Ersatzausländer Saku Mäenalanen kostet die SCL Tigers brutto gut und gerne 600'000 Franken. Die beiden ersten Partien mit dem finnischen Weltmeister und Olympiasieger haben die Langnauer gegen Ambri (2:3 n. V.) und in Rapperswil-Jona (3:6) verloren. Am letzten Freitag sind Saku Mäenalanen (29) und Captain Harri Pesonen (35) krank geworden. In Biel und gegen Gottéron mussten die Emmentaler ohne ihre beiden teuersten Ausländer antreten – und haben die Krise überwunden und den letzten Platz an Ajoie abgegeben: In Biel siegten sie nach Penaltys 2:1 und gegen Gottéron holten sie einen Punkt (1:2 n. V.).
Wie kann es sein, dass es ohne Harri Pesonen und Saku Mäenalanen besser läuft? Statt Geld und Geist (was im Emmental jeder versteht) heisst es etwas moderner und aufs Hockey bezogen: Disziplin statt Dollars. Weil zwei ausländische Leitwölfe vorne fehlten, hat jeder in allen drei Zonen defensiv konzentrierter und einfacher gespielt, weniger riskiert, die Fehlerquote reduziert – und siehe da: Es funktioniert.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Durch das Fehlen der beiden finnischen Weltklassespieler sind gut 30 Minuten Eiszeit neu vergeben worden. Joël Salzgeber (22) sass in Rapperswil-Jona mit 3:24 Minuten Eiszeit noch am Katzentisch, nun hat er nacheinander 11:11 und 9:29 Minuten Eiszeit bekommen. Bei Patrick Petrini (21) führte die Absenz der beiden Finnen in den Partien gegen Biel und Gottéron zu einer Steigerung der Eiszeit von 6:56 auf 14:59 Minuten.
NHL-Draft Jiri Felcman (18), gerade aus Chicago zurückgekehrt (wo er im Camp war), durfte erstmals mit einer Ausländer-Lizenz in der höchsten Liga stürmen und bekam gut 10 Minuten Eiszeit. Der tschechische Junioren-Internationale wird nächste Saison eine Schweizer Lizenz bekommen und kann bis 2026 in der Schweiz nur für Langnau oder im Farmteam spielen. Voraussichtlich wird ihn Chicago erst übernächste Saison in die NHL holen. Diese drei Nachwuchstalente kassierten in den beiden Partien in Biel und gegen Gottéron keinen Gegentreffer.
Es geht hier um eine Momentaufnahme. Um 2 von 52 Partien. Auf Dauer würde es ohne Harri Pesonen und Saku Mäenalanen nicht besser laufen. Kommt dazu: Biel und Gottéron sind nominell besser als die SCL Tigers, die Emmentaler konnten sich auf die Defensive und schnelle Konter konzentrieren. Das macht die Besinnung auf die einfachen Werte, auf die Defensive, auf disziplinierte Spielweise einfacher.
Und doch provoziert diese Momentaufnahme die Frage: Könnten wir am Ende mit unseren eigenen Spielern fast so weit kommen wie mit zwei Ausländern, die zusammen über eine Million kosten? Mit mutiger Nachwuchsförderung Millionen sparen?
Diese Frage kommt zum richtigen Zeitpunkt. Verbandsportdirektor Lars Weibel ist nämlich fleissig. Es gilt, beim neuen Verbandspräsidenten Stefan Schärer einen guten Eindruck zu machen. Er hat letzte Woche den Geschäftsführern der NL-Klubs Reformvorschläge unterbreitet. Mit der Bitte um Feedback.
Die Idee: Die Klubs per Reglement zur Förderung der jungen Spieler zwingen. Im Wesentlichen sieht dieser Vorschlag so aus.
Bereits ist eine lebhafte Diskussion im Gang. Ein sehr einflussreicher Bürogeneral aus der National League bezeichnet diese Vorschläge als baren Unsinn. Er hat ein gutes Argument: Wenn jeder Klub brauchbare U23-Spieler zwingend auf dem Matchblatt benötigt, entsteht ein neuer Markt für junge Spieler: Die Preise für Nachwuchstalente dürften sich im Quadrat erhöhen.
Inzwischen gibt es interessante Gedankenspiele zu diesem Vorschlag: kein Zwang. Aber Ende Saison die Eiszeiten der U23-Spieler zusammenzählen (was kein Problem ist: die Einsatzzeiten aller Spieler werden offiziell von der Liga erfasst) und dann aus dem Topf der zentralen Liga-Vermarktung (mit gut drei Millionen gefüllt) entsprechende Prämien ausschütten. Wer die Jungen am meisten fördert, bekommt am meisten Geld.
Es gibt allerdings ein Problem: Die National League ist inzwischen juristisch vom Verband unabhängig. Verbandsportdirektor Lars Weibel kann Vorschläge machen. Er hat aber keinerlei Möglichkeiten, die Liga zu Reformen zu zwingen. Seine Vorschläge werden voraussichtlich beim nächsten Meeting der NL-Klubgeneräle Ende Monat diskutiert. Umgesetzt könnten sie durch Beschluss des Liga-Verwaltungsrates werden. Sofort für nächste Saison mit qualifiziertem und für übernächste Saison mit einfacher Mehrheit.
Die Chancen sind allerdings minimal. Die Klubs der National League lehnen solche Eingriffe in die Handlungsfreiheit rundweg ab. Erst recht, wenn die Vorschläge von Verbandsseite kommen.
Aber ein wenig gibt es schon zu denken, wenn sich ein Team wie Langnau ohne die zwei teuersten Ausländer, aber mit mehr Eiszeit für die jungen Talente aus der Krise spielt. Am Dienstag sollten Saku Mäenalanen und Harri Pesonen gegen Ajoie wieder fit sein. Das bedeutet: Joël Salzgeber und Patrick Petrini werden weniger Eiszeit bekommen und Jiri Felcman wird nicht eingesetzt. Was, wenn Langnau unter diesen Voraussetzungen gegen Schlusslicht Ajoie nicht gewinnt?