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Eishockey: SCB-Trainertheater geht weiter – ist Toni Söderholm bald weg?

SCB Cheftrainer Toni Soederholm reagiert im Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem SC Bern am Mittwoch, 4. Januar 2023, in der Swiss Life Arena in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio L ...
Ist er nach der Saison schon wieder weg? SCB-Coach Toni Söderholm.Bild: keystone
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Der nächste Akt im endlosen SCB-Trainertheater hat begonnen

Zügelt SCB-Trainer Toni Söderholm Ende Saison vorzeitig von Bern nach München? Dieses hochbrisante Gerücht wird von SCB-Manager Raëto Raffainer bestätigt.
22.02.2023, 06:4523.02.2023, 07:58
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Der Anruf kommt von einer Nummer mit der Vorwahl 0049. «Du solltest dich rühren. Es kann sein, dass der SCB-Trainer schon auf nächste Saison nach München kommt.» Wie bitte? Das kann nicht sein. Ein haltloses Gerücht. Toni Söderholm hat in Bern einen Vertrag bis 2024.

Oder doch nicht so haltlos? Nur die Statistik. Keine Polemik. Am 5. November 2022 besiegt der SCB die ZSC Lions (4:3). Trainer Johan Lundskog wird unmittelbar nach dem Spiel trotzdem gefeuert und durch Toni Söderholm ersetzt. Die Berner haben zu diesem Zeitpunkt 31 Punkte aus 20 Partien auf dem Konto und besetzen in der Tabelle Rang 6. Macht 1,55 Punkte pro Spiel. Sie vermochten immerhin 11 von 20 Spielen zu gewinnen. Das Torverhältnis ist positiv (59:58).

Nun steht der SCB unter neuer Leitung auf Platz 8. In 28 Partien hat der SCB mit Toni Söderholm an der Bande 36 Punkte geholt. Macht 1,28 Punkte pro Partie. Sie haben 12 von 28 Spielen gewonnen. Das Torverhältnis ist inzwischen negativ (139:147).

Unter anderem ist Johan Lundskog wegen seiner Machtlosigkeit an der Bande kritisiert worden: Der kanadische Stürmer Chris DiDomenico mache, was er wolle. Im letzten Spiel unter dem Schweden kam der Kanadier gegen die ZSC Lions auf 22:18 Minuten Eiszeit. Eigentlich viel zu viel. Inzwischen macht Chris DiDomenico erst recht, was er will. In der letzten Partie gegen Lugano (1:2 nach Penaltys) kam er auf 26:09 Minuten Einsatzzeit. Letztmals hatte der charismatische SCB-Topskorer am 27. September 2022 im Rahmen der Verlängerungs-Niederlage in Ajoie (2:3) noch mehr Eiszeit beansprucht (27:38 Minuten). Boshaft können wir kalauern: An der Bande steht der Toni stumm und still und der DiDo macht, was er will.

Es ist, wie es ist: Alle Statistiken sagen (auch wenn uns ein Rechenfehler unterlaufen sein sollte), dass der SCB unter dem neuen Trainer noch nicht signifikant besser geworden ist. Aber die Saison ist noch nicht zu Ende. Abgerechnet wird am Schluss. Auch in Bern gilt: «It’s not over before the fat Lady sings.» Es wäre hochgradig unseriös, wenn nicht gar verantwortungslos, das Gerücht über einen möglichen vorzeitigen Abgang von Toni Söderholm ohne gewissenhafte, gründliche Nachprüfung in die Welt zu setzen.

Bern's Postfinance Top Scorer Christopher DiDomenico celebrates the 2-4 goal during the preliminary round game of National League A (NLA) Swiss Championship 2022/23 between, HC Ambri Piotta again ...
Hat er mehr Macht als Trainer Söderholm? Topskorer Chris DiDomenico.Bild: keystone

Also geht die Frage an SCB-Manager Raëto Raffainer. Es gehört sich nicht, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. So ergibt sich folgender Dialog mit dem obersten SCB-Lohnempfänger:

Hat eigentlich Toni Söderholm eine Ausstiegsklausel im Vertrag?
«Das weiss ich nicht auswendig.»

