Sport
Eismeister Zaugg

Eismeister Zaugg tippt die Hockey-Saison – Teil 14 mit den ZSC Lions

Trainer Rikard Grönborg steht bei den ZSC Lions unter Druck.
Trainer Rikard Grönborg steht bei den ZSC Lions unter Druck.Bild: IMAGO / Geisser, shutterstock
Eismeister Zaugg

Die Eismeister-Vorschau – beim ZSC ist der teuerste Trainer nach wie vor ein Verlierer

Der ZSC hat nach 72 Jahren das Hallenstadion verlassen und ist in die Swiss-Life-Arena umgezogen. Der Erfolgsdruck im neuen Tempel ist noch grösser geworden: Der Klub wartet inzwischen vier Jahre auf einen Titel und wird die alten Geister aus dem Hallenstadion so schnell wohl nicht los.
14.09.2022, 09:1914.09.2022, 15:01
Folge mir
Mehr «Sport»

Der watson-Eismeister Klaus Zaugg blickt auf die neue National-League-Saison voraus, die am 14. September beginnt. In umgekehrter Reihenfolge seiner Prognose nimmt er alle Klubs der Liga unter die Lupe. Heute der 14. und letzte Teil – die ZSC Lions.

Die ZSC Lions gehören zu den meistrespektierten, bestgemanagten und bestfinanzierten Hockeyunternehmen Europas. Sie haben eine der besten Nachwuchsorganisationen ausserhalb Nordamerikas aufgebaut, unterhalten ein Farmteam und keine Mannschaft in den beiden höchsten Ligen, die nicht einen in Zürich ausgebildeten Spieler in ihren Reihen hat.

Und den ZSC Lions ist es gelungen, einen neuen Hockey-Tempel zu errichten. In der Fussball-Welthauptstadt (die FIFA hat hier ihren Sitz), die nicht einmal dazu in der Lage ist, eine Fussballarena zu bauen. Aber alles gelingt auch den ZSC Lions nicht: Seit 2018 sind sie nicht mehr Meister geworden. Gelingt der Triumph im neuen Stadion?

Die über 170 Millionen Franken teure Swiss-Life-Arena, die 2026 auch WM-Standort sein wird, gehört zu den modernsten Anlagen der Welt. Aber die alten Zeiten und Sorgen sind die Zürcher in der nigelnagelneuen Umgebung noch nicht los: Zur ZSC Kultur gehören hohe, nicht erfüllte Erwartungen und so ziemlich jedes Jahr kurzweilige Trainerdiskussionen.

Als ob die ZSC-Trainer von den bösen Hallenstadion-Geistern verfolgt werden. In den letzten acht Jahren haben die Zürcher nur einen einzigen Meistertitel gefeiert (2018). Gemessen am Aufwand zu wenig Ertrag: Die ZSC Lions leisten sich beständig eine der teuersten und manchmal die teuerste Mannschaft der Liga. Im letzten Frühjahr erlitten sie gegen Zug eine historische Schmach und verspielten als erstes Team der Geschichte im Final einen 3:0-Vorsprung.

Wie die Rache und ein letzter Gruss der Hallenstadion-Geister zum Abschied. Oder nisten sich diese Geister auch im neuen Tempel ein? Wird Rikard Grönborg in der neuen Arena ihr erstes Opfer?

Rikard Grönborg ist der teuerste Trainer der Liga. Er kostet ungefähr viermal so viel wie Langnaus Thierry Paterlini. Der Schwede ist geholt worden, um Titel zu gewinnen. Aber er hat den Cupfinal auf eigenem Eis verloren und im Final gegen Zug als erster einen 3:0-Vorsprung verspielt: Der mehrfache Weltmeister Rikard Grönborg ist als Klubtrainer ein Verlierer. Was ganz und gar nicht seinem Selbstverständnis entspricht: Er würde lieber heute als morgen in die NHL wechseln. Eine vorweihnächtliche Krise hätte ihn beinahe den Job in Zürich gekostet.

Es gibt eine bösartige, natürlich inoffizielle Kritik: Der 3:0-Vorsprung sei im Final vergeigt worden, weil die Spieler zwar nicht gegen, aber eben auch nicht für den Trainer waren. Und in drei Jahren hat Rikard Grönborg den Auftrag, junge Talente auszubilden, ganz einfach ignoriert. Er hat nur eine Möglichkeit, seine berufliche Autorität wieder herzustellen: Er muss Meister werden. Wenn er denn im Frühjahr noch im Amt und Würden ist.

