20-WM im August den späteren Halbfinalisten Tschechien und verloren im Viertelfinal knapp gegen Schweden (1:2). Die Slowaken werden wohl angeführt vom Nummer-2-Draft Simon Nemec.

Wer soll die Tore schiessen?

Für Bayer ist klar, dass die Schweizer, die im August im Viertelfinal an Kanada (3:6) gescheitert sind, in Kanada nur dann Erfolg haben können, wenn das Team bei jedem Spieler über allem steht. Bei den Torhütern und in der Verteidigung sieht er die Mannschaft gut aufgestellt. Das grosse Fragezeichen liegt für ihn in der Offensive. «Wir arbeiten daran, wie wir Chancen kreieren, werden versuchen, unsere Gegner mit schnellem Umschaltspiel zu überraschen. Im Spiel ohne Scheibe haben wir in den letzten Tagen eine gute Basis gelegt. Wir sind in der Defensive sehr gut strukturiert.»

Captain des Teams wird Attilio Biasca sein. Der 19-jährige Stürmer, der dieses Amt auch beim Juniorenteam Halifax Mooseheads ausübt, steht vor seiner dritten U20-WM – das aufgrund zahlreicher Corona-Fälle abgebrochene Turnier vor einem Jahr nicht eingerechnet.

Bichsel wieder dabei

Trotz Jahrgang 2004 gehört auch Lian Bichsel zum Captainteam. Der 1,96 m grosse Verteidiger spielt die zweite Saison bei Leksands in der höchsten schwedischen Liga, kam dort in bislang 50 Partien zum Einsatz. Auch dank seiner Wasserverdrängung wurde er im vergangenen NHL-Draft von den Dallas Stars in der ersten Runde als Nummer 18 gezogen. «Der ganze Trip nach Montreal war sehr schön, ich kann es kaum beschreiben», sagt der 18-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf diesen speziellen Tag zurückblickend. «Es rührt mich immer noch, wenn ich das Video schaue, als sie meinen Namen ausgerufen haben.»

221122 Leksands Lian Bichsel jublar efter vinden i ishockeymatchen i SHL mellan Malm
Bichsel grüsst den Leksands-Anhang.Bild: www.imago-images.de

In Dallas war er in der Folge nicht, vielmehr reiste er bereits am Tag nach dem Draft zurück. Ein Scout der Stars kümmert sich um Bichsel, er tauscht sich wöchentlich mit dem Solothurner aus und hat ihn schon mehrmals in Leksand besucht. Wie es nach dieser Saison weitergeht, ist offen. Klar ist derzeit einzig, dass der Vertrag mit dem schwedischen Team ausläuft.

Wirbel im Sommer

Ohnehin ist Bichsels Fokus aktuell auf seine erste U20-WM gerichtet. Im August wurde er nicht berücksichtigt, weil er den Aufgeboten für zwei Vorbereitungscamps nicht Folge geleistet hatte, mit der Begründung, Zeit zur Erholung zu benötigen. Als «mühsam» bezeichnet er die ganze Angelegenheit. «Wir trafen unseren Entscheid, in der Folge konnte ich nichts mehr beeinflussen, musste ich akzeptieren, wie es ist.» Dass dadurch ein falsches Bild von ihm entstanden ist, «damit muss man umgehen können, wenn man in den Medien steht. Ich konnte mich darauf einstellen. Bei allem gibt es nebst positiven auch negative Seiten.»

Der Disput wurde nach einem klärenden Gespräch mit Headcoach Bayer ad acta gelegt. «Das Ganze hat ein zu grosses Ausmass genommen», sagt Bayer. «Es geht ums Schweizer Eishockey, wir können es uns nicht leisten, einen solchen Spieler aussen vor zu lassen. Wir müssen die Besten aufbieten. Deshalb gingen wir aufeinander zu. Ich bin überzeugt, dass er uns viel bringen wird, schon alleine wegen seiner Persönlichkeit. Er ist für sein Alter sehr reif und weit.»

December 19, 2022, Moncton, NB, Canada: Switzerland s Lian Bichsel tries to clear his zone as Canada s Logan Stankoven gives chase during first period IIHF World Junior Hockey Championship pre-tournam ...
In Bichsel setzt das Schweizer Team viel Hoffnung.Bild: www.imago-images.de

«Es ist vieles möglich»

Ausserdem ist Bichsels Physis selbstredend ein grosses Plus, umso mehr, als er wendiger geworden ist. Überhaupt steht das Schlittschuhlaufen im Vordergrund. Die Saisonvorbereitung bestritt Bichsel nicht mit Leksand, sondern wie im Jahr zuvor in einer Gruppe seines Agenten Frédéric Holdener. Dieser gehören unter anderen die Lausanner Profis Damien Riat, Igor Jelovac und Makai Holdener an. «Klar könnte ich in Leksand bleiben, jedoch ist es gut für mich, meine Familie zu sehen und nicht stets den gleichen Alltag zu haben», sagt Bichsel. «Es ist auch schön, das Leben in der Schweiz zu geniessen, mal in die Berge zu gehen.»

Nun an der U20-WM will Bichsel als Leader vorangehen. «Dafür bin ich hier. Wir sind kein Weltklasse-Team wie Kanada, jedoch verfügen wir über eine grosse Kampfkraft, steht jeder hinter dem Plan. Ich denke, es ist vieles möglich, wenn wir das umsetzen, was wir uns vorstellen», so Bichsel. (ram/sda)

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5 Kommentare
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Skunk42
26.12.2022 10:08registriert Februar 2022
"Insbesondere gegen die Letten und die Slowaken rechnen sie sich Chancen aus."

Genau gegen die Slowaken. Die mit Mesar und Nemec zwei Erstrunden Picks zudem mit Sykora, Petrovsky und Zlinka noch drei weitere Gedraftete dabei haben. Die Schweiz kann froh sein, wenn sie einen Punkt gewinnen können.
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