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Es ist das perfekte Spiel. Wenn wir so wollen ein «Jahrhundert-Spiel» – das Jahrhundert ist ja noch jung. Den Langnauern gelingt alles. Vorne und hinten und auch sonst. Damiano Ciaccio spielt nicht nur stilmässig wie eine Mischung aus Martin Gerber und Dominik Hasek. Das Powerplay läuft in lichten Momenten wie Örgelimusik. Die Schüsse finden den Weg aufs Tor und werden nicht vorher von irgendeinem Schlittschuh oder einer Schulter oder einem Stock noch abgelenkt. Sie treffen präzis wie Laserstrahlen. Unhaltbar für den Meisterhelden Leonardo Genoni, der nach dem vierten Gegentreffer vom Eis geht.
Die Dynamik der Davoser Offensive bricht an Damiano Ciaccio und weil die ersten klaren Chancen nicht verwertet werden, schleicht sich Hektik und Frustration ein. Das HCD-Spiel ist hoch entwickelt und deshalb auch störungsanfällig. Der Schwung verebbt, Langnau kontrolliert bald alles und auf der sich auftürmenden Welle der Begeisterung im ausverkauften Tempel surfen die Emmentaler zu einem 6:0. Während der Schlussphase erheben sich die Zuschauer zur wohlverdienten «Standing Ovation». Hockeyfestspiele im November.
Warum ist Arno Del Curto der charismatischste Trainer im Land? Warum hat er Kultstatus? Weil er authentisch war, ist und bleibt. Er reagiert nie hockeypolitisch korrekt. Deshalb ist er erfolgreich.
Ein gewöhnlicher Trainer hätte nun nach diesem 0:6 den Gegner gerühmt. Darauf hingewiesen, dass Langnau weit unter Wert klassiert sei. Dass die Liga ausgeglichen wie nie sei. Dass es immer schwer sei, in Langnau zu spielen. Diese Fans! Diese Stimmung! Und er hätte natürlich nicht vergessen, darauf hinzuweisen, dass die Davoser ja noch das schwere Champions-League-Spiel vom Dienstag in den Knochen haben. Und dann müsse man auch noch die stundenlange Anreise mit dem Bus aus den Bündner Bergen berücksichtigen.
Arno Del Curto reagiert anders. Ortstermin im Kabinengang des Langnauer Hockeytempels. Arno ist aufgewühlt. Die Niederlage ist ihm eingefahren. Ein vorwitziger Chronist versucht ihn abzulenken: «Ein grosses Langnau, nicht wahr?» Da braust Del Curto auf. «Grosses Langnau? Wollen Sie mich verarschen? Gut, ja, gut war Langnau. Gut, ja, ja, gut. Aber gross? Nein, nein. Wir waren schlecht.» Dann macht er Zeichen an der Wand. «Wenn Langnau sooooooooooo gross ist, also da oben» – er zeigt mit dem Finger hoch oben an die Wand – «dann war der HCD da, ganz unten». Er bückt sich und zeigt auf den Boden.
Nun können wir sagen, Arno Del Curto sei unsportlich. Das sei typisch: Wenn der Grosse verliert, dann war der Grosse schlecht, nicht der Kleine gut. Aber so ist es in diesem Fall nicht. Es ist etwas ganz Anderes: Arno del Curto duldet keine Ausreden. Nicht in Langnau und auch sonst nie. Seine Botschaft ist klar: Wenn wir verlieren, dann sind wir dafür verantwortlich. Wenn es nicht läuft, dann nimmt er sich und die Spieler nicht aus der Verantwortung. Er ist gnadenlos ehrlich zu sich und seinen Spielern.
War Langnau gross? Natürlich war Langnau gross. Es war ja, wie erwähnt, ein «Jahrhundert-Spiel». War der HCD miserabel, so wie es der Trainer suggeriert? Nein, natürlich war der HCD nicht miserabel. Es war nur so, dass jeder im Stadion spürte, auch die Spieler, dass nach dem 3:0 nichts mehr zu machen war, und so resignierte der HCD. Für die Langnauer war es im ausverkauften Tempel auch emotional eine viel wichtigere Partie und so zogen sie gnadenlos durch. Bis zum 6:0. Bis zum «Jahrhundert-Sieg».
Diese Unerbittlichkeit in der Niederlage ist typisch für Arno Del Curto – und für einen anderen grossen Trainer. Lausannes Heinz Ehlers. Auch er ist in der Niederlage schmerzhaft ehrlich. Beispielsweise nach dem 2:6 gegen Lugano am letzten Dienstag. Da war Lausanne bei Weitem nicht so schlecht wie es der Trainer sah. Nun folgte die starke Reaktion: Ein 5:2-Sieg in Bern.
Es wäre keine Überraschung, wenn Davos die nächste Partie gewinnt – und Langnau nicht. Der HCD empfängt heute Abend Servette, die Tigers spielen in Ambri.