2013 besiegte die Schweiz die Amerikaner im Halbfinale 3:0 und zog ins WM-Endspiel ein (1:5 gegen Schweden). Elf Silberhelden sind nach wie vor dabei. Die Amerikaner haben hingegen eine komplett neue Mannschaft und neue Coaches.
Die Besonderheit des US-Teams 2015 sind fünf College-Spieler. Also Jungs, die noch nicht Profihockey spielen. Und so rätselt die Fachwelt nach wie vor, wie stark diese Amis wirklich sind. Die bisherige Bilanz – 9 Spiele, 18 Punkte, Erfolge über Russland und Finnland, Platz 1 in der Gruppe B – sind ja imposant. Jack Eichel, das aufregendste Talent der Amerikaner sagt denn auch mit dem typisch amerikanischen Selbstvertrauen: «Es fühlt sich gut an, diese Gruppe gewonnen zu haben.»
Aber eben: Licht und Schatten liegen trotz dieser guten Bilanz weit auseinander. Die Mannschaft von Cheftrainer Todd Richards (Columbus/NHL) besiegte zwar Russland. Aber das magere 1:0 gegen Dänemark und die Niederlage gegen Weissrussland haben auch die Verwundbarkeit einer etwas wilden und oft leichtsinnig offensiv spielenden Mannschaft gezeigt.
Das letzte Gruppenspiel gegen die Slowakei hat am Dienstagabend die ganze Bandbreite aufgezeigt: Erst rannten die Amerikaner über den Gegner hinweg und führten früh 3:0. Aber den Vorsprung vergeigten sie in zwölf Minuten, die Slowakei führte zwischenzeitlich sogar 4:3 – aber am Ende gewannen die USA in der Verlängerung doch.
Die Unerfahrenheit ist Stärke und Schwäche des Teams. 23,76 Jahre beträgt das Durchschnittsalter, jenes der Schweiz hingegen 27,32 Jahre. Die Amerikaner haben mit Abstand das jüngste Team bei dieser WM. Einerseits ein Vorteil: Die Amis sind mutig, hungrig, emotional und selbstsicher. Aber in entscheidenden WM-Partien können sich diese Qualitäten gegen einen taktisch schlauen Gegner in Nachteile verwandeln.
Team USA ist im Vergleich zu 2013 nominell schwächer, aber wilder und jünger. Es fehlen NHL-Superstars. Torhüter Connor Hellebuyck (21) hat hier fünf Spiele bestritten und dabei eine vorzügliche Fangquote von 94,20 Prozent erreicht. Aber er ist international unterprobt und hat soeben seine erste Profisaison in der AHL (St.Johns) beendet. Ein interessanter Spieler ist Mittelstürmer Mark Arcobello. Er steht bei Berns Sportchef Sven Leuenberger immer wieder auf der Wunschliste.
Fazit: Die Amerikaner sind jünger, wilder – aber wohl trotz 16 NHL-Profis schwächer als 2013. Eine riesige Chance für die Schweizer nach 1992, 1998 und 2013 zum vierten Mal in der Neuzeit ins WM-Halbfinale vorzurücken und um eine Medaille zu spielen.
Voraussetzung für den Sieg sind eine gleich gute Torhüterleistung, die gleiche defensive Stabilität und das gleiche gute Coaching wie 2013 unter Sean Simpson. Dann sind liegen die Chancen mindestens bei 50:50.