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Mehr Ungemach für Hockey Canada – Missbrauchs-Klägerin spricht öffentlich

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Der kanadische Eishockeyverband wird in ein immer schlechteres Licht gerückt.Bild: IMAGO / ZUMA Press

Missbrauchs-Klägerin spricht öffentlich – und stellt Hockey Canada vor weitere Probleme

Erstmals seit der Missbrauchs-Fall rund um den kanadischen Hockey-Verband ans Licht gekommen ist, meldet sich die Anklägerin zu Wort. Es droht mehr Ungemach für Hockey Canada.
03.08.2022, 17:46
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Der Missbrauchsfall rund um acht mutmassliche Nachwuchs-Eishockeyspieler hält Kanada weiterhin in seinem Bann. Nachdem vergangene Woche Verantwortliche des kanadischen Eishockeyverbands (Hockey Canada) sich erneut vor einem Regierungsausschuss verantworten mussten, hat sich nun die Anklägerin über ihren Anwalt erstmals an die Öffentlichkeit gewandt.

Die Frau, die anonym bleiben möchte und im Bericht der Zeitung «Globe and Mail» nur E. M. genannt wird, sagt: «Es war schwer mitanzusehen, wie die Geschichte nur in Teilstücken und nie als Ganzes erzählt wurde.» Sie habe nie diese Aufmerksamkeit gewollt, es sei ihr lediglich darum gegangen, zu erreichen, dass Handlungen auch Konsequenzen hätten und eine gewisse Verantwortlichkeit herrsche.

Für Hockey Canada könnten die Aussagen der Anklägerin weitere Unannehmlichkeiten bringen. Der Verband behauptete nämlich in ersten Statements, nachdem der Fall öffentlich bekannt geworden war, dass sich die Anklägerin damals weigerte, mit der Polizei zu kooperieren. E. M. und ihr Anwalt Rob Talach stellen nun klar, dass dies eine Falschinformation sei.

Seine Klientin habe 2018 mit der Polizei von London (Ontario) kooperiert und werde dies auch weiterhin tun, erklärte Talach. Die Polizei hat die Ermittlungen in diesem Fall unlängst wieder aufgenommen und E. M. habe sich vergangene Woche nicht nur mit der Polizei ausgetauscht, sondern sich dort auch einer polygrafischen Befragung (im Volksmund: Lügendetektor) unterzogen. Diese habe ergeben, dass die Anklägerin in der Sache bislang nie gelogen oder Falschinformationen verbreitet habe.

Solche Lügendetektor-Tests können in Kanada nicht vor Gericht verwendet werden. Sie haben auch keine Aussagekraft darüber, ob die verdächtigten Spieler tatsächlich glaubten, dass sie die sexuellen Handlungen im gegenseitigen Einverständnis vollzogen. Talach sagt, es seien einfach zusätzliche Informationen, die seine Klientin zur öffentlichen Debatte habe beisteuern wollen.

Neben der Polizei von London habe auch Hockey Canada die intern beauftragten Ermittlungen wieder aufgenommen. E. M. habe aber nicht vor, beim Verband zur Befragung aufzutauchen. «Meine Klientin hat acht Seiten an Aussagen, fünf Seiten an Fotos und viereinhalb Seiten an SMS zur Verfügung gestellt. Wir haben mehrfach mit der Polizei gesprochen – wie oft soll sie das noch machen müssen?», erklärt ihr Anwalt die Beweggründe.

Talach und E. M. erklären, dass sie nach dem Missbrauchsvorfall vier Tage brauchte, um sich zu überwinden, am 22. Juni 2018 dann aber zur Polizei ging und dort Anzeige erstattete. Dass die Polizei die Ermittlungen im Februar 2019 ohne Anklage beendete, sei ein Rückschlag gewesen, den die Klientin erst einmal habe verdauen müssen. Deshalb habe es drei Jahre gedauert, bis E. M. eine Zivilklage einreichte.

Im April dieses Jahres ging E. M. zum Ontario Superior Court und machte genau dies gegen die acht beschuldigten Spieler, den kanadischen Hockeyverband und die CHL. Die Parteien einigten sich aussergerichtlich. Hockey Canada zahlte der Frau eine Abfindung in Millionenhöhe.

In der Folge wandten sich diverse Sponsoren vorübergehend vom kanadischen Verband ab. Regierungsvertreter befragten die Verantwortlichen von Hockey Canada und einige forderten gar den Rücktritt von Verbands-CEO Scott Smith. Dieser weigerte sich jedoch mit der Begründung: «Ich will verantwortlich sein, Hockey Canada an einen besseren Ort zu bringen.» (abu)

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