ZSC Lions Verteidiger 44 Dean Kukan stürmt neu im Trikot der ZSC Lions. Hier während dem Testspiel gegen den Düsseldorfer EG. (Zürich, Schweiz, 19.08.2022) Eishockey *** ZSC Lions defender 44 Dean Kuk ...
Wie lebt sich Dean Kukan bei den ZSC Lions ein?Bild: IMAGO / Andreas Haas

Der Schwede steht nun auf dünnem Eis: Er muss eine Mannschaft zu höchsten Ehren führen, die mit Denis Malgin (zurück nach Toronto) ihren besten und wichtigsten Offensiv-Spieler verloren hat. Offensiv also weniger gut. Dafür mit dem Rückkehrer Dean Kukan defensiv besser.

Heisst es denn nicht immer, die Defensive entscheide eine Meisterschaft? Na also. Die ZSC Lions müssen nur noch diese uralte Wahrheit wieder einmal bestätigen. Und defensiv können schwedische Trainer ja. Oder?

Prognose: Platz 1

Die ZSC Lions erreichten letzte Saison in der Qualifikation den 3. Rang, auf Qualifikationssieger Zug fehlten nur vier Punkte. Simon Hrubec sorgt auf der Goalieposition für ein erhebliches Upgrade und NHL-Rückkehrer Dean Kukan für zusätzliche Stabilität in einer Abwehr, die schon letzte Saison nur drei Treffer mehr zugelassen hat als Qualifikationssieger Zug. Die defensive Verbesserung kann den Verlust von Denis Malgin (zu Toronto) nicht wettmachen. Aber etwas abfedern.

Der Umzug in den neuen Tempel dürfte eine stimulierende Wirkung haben. Ob sich die Autorität des Trainers nach dem Finalschock erholen wird, wissen wir noch nicht. Aber alles in allem sind die Zürcher «heiss» und wir können davon ausgehen, dass Rikard Grönborg alles für den Gewinn der Qualifikation tun wird. Und nichts für die Förderung der Talente. Aber das ist wiederum eine andere Geschichte.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Lustige Schilder, die selbst Sportmuffel zum Lachen bringen
1 / 118
Lustige Schilder, die selbst Sportmuffel zum Lachen bringen
Er hat klare Prioritäten gesetzt.
quelle: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Du bist ein echter Eishockey-Fan? So kriegst du das Stadion-Feeling zuhause hin.
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
besserwisser#99
14.09.2022 11:01registriert September 2019
"Es gibt eine bösartige, natürlich inoffizielle Kritik: Der 3:0-Vorsprung sei im Final vergeigt worden, weil die Spieler zwar nicht gegen, aber eben auch nicht für den Trainer waren."

In einem Playoff-Final (egal wie der Stand ist) spielt man wohl kaum für oder gegen einen Trainer. Den will man einfach gewinnen. Egal wer an der Bande steht.
522
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sünneli31
14.09.2022 11:33registriert Mai 2018
In der ganzen Berichte-Serie werden die Prognosen auf Vergleichen mit dem Vorjahr aufgebaut. Ich denke es gab noch nie eine Saison, wo Vergleiche mit dem Vorjahr so wenig bringen wie dieses Jahr. Mehr Ausländer, durchs Band höher qualifizierte Ausländer, mehr Teams, etc. Z.B. Der Abgang von Malgin schmerzt heute doch viel weniger, wo zwei ausländische Top-Stürmer dazukamen, als es sonst hätte. Bei Zug wird der Genoni-Faktor durch die ausländischen Goalies vlt weniger Wert sein… drum: endlich gehts los!!
220
Melden
Zum Kommentar
26
7 Mal, als ein Spiel 7 der Schweizer Eishockey-Playoffs besonders dramatisch war
Nie ist Eishockey spannender als in den Playoffs. Dann, wenn es um alles oder nichts geht, wird die eine oder andere Geschichte geschrieben, von der man sich noch Jahre später erzählt. Wir werfen einen Blick zurück auf sieben denkwürdige siebte Spiele der Schweizer Eishockey-Playoffs, die bis heute nachhallen.

Bereits in den Viertelfinals halten die diesjährigen Eishockey-Playoffs viel Spektakel bereit. Während gestern Abend Freiburg und Lugano den Halbfinal-Einzug erst im siebten Spiel unter sich ausmachen konnten – mit dem besseren Ende für Fribourg – muss morgen in den Partien zwischen Lausanne und Davos sowie zwischen Zug und Bern eine Finalissima entscheiden.

Zur Story