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Eismeister Zaugg

Karjala Cup: Eismeister Zaugg fordert Freispruch für Patrick Fischer

Czech Krystof Hrabik, second right, tries to score past Switzerland's goalie Stephane Charlin during the ice hockey Euro Hockey Tour EHT Karjala Cup match between Czech Republic and Switzerland i ...
Tschechien hat der Hockey-Nati die Grenzen aufgezeigt.Bild: keystone
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Die Grenzen des Hockey-Wunders und «Freispruch» für Patrick Fischer

Die Schweizer verlieren in Helsinki zwei von drei Partien. Aber anders als in den letzten zwei Jahren gerät Nationaltrainer Patrick Fischer nach Niederlagen in «Operetten-Länderspielen» nicht mehr in die Kritik.
10.11.2024, 17:2110.11.2024, 18:20
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Polemik? Kritik? Nein. Die Schweizer haben zwar in Helsinki zwei der drei Spiele um den Karjala-Cup verloren. Aber es war der interessanteste, ja dramatischste Auftritt seit dem Einstieg in die Euro Hockey Tour im Herbst 2022 als Ersatz für Russland. Helsinki hat nämlich in den ersten drei Spielen seit dem WM-Final die Grenzen unseres Hockey-Wunders aufgezeigt.

Es sind Grenzen, die keine Ausreden sind. Sie können statistisch belegt werden: In unserem Land spielen 29'360 Menschen Hockey. In Finnland sind es 66'687, in Schweden 61'547 und in Tschechien 34'341. Wir haben also eine erheblich kleinere Basis und deshalb verdienen die drei WM-Finals von 2013, 2018 und 2024 oder auch Servettes Triumph in der Champions Hockey League die Bezeichnung Hockeywunder.

The commemorative banner of Champions Hockey league 2024 title is lifted next to Noah Rod (GSHC), left, and Roger Karrer (GSHC), right, prior a National League regular season game of the Swiss Champio ...
Servette gewann letzte Saison die Champions Hockey League.Bild: keystone

Die Schweizer haben am Donnerstag in Helsinki gegen die hoch motivierten Gastgeber die Dividende des WM-Finals eingelöst: Diese Dividende ist ein neues Selbstvertrauen, das sich in einem defensiv starken Auftritt zeigt. Und zugleich weckt Stéphane Charlin (24) bei dieser Verlängerungs-Niederlage (2:3) gegen die Finnen die Hoffnung, dass es bei der Heim-WM 2026 womöglich doch ohne Leonardo Genoni gehen (37) könnte.

Die Bestätigung folgt am Samstag mit einem Penalty-Sieg gegen die Schweden. Der erste Sieg gegen diesen Gegner seit achteinhalb Jahren oder 16 Niederlagen. Und Gilles Senn zeigt in seinem 21. Länderspiel, dass vielleicht auch er ein tauglicher WM-Torhüter werden kann: Er schüttelt einen Patzer (der zum 3:3 führt) ab wie ein Hund das Wasser aus dem Fell, hält alle Penaltys und ermöglicht den Sieg (4:3).

Wir sehen in diesen beiden ersten, taktisch und auch sonst überzeugenden Auftritten in Helsinki: Wir können mit den Besten aus unserer Liga den europäischen Titanen auf Augenhöhe begegnen.

240210 goaltender Stà phane Charlin of Switzerland during the Beijer Hockey Games between Sweden and Switzerland on February 10, 2024 in Karlstad. Photo: Fredrik Karlsson / BILDBYRAN / COP 185 / FK027 ...
Stéphane Charlin hat gegen Finnland überzeugt.Bild: www.imago-images.de

Die Schweizer holen aus den beiden ersten Spielen ein Maximum heraus. Und müssen am Sonntag gegen Tschechien in der WM-Final-Revanche erfahren, auf wie dünnem Eis eben unser Hockeywunder steht. Sie verlieren 2:5 und die Ursachen der Niederlage sind aufschlussreich. Sportlich und politisch.

