Also doch. Der Eismeister hatte recht. Das Gerücht stimmt. Chris DiDomenico (30) verlässt Langnau Ende Saison. Langnaus Sportchef Marco Bayer sagt: «Er hat mich am Donnerstagvormittag telefonisch darüber informiert.» Natürlich bedaure er die ganze Sache.
Aber wäre dieser Abgang nicht zu verhindern gewesen? Hatte denn nicht der für den Sportbereich zuständige Verwaltungsrat Karl Brügger dringend angemahnt, den Vertrag mit dem Kanadier noch vor dem Spengler Cup zu verlängern? Fast ein wenig kleinlaut sagt Langnaus in die Bredouille geratener Sportchef: «Wir hatten mit seinem Agenten abgemacht, dass wir die Gespräche nach dem Spengler Cup führen werden.» Mehr könne er dazu nicht sagen. So ist das halt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Nun bestätigen alle Gewährsleute (die ihre Namen natürlich nicht gerne irgendwo lesen), dass Chris DiDomenico auf nächste Saison zu Gottéron wechselt. Er wird ja wohl Langnau nicht offiziell den Verzicht auf eine Vertragsverlängerung ohne Aussicht auf einen neuen Arbeitgeber mitgeteilt haben. Oder doch?
Der geneigte Leser denkt nun, ein Chronist habe es einfach. Er müsse nur die Leute befragen und dann gewissenhaft aufschreiben, was ihm gesagt worden ist.
Wenn es nur so einfach wäre! Der Chronist hat, nachdem ihm noch einmal hoch und heilig und wasserdicht versichert worden ist, dass «DiDo» bei Gottéron bereits unterschrieben hat, bei Gottérons Sportchef und Trainer Christian Dubé nachgefragt. Worauf sich folgendes, leicht gekürzt wiedergegebenes Zwiegespräch ergeben hat:
Chronist: Haben Sie den König der Tiger gestohlen?
Christian Dubé: Ich habe noch nicht entschieden, ob ich für nächste Saison einen ausländischen Center oder Flügel verpflichten werde. Wenn ich mich für einen Center entscheide, ja, dann ist Chris DiDomenico ein Spieler, der für mich interessant sein könnte.
Na kommen Sie – Sie haben ihn schon unter Vertrag genommen.
Nein.
Hey, die Gewährsleute melden in Langnau, dass er bei Gottéron unterschrieben hat.
Das ist unmöglich. Er hat von uns noch nicht einmal eine Vertragsofferte.
Wie ist das denn möglich?
Da müssen Sie nochmals nachfragen.
Ich habe nachgefragt. Er hat unterschrieben.
Okay, ich rufe nun seinen Agenten an und erkundige mich, was das alles soll, wo Chris von uns ja nicht einmal eine Offerte hat.
Dann sagen Sie Derek McCann (DiDomenicos Agent – die Red.) schöne Grüsse von mir.
Werde ich machen.
Es ist jetzt 18.43 Uhr am Donnerstagabend, den 27. Dezember. Einige Zeit später, um 20:18 Uhr. Nochmals ein Anruf bei Christian Dubé, der ausrichtet:
Derek hat mir gesagt, dass man Langnau nur mitgeteilt habe, dass Chris per Ende Saison geht. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Danke. Dann sagt mir also jemand nicht die Wahrheit.
Oder Sie haben mit jemandem gesprochen, der keine Ahnung hat.
Das kann sein und Sie sehen nun, wie schwer das Leben eines Hockey-Poeten ist.
Ja, er hat wirklich ein hartes Leben. Hahaha.
Tja was nun? Wechselt Chris DiDomenico zu Gottéron oder nicht? Es ist schier unmöglich, die Wahrheit herauszufinden. Der Chronist neigt noch immer zur Ansicht: Ja, die Sache mit Gottéron ist geritzt. Christian Dubé hat schliesslich als Sportchef das Anrecht auf die sportliche Notlüge, die von den Hockeygöttern nicht bestraft wird. Er will Ruhe haben und seine ausländischen Arbeitgeber in den kommenden schweren Wochen nicht verunsichern.
Wenn dann die Saison gelaufen ist oder die Playoffs erreicht sind, kann er immer noch offiziell die Verpflichtung DiDomenicos verkünden – und kein Mensch wird mehr Fragen stellen. Nur der Chronist wird ihn mindestens um ein Freibier bitten.
Und wenn Dubé die Wahrheit und nichts als die Wahrheit gesagt hat? Wohin wechselt dann Chris DiDomenico? Da der Chronist ein seriöser ist und die Gerüchtemacherei meidet wie der Teufel das geweihte Wasser, verzichtet er auf jegliche Spekulationen.
Theoretisch gibt es für Chris DiDomenico, wenn wir Gottéron nicht mitzählen, immerhin die Möglichkeit von zehn möglichen neuen Arbeitgebern in der National League. Dass er irrtümlich nicht bei Fribourg, sondern beim EHC Freiburg im Breisgau (zurzeit auf Platz 5 der zweithöchsten Deutschen Liga) unterschrieben hat, können wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschliessen.
Mittlerweile gibt es ja da draussen so einige „Zaugg-Lästerer“. Das war jetzt ein Meisterwerk.
Gut recherchiert, amüsant geschrieben und einigen wieder einmal gezeigt, dass du über ein grossartiges Netzwerk verfügst! 😉
Um in deinen Worten zu schliessen:
Bayer und DiDo haben sich entschieden, nicht Meister zu werden!😅😂😂