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Der smarte Spieleragent Daniel Giger reibt sich die Hände. Er hat nun gleich zwei seiner Spezies wieder Arbeit verschafft. Hans Kossmann konnte er bis Ende der nächsten Saison als Trainer in Ambri platzieren. Und nun Doug Shedden immerhin bis im Frühjahr in Lugano.
Was dürfen wir erwarten? In einem Satz: Grandiose Unterhaltung, aber keinen Titel. Doug Shedden ist ein Hexenmeister der Selbstdarstellung. Er ist mehr als ein Bandengeneral. Er ist ein Showmaster und Alleinunterhalter. Er lässt den Spielern Freiheiten, wenn es läuft und wenn es nicht läuft, dann kommt seine Kritik zum Gaudi der Chronistinnen und Chronisten auch ausserhalb der Garderobe fadengerade.
Nur schade, dass er noch nicht perfekt Italienisch spricht. Trotzdem wird er bald von einer Polemik in die nächste stolpern und der Darling der buntscheckigen Tessiner Medienwelt werden. Er ist ein bisschen Hanspeter Latour, ein bisschen Marco Schällibaum, ein bisschen Arno Del Curto.
An dieses schonungslose verbale Spiel auf den Mann müssen sich in Lugano erst einmal alle gewöhnen. Immerhin behandelt er alle gleich. Stars schont er so wenig wie Hinterbänkler. Damien Brunner, den charismatischsten Egoisten unter den Spielern, kennt er schon aus seiner Zeit in Zug und dort ist er mit ihm bestens gefahren. Und in Zug hat Shedden auch bewiesen, dass er sich als Vollgas-Kommunikator nicht so schnell abnützt. Er ist dort erst in der 6. Saison gefeuert worden.
So wie Jesus den Tempel von den Geldwechslern und Händlern reinigen musste, so obliegt es nun Doug Shedden, den «Hockey-Golfclub» Lugano wieder seiner wahren Bestimmung zuzuführen und die Wohlfühl-Oase unter Palmen in ein Sportunternehmen mit Leistungskultur zu verwandeln. Bei dieser immensen Herausforderung hat er den Vorteil des «Quereinsteigers».
Anders als seine zuletzt gescheiterten Vorgänger John Slettvoll, Larry Huras, Ivano Zanatta, Kenta Johansson, Philippe Bozon oder Patrick Fischer hat er keine Vergangenheit in Lugano. Er ist weder durch zu viel Geld noch durch alte Freundschaften «verdorben» und altersmild ist er auch nicht. Er kann auf einem weissen Blatt Papier neu beginnen.
Bisher konnten sich die Stars dank ihrer Nähe zur Chefin darauf verlassen, dass am Ende des Tages der Trainer jedes Machtspiel verloren hat. Präsidentin Vicky Mantegazza waren die Stars bisher immer näher als der Trainer. Zuletzt hat die Milliardärin mit Patrick Fischer gar jenen Trainer gefeuert, dem sie mag wie keinen seiner Vorgänger und dem sie den Vertrag demonstrativ bis 2018 verlängert hatte.
Aber Patrick Fischer machte den Kardinalfehler, Damien Brunner unter die Wolldecke zu stecken. Das ist Doug Sheddens Glück: die Chefin wird ihm zumindest anfänglich stützen und die Klagen der Stars nicht erhören. Und er weiss, wie er mit Damien Brunner umgehen muss. Wie skandinavische Stars «funktionieren», weiss er aus dreijähriger Erfahrung in Helsinki (2005 bis 2008) und als finnischer Nationaltrainer (WM-Bronze 2008) auch.
Doug Shedden ist ein fähiger Bandengeneral, der dem gegnerischen Coach in der Regel die Wechsel aufzuzwingen versteht und gerade in diesem Bereich seinem Vorgänger Patrick Fischer himmelhoch überlegen ist. Er hat allerdings die Schwäche aller nordamerikanischen Bandengeneräle: er forciert die besten Spieler zu stark.
In Zug ist die Mannschaft im Halbfinal fünfmal hintereinander mit leeren Tanks stehen geblieben und er ist in zehn Jahren als Cheftrainer in Europa nur einmal in den Final gekommen und noch nie Meister geworden.
Nun hat er in Lugano eine so gut besetzte Mannschaft, dass er nicht einzelne Spieler über Gebühr forcieren muss. Aber vielleicht tut er es ja dann doch. Doch so oder so wird mindestens vorübergehend ein Ruck durch Lugano gehen. Die Mannschaft ist auf dem Papier gut genug, um die Meisterschaft zu gewinnen und wenn es ab und zu ein wenig Probleme mit den Torhütern geben sollte – das ficht den Kanadier nicht an. Mit Lottergoalies hat er in Zug jahrelang leben gelernt.
Lugano ist eine grosse Mannschaft. Doug Shedden ist zwar auch noch nicht der grosse Trainer, den diese grosse Mannschaft eigentlich brauchen würde. Aber er ist ein paar Nummern grösser als sein Vorgänger Patrick Fischer. Ich erwarte nicht, dass er Meister wird. Aber in Zug hat er fünfmal in Serie die Halbfinals erreicht. Da müsste es doch möglich sein, für Lugano erstmals seit 2006 wieder einmal eine Playoffs-Serie zu gewinnen.