Drei WM-Silberhelden und der talentierteste Schweizer Stürmer der Liga sind abgereist: die Verteidiger Dean Kukan und Christian Marti sowie die Stürmer Denis Malgin und Sven Andrighetto. Sie brauchen eine Atempause. Es ist der Kniefall vor den Klubbossen: Die ZSC Lions treten am Dienstag auswärts im Stadion zum Pulverturm gegen die offenbar schier übermächtigen Tiger aus Straubing in der Champions Hockey League an. Nationaltrainer Patrick Fischer hat sich den Wünschen der Klubs aus der autonomen National League halt zu beugen.

Sven Andrighetto (ZSC) (mitte) bejubelt seinen Treffer zum 2:0 mit Denis Malgin (ZSC), (links) im Spiel der Eishockey National League zwischen den ZSC Lions und dem SC Bern am Sonntag, 27. Oktober 202 ...
Denis Malgin und Sven Andrighetto haben der Nati am Sonntag gefehlt.Bild: keystone

Polemische Frage: Wie viel Einfluss hat eigentlich Präsident Stefan Schärer noch, der doch die Interessen des Verbandes gegenüber der Liga vertreten sollte? Und ergibt es wirklich Sinn, mit einem Team nach Helsinki zu fliegen, das nicht einmal für alle drei Partien zusammenbleiben kann?

Aber verzichten wir auf eine Polemik. Mit diesen vier ZSC-Titanen verliert das Team von Patrick Fischer Tempo und Kreativität (Malgin), Torgefährlichkeit (Andrighetto), Zweikampfstärke, Wasserverdrängung und Einschüchterungsvermögen (Marti) und den Verteidigungsminister (Kukan).

Patrick Fischer stellt alle Sturmlinien neu zusammen. Automatismen, Präzision, Zweikampfstärke und defensive Stabilität gehen zumindest teilweise verloren. Zu viele Ausfälle im Maschinenraum des Schweizer Spiels. Die 2:5-Niederlage ist die logische Folge, bringt aber immerhin zwei Highlights: Servettes Verteidiger Giancarlo Chanton (21) gelingt im dritten Länderspiel der zweite Treffer. Er ist ein hoffnungsvoller Kandidat für die WM 2026 in Zürich und Fribourg. Andres Ambühl (41) bucht in seinem 338. Länderspiel den 55. Treffer und ist immer noch ein Kandidat für die WM 2026. Aber Stéphane Charlin ist gegen Tschechien nur noch ein gewöhnlicher Goalie, kassiert im ersten Drittel drei nicht ganz unhaltbare Treffer und muss seinen Platz Gilles Senn überlassen. Geht es am Ende bei der WM 2026 doch noch nicht ohne Leonardo Genoni?

Immerhin hat der WM-Final 2024 eine positive Nachwirkung: Nationaltrainer Patrick Fischer gerät ob Niederlagen bei Operetten-Länderspielen nicht mehr in Kritik und Polemik. Der erneuerte silberne Ruhm hat seine Autorität gehärtet und gefestigt, und die Grenzen unseres Hockey-Wunders werden nicht mehr ihm angelastet. Sondern den äusseren Umständen, die weder er noch die Hockey-Götter zu ändern vermögen. «Freispruch» für Patrick Fischer also.

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Thomas Meister
10.11.2024 17:32registriert April 2019
Genau richtig, egal ob Fussball oder Eishockey, es ist nicht selbstverständlich dass die CH immer wieder an eine WM oder EM fahren kann (Fussball) oder sich an einer WM die Silbermedaille umhängen kann (Eishockey). Wir sind ein sehr kleines Land, die Möglichkeiten begrenzt und doch spielen wir an der Weltspitze mit. Kompliment an alle die das ermöglichen.
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hocky
10.11.2024 20:00registriert März 2021
Es ist noch nicht lange her, da träumte man in der Schweiz von der Teilnahme am Karjala-Cup. Das Gejammer der ewigen Freundschaftsspiele gegen die Slowaken oder Letten klingen in meinen Ohren noch immer nach. Nein, Länderspiele gegen solche Weltklassenationen sind Gold wert. Von Operetten-Länderspielen kann keine Rede sein. Sonst würden doch nicht hochqualifizierte Journalisten sich Reisen in den kalten Norden antun?
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uicked
10.11.2024 18:42registriert Oktober 2017
Er wird nicht mehr kritisiert, weil sich niemand die Mühe mache will. Väterliwirtschaft wird ihn ewig im Amt halten.
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