Na, kommen Sie: Ob der Trainer eine Ausstiegsklausel hat oder nicht, weiss der General Manager auswendig.
«Ja, stimmt. Aber das ist ein Vertragsdetail und Vertragsdetails sind vertraulich.»

Die Frage nach einer Ausstiegsklausel hat einen besonderen Grund. Aus gut informierten Kreisen kommt das Gerücht, Toni Söderholm könnte bereits nächste Saison für München arbeiten.
«Dieses Gerücht kenne ich. Wir haben ja auch unsere Verbindungen.»

Haben Sie Toni Söderholm darauf angesprochen?
«Nein.»

Warum nicht?
«Weil wir uns jetzt auf die Meisterschaft konzentrieren.»

Auf die Schlussbemerkung, vielleicht sei der SCB ja noch froh, wenn sich dieses Gerücht per Ende Saison bewahrheiten sollte, geht Raëto Raffainer richtigerweise nicht mehr ein. Es handelt sich um pure Provokation.

Der designierte SCB CEO Raeto Raffainer spricht waehrend der Saison-Medienkonferenz des SC Bern, am Montag, 29. August 2022 in Bern.(KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Raëto Raffainer will sich nicht klar zu den Gerüchten äussern.Bild: keystone

Der Eishockeyclub EHC Red Bull München ist mit 17 Punkten Vorsprung Tabellenführer der DEL. Toni Söderholm steht in dieser hochprofessionellen, auch wirtschaftlich formidablen Organisation in höchstem Ansehen. Am 21. Februar 2021 ist der Grundstein für einen neuen Hockey-Tempel (SAP Garden) im Olympia Park gelegt worden. Ein hochmoderner Sporttempel mit einem Fassungsvermögen von 11'250 Zuschauenden für Hockeyspiele. Kosten: 160 Millionen Euro. Es rockt im Münchner Hockey und für Männer wie Toni Söderholm gibt es reichlich Arbeit. Der Finne hat in München gespielt und vor seiner Zeit als deutscher Nationalcoach auch im Trainer-Staff gearbeitet. Das Gerücht, vom SCB offiziell bestätigt (!), ist also auch aus Münchner Sicht nicht völlig sinn- und haltlos.

Die Muenchner bejubeln enthusiastisch das Tor zum 1:1 - Ausgleich durch Ben Street EHC Red Bull Muenchen, 9 kurz vor Schluss der Partie. EHC Red Bull Muenchen gegen Grizzlys Wolfsburg, Eishockey, DEL, ...
Red Bull München spielt eine erfolgreiche Saison.Bild: www.imago-images.de

Ob Toni Söderholm beim SCB die Saison noch ruhmreich beenden wird oder nicht, ist für seine Karriere eigentlich unerheblich. In Bern zu scheitern, wo schon meisterliche Titanen wie Larry Huras, Antti Törmänen und Kari Jalonen gefeuert worden sind, ist wahrlich keine Schande. Schon eher eine Ehre.

So oder so: Im ewigen, endlosen SCB-Trainertheater hat der nächste Akt begonnen.

P. S.: Der gefeuerte HCD-Trainer Christian Wohlwend bekommt den Job als U-20-Nationaltrainer nicht, wenn Marco Bayer als Trainer zu den GCK Lions wechseln sollte. Christian Wohlwend ist ein Freund von SCB-Manager Raëto Raffainer.

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53 Kommentare
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Dani123456789
22.02.2023 07:34registriert März 2019
Ob dieser unsägliche Raffainer dann mal einen brauchbaren Trainer holt? Wahrscheinlich bekommen die Bernen aber wieder einen skandinavischen Schulbuben ohne irgendwelches Charisma und Erfahrung im Clubhockey.
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McHunt
22.02.2023 07:45registriert Januar 2023
Legendär das P.S.
*you made my day*
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Zanzibar
22.02.2023 07:49registriert Dezember 2015
Ich bin ja überrascht wie ruhig Söderholm bisher arbeiten konnte. Lundskog wurde von Zaugg schon relativ früh wie die Sau durchs Dorf getrieben. Söderholm hingegen wurde nie angegangen obwohl der SCB sich im Laufe der Saison verschlechtert hat. Zwischen den Zeilen ist zu lesen dass Raffainer wohl froh ist wenn Söderholm freiwillig geht.
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