Die Hockeywelt ist klein und eine Reise nach Amerika bringt oft überraschende neue Erkenntnisse. Viele Finnen und Schweden verdienen ihr Brot in der NHL. Gewährsleute aus Finnland und Schweden machen auch mal eine Reise nach Übersee.
In Newark sind gute Beizen rar und wer eine kennt, trifft sich dort mit anderen, die auch die gleiche Beiz kennen. Es ist schon angenehmer, beim Essen ein wenig zu plaudern und etwas zu vernehmen, als ständig um irgendwelche Neuigkeiten zu hosentelefonieren.
Überraschend kommt zwischen Vorspeise und Hauptgang die Frage, was von Langnau zu halten sei. Schliesslich stellt sich heraus, dass einer, der mit dem finnischen Kollegen gut bekannt ist, in Langnau unterschrieben hat.
Ja, der Deal sei gemacht. Aber das Management verkünde die Sache noch nicht, weil es offenbar möglich sei, dass Langnau absteigen könnte. Im Falle einer Relegation wäre der Vertrag dann natürlich nichtig.
Nein, nein, da kann der Chronist mit gutem Gewissen beruhigen: Die Abstiegsgefahr sei nur theoretischer Natur. Also: Juuso Riikola (29) hat in Langnau für ein Jahr (die Vertragsdauer ohne Gewähr) unterschrieben. Er wird Sami Lepistö (38) ersetzen, der nach einem Jahr im Emmental nach Finnland zurückkehrt.
Erneut hat Sportchef Pascal Müller seine Hausaufgaben gemacht. Juuso Riikola ist ein kräftiger, zäher und durchaus harter Verteidiger (184 cm/86 kg), der sich in der Organisation der Pittsburgh Penguins durchgebissen (von 2018 bis 2022) hat. Zwischen NHL und Farmteam reichte es für 80 Partien (13 Punkte) oben und 64 Einsätze unten. Wobei die 36 Punkte (1 Tor/35 Assists) aus 64 AHL-Spielen für ein erstaunliches Spielverständnis stehen. Diese Saison hat er in der höchsten schwedischen Liga bei Oskarshamm in 44 Partien 19 Punkte beigesteuert. Die erste Priorität hat in Langnau sowieso nicht das Assistmachen. Sondern die Organisation der Abwehr.
Eines kommt zum anderen und der Kollege aus Schweden, auch grade in Newark, weiss von einem Gerücht zu berichten, das den Chronisten interessieren könnte: Andreas Wingerli in die Schweiz? Es lohne sich, der Sache nachzugehen.
Nun, es braucht am anderen Tag schon ein paar Telefonate. Aber dann zeigt sich: Tatsächlich, der Zauberfloh wird in die Schweiz wechseln. Und zwar zum EV Zug. Wenn der Gewährsmann aus Schweden richtig gehört hat, für zwei Jahre.
Andreas Wingerli ist zu klein und zu leicht für Nordamerika. Das hat er nach einer Saison in der AHL (2021/22) bei den Colorado Eagles gemerkt: 23 Punkte aus 73 Spielen waren zu wenig, um das Interesse eines NHL-Teams zu wecken. Und so hat er diese Saison wieder in seiner schwedischen Heimat gewirbelt. 14 Tore und 18 Assists aus 52 Partien sind zwar keine grandiosen Zahlen. Aber: Mit Plus 25 hatte Zugs neuer offensiver Wirbelwind die beste Plus/Minus-Statistik der Liga. Kein defensiv verantwortungsloser offensiver Egoist also. Das wird Dan Tangnes gefallen.
Ein wenig Polemik sei gestattet: Könnte sich der Titelverteidiger mit seinen vollen Geldspeichern in der Offensive nicht eine etwas grössere ausländische Nummer leisten? Ende der kleinen Polemik.
Ende der Polemik