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Polizei kesselt Teilnehmende an Palästina-Demo in Bern ein

epa12446874 People hold banners and wave Palestinian flags during an unauthorized rally in solidarity with the Palestinian people, in Bern, Switzerland, 11 October 2025. EPA/PETER KLAUNZER
Ein vermummter Block führte den Demozug an.Bild: keystone

Polizei kesselt Teilnehmende an Palästina-Demo in Bern ein

11.10.2025, 15:2911.10.2025, 22:35

In der Berner Innenstadt ist am Samstagnachmittag eine Pro-Palästina-Demonstration eskaliert. Es kam zu mehreren gewaltsamen Konfrontationen zwischen der Polizei und den Demonstrierenden, zudem brach ein Feuer aus. Mehrere Polizei-Einsatzkräfte und Kundgebungsteilnehmende wurden verletzt.

Die Polizei setzte mehrmals Tränengas, Gummischrot und Wasserwerfer ein, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA beobachtete. Einzelne Teilnehmende wiederum warfen Gegenstände auf die Einsatzkräfte. Auf der Online-Plattform X sprach die Polizei zudem von massiver Sachbeschädigung.

epa12447166 Protesters face police officers during an unauthorized rally in solidarity with the Palestinian people, in Bern, Switzerland, 11 October 2025. EPA/PETER KLAUNZER
Demonstrierende und Polizisten beim Berner Bahnhofsplatz.Bild: keystone

Schätzungsweise 5000 Menschen nahmen an der Kundgebung teil. Sie bewegten sich vom Bahnhof in Richtung Bundesplatz und wieder zurück. «Free, free Palestine» und «From the river to the sea», skandierte die Menge, angeführt von einem vermummten Block. Zudem zündeten an der Kundgebung Teilnehmende Feuerwerk und Petarden, auch in Richtung der Einsatzkräfte.

Feuer im Kessel

Ehe die Demonstration wieder auf dem Bahnhofplatz ankam, kesselten die Einsatzkräfte die Spitze des Demonstrationszuges ein. Dabei brach ein Feuer aus, weshalb zwischenzeitlich auch die Feuerwehr im Einsatz stand. Mehrere hundert Personen wurden in Polizeiräumlichkeiten geführt und einer Kontrolle unterzogen, wie die Polizei auf X mitteilte.

Palästina-Demo Bern, 11.10.2025
Polizeifahrzeuge beim Bahnhofplatz in Bern.Bild: watson

Zuvor hatte die Polizei die Teilnehmenden dazu angewiesen, auf dem Bundesplatz zu bleiben. Es werde kein weiterer Umzug toleriert, hiess es. Das Bundeshaus war mit einem mobilen Schutzzaun abgeriegelt, und Seitengassen waren gesperrt. Generell war das Polizeiaufgebot in der oberen Altstadt massiv, auch Korps aus anderen Kantonen standen im Einsatz.

Gleisblockade im Bahnhof verhindert

Die Organisatorinnen und Organisatoren schrieben auf ihrem Telegram-Kanal, dass die Kundgebung erst vorbei sei, wenn sie es entscheiden. Einige hundert Teilnehmende demonstrierten während zahlreicher Auflösungsversuche der Polizei auf dem Bahnhofplatz auch am Abend weiter. Dutzende Grenadiere standen vor dem Haupteingang des Bahnhofs, um eine Gleisblockade zu verhindern. Zudem war der Verkehr weiträumig eingeschränkt.

Im Laufe des Abends zogen laut Polizei die letzten Kundgebungsteilnehmerinnen und -teilnehmer Richtung Bollwerk ab. Ausbruchsversuche aus der Einkesselung seien verhindert worden, die Stimmung habe sich «etwas beruhigt». Gegen 22 Uhr meldete die Polizei die Auflösung der Kundgebung. Allerdings seien mehrere Polizei-Einsatzkräfte und Kundgebungsteilnehmende verletzt worden.

epa12446753 People hold banners and wave Palestinian flags during an unauthorized rally in solidarity with the Palestinian people in Bern, Switzerland, 11 October 2025. EPA/PETER KLAUNZER
Die Demonstration in Bern fand trotz fehlender Bewilligung statt.Bild: keystone

Zur Kundgebung aufgerufen hatten propalästinensische Gruppierungen aus der ganzen Schweiz. Auch linke Bewegungen wie der Klimastreik Schweiz oder die Kommunistische Jugend teilten den Aufruf in den sozialen Medien. Nationale Parteien oder Nichtregierungsorganisationen waren nicht daran beteiligt. Es waren aber Beobachtungsteams von Amnesty International vor Ort.

Stadt pochte auf Gesuch

Für die Demonstration wurde kein Gesuch gestellt. Die Stadt Bern als Bewilligungsbehörde hatte die mutmasslichen Organisatorinnen und Organisatoren vergangene Woche dazu aufgerufen, dies nachzuholen. Ihr sei es ein Anliegen, dass eine solche Kundgebung bewilligt und geordnet durchgeführt werden kann, hiess es von der Stadt. Weil sich auf diesen Aufruf niemand meldete, riet sie von einer Teilnahme ab.

Die Berner Kantonspolizei ihrerseits kündigte an, mit einem Grossaufgebot und mit Verstärkung aus anderen Kantonen vor Ort zu sein. Dies mit Blick auf die erwartete Anzahl Teilnehmender, die geopolitische Lage sowie «vergangene ähnlich gelagerte Kundgebungen».

epa12446751 People hold banners in the colors of the Palestinian flag and wave flags during an unauthorized rally in solidarity with the Palestinian people in Bern, Switzerland, 11 October 2025. EPA/P ...
Die Demonstrations-Teilnehmer führten zahlreiche Palästina-Flaggen mit.Bild: keystone

Schon Ende Mai war eine unbewilligte Demonstration in Bern eskaliert. Sechs Einsatzkräfte und zwei Demonstrierende wurden nach Polizeiangaben verletzt. In zahlreichen Schweizer Städten wurde in den vergangenen Wochen und Monaten gegen die israelische Kriegsführung in Gaza demonstriert, auch als Reaktion auf das Aufbringen der Hilfsflottille durch Israel.

Ausgelöst worden war der Krieg im Gazastreifen durch den Überfall von Kämpfern der palästinensischen Hamas und mit ihr verbündeter Islamisten aus dem Gazastreifen auf Israel am 7. Oktober 2023. Laut Israel wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet. 251 Menschen wurden in den Gazastreifen verschleppt. Seither geht Israel militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums mehr als 67'000 Menschen getötet. (sda)

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385 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Klüso
11.10.2025 16:38registriert Juni 2023
Eine Schande, insbesondere die Tatsache, dass wieder Einsatzkräfte anegriffen werden und Sachschaden angerichtet wird.
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Esox Lucius
11.10.2025 15:46registriert August 2025
ist doch gerade waffenruhe… für was wird wohl als nächstes demonstriert. für beschäftigungstherapie nach der demophase
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Roseli68
11.10.2025 16:20registriert Oktober 2025
Gerne hoffe ich, dass nicht wieder der Steuerzahler für diese Demo zahlen muss sondern die Organisatoren.
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