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Diagnose Angststörung – Ramona Bachmann spricht über psychische Probleme

FILE - Switzerland's Ramona Bachmann, center, warms up during a training session in Dunedin, New Zealand, July 29, 2023. (AP Photo/Alessandra Tarantino, file)
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Ramona Bachmann hat schwierige Zeiten hinter sich.Bild: keystone

Ramona Bachmann war 7 Wochen in einer Klinik: «Alles machte mir Angst»

22.06.2025, 23:0222.06.2025, 23:04
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Die Hiobsbotschaft kam kurz vor der Heim-EM: Kreuzbandriss. Nati-Star Ramona Bachmann wird das vielleicht wichtigste Turnier ihrer Karriere verpassen. Natürlich sei sie darüber «am Boden zerstört». Doch die 34-Jährige sagt auch klar: «Ich machte vorher schon viel schlimmeres durch.»

«Ich hoffte, dass sich die Hotelfenster nicht öffnen lassen.»
Ramona Bachmann

Konkret meint Bachmann damit die letzten Jahre und Monate, in denen sie mit starken psychischen Problemen zu kämpfen hatte, wie sie am Sonntagabend im Sportpanorama beim Schweizer Fernsehen erzählt. «Es war kein Leben mehr in ihr», erzählt Mutter Jris Bachmann. Und Bachmanns Frau Charlotte Baret erinnert sich: «Ramona konnte sich nicht mehr auf Gespräche und Begegnungen fokussieren. Irgendwie war sie nicht mehr anwesend.»

Meriame Terchoun, die beste Freundin von Bachmann beim Nationalteam, habe gemerkt, «dass sogar allfällige Selbstmordgedanken da waren». Den Tiefpunkt hat die Angreiferin während eines Nati-Zusammenzugs im vergangenen Herbst erlebt. «Alles machte mir Angst. Mein Puls raste, ich kam gar nie zur Ruhe. Aber ich tat, als sei alles ok», beschreibt die 34-Jährige ihren damaligen Gemütszustand.

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Als sie ein Hotelzimmer im sechsten Stock erhält, hofft sie, dass sich die Fenster dort nicht öffnen lassen. Nicht, weil sie die Absicht hatte, sich etwas anzutun. «Aber ich hatte Angst, dass ich die Kontrolle verlieren und etwas unbewusst machen könnte.» Bachmann hält es nicht mehr aus und vertraut sich Terchoun an. Dieser ist sofort klar, wie ernst die Lage ist.

«Für mich ist Ramona wie eine Familienangehörige, da muss man für jemanden da sein», erzählt Terchoun. Sie und eine weitere Nati-Freundin in der Person von Coumba Sow teilten sich in der Folge ein Zimmer: «Wir haben sie überwacht. Ramona selbst hatte keine Kontrolle mehr über ihre Attacken und Gefühle.» So hätten sie beispielsweise eine Tasse auf die Türfalle gelegt, um zu merken, falls Bachmann das Zimmer verlassen wolle.

«Zu zeigen, dass es einem nicht gut geht, braucht Mut. Das ist Stärke.»
Ramona Bachmann

Die Spielerinnen informieren kurz darauf auch den Verband. Mit Hilfe des medizinischen Personals kommt Bachmann in die Privatklinik Meiringen BE, wo eine «generalisierte Angststörung und Panikstörung» diagnostiziert wird. Die Ursache dafür finden die Ärzte nie heraus, aber die Luzernerin hat eine Vermutung: «Vielleicht waren meine Verlustängste in Bezug auf Charlotte der Auslöser.»

Während sieben Wochen bliebt die Nati-Spielerin in der Klinik: «An Fussball habe ich nicht mehr gedacht. Alles war mir egal.» Doch dank Antidepressiva und diversen Therapien kommt die Freude langsam in ihr Leben zurück. Am besten hätte ihr die Kunsttherapie gefallen, wo sie Bilder malen konnte. «Man beginnt zu malen, was man fühlt. Und meine Bilder sahen ähnlich aus: Es hatte einen Weg, aber es lagen Steine im Weg. Und doch: Am Ende hat es immer eine Sonne, also etwas Positives, gehabt.»

Als ihr Vater Martin ihr schon sechs Monate zuvor professionelle Hilfe nahelegte, lehnte sie noch ab. Rückblickend sagt sie: «Meine hatten natürlich recht, es wäre der richtige Schritt gewesen. Aber ich habe zu lange gewartet.» Deshalb sei es ihr nun umso wichtiger, sich zu öffnen: «Zu zeigen, dass es einem nicht gut geht, braucht Mut. Das ist Stärke. Wenn ich nur einem Menschen damit helfen kann, hat es sich schon gelohnt.» (abu)

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quelle: keystone / peter schneider
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