Finalissima im NLB-Final: Die Lakers müssen auf Olten hoffen, wenn sie oben bleiben wollen
Wenn wir herauszufinden versuchen, wie gross die Gefahr für die Lakers in der Liga-Qualifikation ist, dann gibt es ein einfaches Mittel. Wir versetzen uns in die Lage von Langnaus Sportchef Jörg Reber, kramen die Kaderliste der Lakers hervor und überlegen, welche Schweizer wir für nächste Saison holen könnten.
Das Resultat ist ernüchternd, ja erschreckend. Nicht für Jörg Reber. Sondern für die Lakers. Wir finden im aktuellen Kader der Lakers vielleicht zwei Schweizer, die für die SCL Tigers eine Verstärkung sein könnten: Torhüter Tim Wolf und Verteidiger Cédric Hächler. Alle anderen Lakers mit Schweizer Pass würden die Langnauer nicht weiter bringen. Weil die SCL Tigers auf den entsprechenden Positionen die besseren Männer haben.
Was lernen wir daraus? Richtig: Langnau hat die besseren Schweizer. Weil in der Liga-Qualifikation nur noch zwei Ausländer eingesetzt werden dürfen, bedeutet diese Ausgangslage: Langnau ist nominell besser als die Lakers. Ja, der kanadische Hitzkopf Chris DiDomenico und der charismatische französische Verteidigungsminister Kevin Hecquefeuille spielen auf Augenhöhe mit den gegnerischen Ausländern – egal, welche zwei seiner fünf ausländischen Arbeitnehmer Trainer Anders Eldebrink einsetzen wird.
Heimvorteil? Trainer?
Selbst der Heimvorteil der Lakers ist eine trügerische Hoffnung. Langnau hat im Finale gegen Olten schon zweimal auswärts gewonnen und sich so die Chance für eine 7. Partie erkämpft. Wer in Olten siegt, kann auch in Rapperswil-Jona triumphieren.
Oder haben die Lakers am Ende mit Anders Eldebrink den besseren Trainer? Ist denn Bengt-Ake «Gus» Gustafsson in Langnau nicht umstritten und hat noch keinen neuen Vertrag? Das ist richtig. Dem geduldigen Schweden wird vorgehalten, er sei an der Bande zu wenig temperamentvoll. Aber wenn die Langnauer die NLB gewinnen, dann brauchen sie in der Liga-Qualifikation keinen Feuerkopf an der Bande. Die Aussicht auf die Rückkehr in die NLA und die Versenkung der Lakers in die NLB ist Motivation genug.
Und «Gus» hat sich schon früher in Langnau bewährt und die Mannschaft zwischen 1999 und 2001 zweimal in der NLA gehalten. Zudem hat er mit einer schwedischen Meisterschaft sowie einem WM-Titel und einem Olympiasieg im gleichen Jahr (2006) klar die besseren Referenzen als Anders Eldebrink. Dessen grösste Taten sind die verlorenen Playoff-Finals an der Bande der Kloten Flyers.
Die fönfrisierten Moggis
Oder gibt es Hoffnung für die Lakers, weil die SCL Tigers zu viele «fette Katzen» im Team haben. Spieler, die lieber Könige in der NLB als Bettler in der NLA sind? Die lieber mit vertretbarem Aufwand in der NLB häufig siegen, als jeden Abend in der höchsten Liga ans Limit zu gehen und doch selten zu siegen? Die Schmetterlinge Claudio und Sandro Moggi werden von boshaften Kritikern zu dieser Fraktion der fönfrisierten Schönwetterspieler gerechnet.
Aber es gibt auch eine andere Sicht der Dinge. Die Verträge der stürmenden Zwillinge laufen in einem Jahr (2016) aus. Ein mittelmässiger NLA-Stürmer ist auf dem Transfermarkt immer mehr wert als ein guter NLB-Spieler. Wollen die beiden ihre Karriere mit gut dotierten Verträgen fortsetzen, dann sollten sie nun in die NLA zurückkehren. Mit Langnau natürlich.
Bleibt noch die Diskussion um die Goalies. Ja, es ist wahr: Damiano Ciaccio ist ein miserabler Stilist und unberechenbar. Er ist zudem 2013 mit Langnau in der Liga-Qualifikation gegen Lausanne abgestiegen. Ein Verlierer. Lakers-Torhüter Tim Wolf ist der bessere Stilist und mindestens so nerven- und kampfstark wie Ciaccio. Aber beide Torhüter haben die gleiche Schwäche: zu viele haltbare Tore. Also auch da kein Vorteil für die Lakers.
Sollten wir nicht auch noch die gleiche Analyse mit dem EHC Olten machen? Nein. Vorerst spare ich mir diese Arbeit. Obwohl ich näher bei Olten als bei Langnau wohne, rechne ich mit einem Sieg der SCL Tigers im 7. Finalspiel morgen Abend.