Zwar mag bei Servette den Transfer niemand bestätigen. Aber absolut verlässliche Gewährsmänner aus Finnland melden: Es ist vollbracht, definitiv, in trockenen Tüchern und genietet und genagelt: Der finnische Riese, Olympiasieger und Weltmeister zügelt für ein Jahr nach Genf und ist Servettes sechster Ausländer. Das bedeutet: So viel Talent und Erfahrung auf der Ausländerposition hatte noch nie ein Klub.
Servette, 1905 gegründet, war noch nie Meister. Und seit dem Triumph des HC La Chaux-de-Fonds 1973 (also seit bald einem halben Jahrhundert) wartet das Welschland auf den nächsten Meistertitel. Servette war in den verlorenen Finals von 2008 und 2010 der Meisterschaft nahe.
Ob die Genfer Meister werden, ist höchst ungewiss. Aber im Falle eines Falles werden wir im Rückblick sagen: An der Erfahrung und dem Talent des ausländischen Personals lag das Scheitern nicht.
Sportchef Marc Gautschi hat im Sommer 2020 den wohl heikelsten Job in unserem Hockey übernommen: die Nachfolge von Chris McSorley. Der Kanadier hatte ab 2001 aus dem damaligen NLB-Klub das vielleicht beste Sportunternehmen der Westschweiz gemacht.
Wie tüchtig der Sportchef ist, lässt sich – natürlich – an den Resultaten ablesen. Und an der Qualität der Ausländer.
Chris McSorley hat noch Verteidiger Henrik Tömmernes (31) und Stürmer Daniel Winnik (37) nach Genf geholt. Der Schwede gilt weithin als bester Einzelspieler der Liga und der Kanadier wird als «Tom Brady des Hockeys» gerühmt, weil er mit 37 so dominant ist wie der Football-Quarterback mit 44.
Unter Marc Gautschi (39) hat Servette 2021 den Final gegen Zug erreicht und der Berner hat vier weitere Ausländer nach Genf geholt: Verteidiger Sami Vatanen (31) sowie die Stürmer Valtteri Filppula (38) im Laufe der letzten Saison und nun neu Linus Omark (35) und eben Teemu Hartikainen (32).
Teemu Hartikainen ist ein Titan von Gestalt und Ruf: Als produktiver Leitwolf letzte Saison Olympiasieger (7 Punkte) und Weltmeister (6 Punkte) mit Finnland und in den letzten 9 Jahren 419 Punkte in 561 KHL-Partien.
𝐉-𝟓𝟏 avant le début de la saison 🙌
— Genève-Servette HC (@officialGSHC) July 27, 2022
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Servettes sechs Ausländer bringen die Erfahrung aus 2738 NHL-Partien, 1037 KHL-Partien, 105 WM-Einsätzen, drei Olympiasiegen und vier WM-Titeln aufs Eis. Mehr geht nicht. Ach, wie könnte so viel Talent und Erfahrung auch das grösste Publikum Europas in Bern verzücken!
Erst einmal hat ein Klub auf den Ausländerpositionen auf diese Art und Weise die Konkurrenz in den Schatten gestellt: Fribourg-Gottéron mit Slawa Bykow und Andrej Chomutow (9 WM-Titel, 5 Olympiasiege, 84 WM-Einsätze).
Es reichte für die drei verlorenen Finals von 1992 (gegen den SCB), 1993 und 1994 (gegen Kloten). Aber nie zum Titel. Weil die Schweizer und der Torhüter nicht gut genug waren. Das Publikum war trotzdem begeistert.
Also lautet die Frage: Sind nun bei Servette die Schweizer und die Goalies gut genug für den Titel? Wahrscheinlich nicht. Aber Marc Gautschi ist trotzdem der meistunterschätzte Sportchef unseres Hockeys.
Gibts noch ein Team ohne Finnen? ;)